Norwegen winkt mit lukrativen Investments
Ja, es gibt sie: Nationen ohne wirtschaftliche Probleme. Wie Norwegen. Das Land ist in der Eurokrise ein sicherer Hafen für Anleger – solange der Ölpreis stabil bleibt.
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von Oliver Ristau
Der Golf von Mexiko und die Nordsee unterscheiden sich nicht nur klimatisch, sondern auch in der Art, wie in den beiden Gewässern nach Öl und Gas gebohrt wird. Während die britische BP wegen der explodierten Bohrinsel im Golf von Mexiko derzeit ein Fiasko erlebt, konnte die norwegische Ölfirma Statoil kürzlich Entwarnung geben. Obwohl es auch auf der Plattform Gullfaks C vor der Küste Norwegens Ende Mai zu Problemen kam, lief kein Öl ins Meer.
Nirgendwo gibt es für die Bohrung nach Bodenschätzen vor den Küsten strengere Vorschriften als im norwegischen Kontinentalschelf. Nach Auskunft von Statoil hat die einheimische Industrie für die Entwicklung technischer Innovationen zum Schutz vor Ölkatastrophen in den vergangenen fünf Jahren rund 300 Millionen Kronen (rund 40 Millionen Euro) ausgegeben.
„Die Auflagen sind ein indirekter Innovationstreiber für die Förderindustrie“, erklärt Mark Schumann, Fondsmanager und Skandinavien-Experte bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS. „Deshalb sind die heimischen Fördertechnologieunternehmen anspruchsvoller aufgestellt als anderswo auf der Welt.“ Eric Bruce, Analyst der Nordea-Bank aus Oslo, ergänzt: „Der spezialisierte Anlagenbau in diesem Segment ist nicht nur sehr innovativ, sondern auch wettbewerbsfähig und exportstark.“ So fragt Rohstoffriese Russland für seine Öl- und Gasoperationen fleißig norwegische Bohrtechnik nach.
Die Technologieführerschaft in der Explorationstechnik ist auch für Investoren am norwegischen Aktienmarkt bedeutsam. Von den 25 Titeln des Standardwerteindex OBX hängen mehr als zwei Drittel direkt oder indirekt am Öl- und Gasgeschäft. Dazu zählt auch die Schiffsindustrie, die auf Offshore-Einsätze spezialisiert ist. Allein Öl- und Gasprimus Statoil geht mit einer Gewichtung von 25 Prozent in den OBX ein. Innovative Branchen außerhalb des fossilen Sektors sind dagegen Mangelware. Ausnahmen bilden Firmen wie der Solarspezialist REC und der Pfandautomatenhersteller Tomra.
Der Öl- und Gassektor ist nach Berechnung der norwegischen Zentralbank für mehr als ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich. Solange der Ölpreis einigermaßen stabil bleibt, sei Norwegens Volkswirtschaft gut positioniert, sagt Nordea-Analyst Bruce. „Erst wenn er unter 40 Dollar fällt, wird die Abhängigkeit ein Problem.“
Wie sensibel Norwegen auf den Ölpreis reagiert, zeigten die letzten Wochen. Mit dem Einbruch der Notierungen ab Mitte Mai gingen nicht nur die Aktienindizes in die Knie, sondern auch die Norwegische Krone, die seit Anfang des Jahres gegenüber dem Euro um mehr als acht Prozent an Wert gewonnen hatte. Innerhalb von zwei Tagen büßte sie zwei Drittel dieses Zuwachses wieder ein. „Wer sich vor einem Totalabsturz der Wirtschaft retten will, ist auch mit Norwegen nicht gut beraten“, gibt Cyrus de la Rubia, Analyst bei der HSH Nordbank zu bedenken. „Dann rutschen Ölpreis und Norwegische Krone im Gleichschritt ab.“
Anleger, die sich vor einem solchen Szenario nicht fürchten, finden in Norwegen dagegen ein grundsolides Investitionsziel. „Die norwegische Wirtschaft war deutlich geringer von der Weltfinanzkrise betroffen als der Rest Europas“, sagt Bruce. Aufgrund einer robusten Konsumentennachfrage sackte das Bruttoinlandsprodukt 2009 „nur“ um 1,5 Prozent ab. Zum Vergleich: Die Nachbarn Dänemark und Schweden mussten ein Minus von fast fünf Prozent hinnehmen. Und auch für 2010 und 2011 zeichnet Nordea mit 2,1 und 2,2 Prozent Wachstum ein klar freundlicheres Bild als für die Eurozone. Die Norweger, so die Erwartung, werden stärker von der globalen Erholung profitieren als die EU. Das gilt auch, obwohl laut Bruce das Wachstum im ersten Quartal mit 1,0 Prozent „enttäuschend“ verlief. Der harte Winter hatte einen stärkeren Anstieg der Bautätigkeit verhindert und wohl auch die Konsumlaune gedrückt.
Dank üppig sprudelnder Öleinnahmen erwirtschaftet der Staat Jahr für Jahr neue Budgetüberschüsse, selbst in kritischen Zeiten wie 2009, als ein Plus von rund 400 Millionen Euro zu Buche stand – der niedrigste Gewinn seit fünf Jahren. Einen Teil davon investiert die Zentralbank im Government Pension Funds (GPF), der mit einem Volumen von mehr als 2,7 Billionen Kronen (rund 300 Milliarden Euro) zum 31. März 2010 der zweitgrößte Staatsfonds der Welt war. Um einer drohenden Aufwertung der heimischen Währung vorzubeugen, darf er nur in ausländische Wertpapiere anlegen.
Mit der wirtschaftlichen Erholung hat die Zentralbank auch die Leitzinsen wieder merklich angehoben, auf zuletzt 2,0 Prozent. Nordea-Analyst Bruce erwartet bis 2012 einen Anstieg auf 3,25 Prozent. „Auch wenn Norwegens Währung schon gut gelaufen ist – für die Zukunft erwarten wir noch Zuwächse.“ „Sinn der norwegischen Geldpolitik ist nicht, Anleger anzulocken“, ist HSH-Banker de la Rubia überzeugt. „Sie ist vielmehr Ausdruck, dass die Konjunktur gut läuft.“ Ohne eine solche Zinspolitik drohe die „Überbewertung und Blasenbildung bei anderen Vermögensklassen“. Solche Sorgen sind bei norwegischen Staatsanleihen fehl am Platz. Sie zählen wegen der soliden Finanzen des Landes weltweit zu den Anlagen der höchsten Güteklasse. Für den Staat, der eigentlich keine externe Finanzierung nötig hat, sei die Emission solcher Obligationen „ein Service an den Markt“, so Bruce. Allerdings findet im Euroraum kaum ein Handel mit den seltenen Bonds statt – unterhalb fünfstelliger Beträge schon gar nicht. Bei einer Neuemission wandert das Gros nahezu vollständig in die Depots institutioneller Anleger und bleibt auch dort.
Wer in die Norwegische Krone investieren will, kann auf Währungsanleihen heimischer Emittenten zurückgreifen. Beispiele sind die Kreditanstalt für Wiederaufbau und das Bundesland Nordrhein-Westfalen, die sich in der skandinavischen Währung verschuldet und dafür entsprechende Bonds ausgegeben haben. Für Anleger, die von der Stärke der Währung profitieren wollen und nach Aktienengagements Ausschau halten, kommen insbesondere Titel in Betracht, deren Aktivitäten sich im Binnenmarkt abspielen und damit im Währungsraum der Krone. Dazu zählen im OBX vertretene Banken wie DNB Nor sowie Nahrungsmittel- und Konsumgüterhersteller. Energie- und Werftunternehmen rechnen dagegen das Gros ihrer Geschäfte in Fremdwährungen ab und sind damit wesentlich anfälliger für Dollar- und Euroschwankungen.
Corporate und Covered Bonds sind weitere Optionen für Anleger, die in Norwegen investieren. Die Renditen bewegen sich bei den Standardwerten bestenfalls bei gut drei Prozent – wie im Fall des Telekomkonzerns Telenor. Statoil-Bonds bieten kaum mehr als zwei Prozent. Kein Wunder: Auch die Investoren schätzen die Sicherheit, die das Öl- und Gasunternehmen bietet – nicht nur in puncto Bohrungen.
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Investor-Info
Nordea-1 Norwegian Bond NOK Anleihen mit Währungskick
Für Investitionen in Staatsanleihen und weitere solide Rentenpapiere aus Norwegen ist der Nordea-Bondfonds (ISIN: LU 008 720 991 1) eine attraktive Wahl. Im laufenden Jahr beträgt die Rendite 3,2 Prozent. In den vergangenen 24 Monaten bescherte der von Harald Willersrud betreute Fonds seinen Anlegern ein Plus von mehr als 15 Prozent. Der Fonds ist zu 93 Prozent in Norwegischen Kronen investiert und für Anleger interessant, die von einer weiteren Aufwertung der Krone ausgehen.
Nordea-1 Norwegian Equity Fund Breiter Aktienmix
Der in Norwegischen Kronen investierte Nordea-Aktienfonds ist trotz seiner Gewichtung des Energiesektors von 33 Prozent weniger stark öl- und gasabhängig als der Aktienindex OBX und damit für Anleger interessant, die auf die Binnendynamik Norwegens setzen wollen. Topwerte sind Telenor, die DnB-Bank und natürlich Statoil. Der von Robert Lingaas gemanagte Fonds kann sich über einen Wertzuwachs von über 100 Prozent innerhalb der vergangenen zwölf Monate freuen. Zuletzt lief der Fonds eher mäßig. Anleger sollten bei einem Kauf eine weitere Schwächephase des Aktienmarkts abwarten.
Anleihen Norwegische Kronen ins Depot
Wer auf eine Aufwertung der Krone setzen will, kann sich Währungsanleihen von Banken und öffentlichen Schuldnern ins Depot legen. So hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau verschiedene Bonds mit Laufzeiten bis 2015 begeben, die Renditen zwischen 2,0 und 3,5 Prozent bringen (ISIN: XS 049 626 614 8, XS 027 653 049 9). Nachteil ist die Mindestzeichnungsgröße von 10.000 Euro. Attraktiv erscheint eine bis 2015 laufende Anleihe der Landwirtschaftlichen Rentenbank (ISIN: XS 048 071 406 1) mit einem Kupon von 3,75 Prozent und einer aktuellen Rendite von mehr als drei Prozent. Anleger sind ab 1000 Euro dabei. Der Markt ist laut Händlern aber sehr eng. Staatsanleihen sind solide, bieten aber eine Rendite von nur ein bis zwei Prozent und sind über die Börse nur schwer zu beschaffen. Die Hausbank kann hier sicher helfen. Anleger sollten aber nach den Gebühren fragen.
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Bildquellen: Stephanie Hofschlaeger/Pixelio
Nachrichten zu Telenor ASA
Analysen zu Telenor ASA
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21.03.2013 | Telenor ASA kaufen | Deutsche Bank AG | |
17.12.2012 | Telenor ASA buy | Nomura | |
30.11.2012 | Telenor ASA neutral | Exane-BNP Paribas SA | |
15.11.2012 | Telenor ASA buy | UBS AG | |
15.11.2012 | Telenor ASA buy | Nomura |
Datum | Rating | Analyst | |
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21.03.2013 | Telenor ASA kaufen | Deutsche Bank AG | |
17.12.2012 | Telenor ASA buy | Nomura | |
15.11.2012 | Telenor ASA buy | UBS AG | |
15.11.2012 | Telenor ASA buy | Nomura | |
06.11.2012 | Telenor ASA buy | UBS AG |
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30.11.2012 | Telenor ASA neutral | Exane-BNP Paribas SA | |
24.10.2012 | Telenor ASA equal-weight | Morgan Stanley | |
11.10.2012 | Telenor ASA neutral | Exane-BNP Paribas SA | |
20.09.2012 | Telenor ASA equal-weight | Morgan Stanley | |
17.09.2012 | Telenor ASA equal-weight | Morgan Stanley |
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