thyssenkrupp: Harter Schlagabtausch beim Aktionärstreffen

von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag

Auf Aktionärsforderungen nach einem konsequenteren Konzernumbau ­reagierte Hiesinger mit der Ankündigung, die Strategie auf einem Führungskräftetreffen im Mai auf den Prüfstand zu stellen. "Wir werden unsere Strategie schärfen und auch unsere finanziellen Zielsetzungen anpassen", sagte Hiesinger laut Rede­text. "thyssenkrupp wird nach der Gründung des Stahl-Joint-Ven­tures mit Tata ein anderes Unter­nehmen sein." Hiesinger stellte zudem eine höhere Dividende in Aussicht.

Auf der Hauptversammlung kritisierten Aktionärsvertreter und Investoren erneut den aus ihrer Sicht zu schwerfälligen Konzernumbau. "Herr Hiesinger, Sie stehen seit sieben Jahren an der Konzernspitze. Mit Blick auf den Aktienkurs waren es sieben verlorene Jahre", sagte Ingo Speich von Union Investment - und forderte eine schlankere Konzernstruktur. "thyssenkrupp ist aus Sicht des Kapitalmarkts noch immer ein träger Riese, ein Dinosaurier, was mit einem sehr hohen Konglomeratsabschlag bestraft wird."

Zuvor schon hatte der schwedische Großaktionär Cevian mehrfach einen grundlegenden Konzernumbau gefordert. "Die aktuelle Konglomeratsstruktur ist zu komplex und schwerfällig", sagte Cevian-Chef Lars Förberg. Die Führung jeder Sparte müsse mehr Eigenverantwortung bekommen - durch Joint Ventures, Spin-offs oder Börsengänge. Konzernchef Hiesinger erhielt aber auch Rückendeckung - beispielsweise vom Corporate-­Gover­nance-­Experten Christian Strenger. thyssenkrupp sei mit seinen fünf Konzernsparten "nicht so leicht verschiebbar wie die Figuren auf einem Schachbrett", sagte Strenger der "Börsenzeitung" und kritisierte seinerseits "schlechte Erfahrungen mit Cevian bei ABB oder Volvo".
Anmerkung der Redaktion: Die Veranstaltung dauerte bei Redaktionsschluss am Freitag noch an.