Zollkonflikt: Hoffnungsschimmer im Handelsstreit
Nach der Annäherung zwischen den USA und der EU scheinen die bedrohlichen Autozölle für deutsche Hersteller zunächst abgewendet. Gelöst ist das Problem damit längst nicht.
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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Mit Kursgewinnen haben die Börsen auf die vorläufige Entspannung im Handelskonflikt zwischen der EU und den USA reagiert. Vor allem Autoaktien wie BMW, Daimler und Volkswagen legten teilweise um bis zu fünf Prozent zu und zogen den gesamten DAX nach oben. Auch Stahltitel zogen deutlich an. Noch Mitte der Woche hatten führende US-Autohersteller wie Ford und General Motors ihre Geschäftsprognosen gesenkt, weil sie die Folgen des Zollkonflikts immer stärker zu spüren bekommen.
Daimler-Chef Dieter Zetsche reagierte auf die Einigung vorsichtig. "Wenn die weitere Entwicklung diesen Ankündigungen folgt, dann sind das ohne Zweifel sehr erfreuliche Nachrichten", sagte er, warnte aber gleichzeitig davor, dass sich die Nachrichtenlage zur Handelspolitik zuletzt häufig geändert habe. In diesem Sinn äußerten sich auch Vertreter des Autoverbands VDA und der Industrieverbände BDI und DIHK sowie des Außenhandelsverbands BGA.
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump hatten sich bei ihrem Treffen in Washington überraschend darauf geeinigt, vorerst auf Sonderzölle für europäische Autos zu verzichten. Dafür sollten Verhandlungen über den Abbau von Handelsschranken in die Wege geleitet werden. Dabei soll es vor allem um einen umfassenden Abbau von Industriezöllen gehen. Ziel ist der Abschluss eines neuen Freihandelsabkommens. Die Europäer sicherten Trump zu, mehr Sojabohnen und Flüssiggas aus den USA zu importieren.
Positiv überrascht von den Ergebnissen zeigte sich der Außenwirtschaftsexperte des Ifo- Instituts, Gabriel Felbermayr. Er erwartet nun konstruktive Verhandlungen zum Abbau von Handelsbarrieren, warnte aber gleichzeitig vor einem "erheblichen Konfliktpotenzial", insbesondere auch innerhalb des europäischen Lagers. Der Handelsstreit sei bei Weitem noch nicht entschärft. Da die bedrohlichen Autozölle zunächst abgewendet scheinen, schwächten sich aber die Konjunktursorgen etwas ab.
"70 zu 30, dass es gut geht"
Die Perspektiven für Autoaktien haben sich trotz der Unsicherheit wieder aufgehellt, wie eine Umfrage von €uro am Sonntag unter führenden Auto- Analysten ergab. "Kein Mensch weiß, wie lange die Entspannung geht und ob das jetzt schon der endgültige Durchbruch ist", sagt beispielsweise Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Aber meiner Ansicht nach liegen die Chancen jetzt eher bei 70 zu 30, dass es gut geht." Auch Nord/LB-Autoexperte Frank Schwope hält die positiven Kursreaktionen durchaus für gerechtfertigt, weil eine deutliche Strafsteuer zunächst vermieden werde. "Allerdings: Noch ist die Strafsteuer nicht vom Tisch. Sollte sie doch noch eingeführt werden, kommen die Auto-Aktien schnell wieder unter Druck." Aktienstratege Gerhard Schwarz von der Baader Bank sieht keinen endgültigen Durchbruch: "Von einem Deal zwischen den USA und Europa kann noch keine Rede sein", sagt Schwarz.
Am stärksten von der Einigung profitieren konnte die BMW-Aktie, die am Donnerstag zeitweise um über fünf Prozent zulegte. BMW hat in Spartanburg, South Carolina, ein großes Werk mit 10.000 Beschäftigten und ist der größte Autoexporteur der USA, noch vor heimischen Anbietern wie Ford und General Motors. Gut drei Prozent legte die VW-Aktie zu. Die Daimler-Aktie schaffte noch 2,4 Prozent, stand dabei aber wegen verhaltener Geschäftszahlen zusätzlich unter Druck. Die Autotitel setzen auch am Freitag ihren Aufwärtskurs fort.
Die Ford-Aktie brach dagegen am Donnerstag um sechs Prozent ein, nachdem der zweitgrößte US-Autobauer seine Gewinnprognosen gesenkt und vor weiter hohen Kosten für den laufenden Konzernumbau gewarnt hatte. Unter Druck steht auch die Aktie des größten US-Autobauers General Motors, der ebenfalls seine Gewinnprognosen gesenkt hat.
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