Ökonomen-Barometer: Trump-Zölle belasten Börse und Konjunktur
24.03.18 08:00 Uhr
Handelsstreit » Der Konflikt lässt die Kurse an den weltweiten Börsen abstürzen. Auch der Optimismus der führenden deutschen Konjunktur-Experten sinkt: Das Ökonomen-Barometer fällt auf ein Jahrestief.
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von Sonja Funke, €uro am Sonntag
Befristetes Aufatmen in Europa: Die Europäische Union (EU) ist bis Mai von den neuen US-Zöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen. Für chinesische Produkte traten die Zölle jedoch am gestrigen Freitag in Kraft. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, zusätzliche Zölle auf chinesische Waren im Wert von 60 Milliarden Dollar erheben zu wollen.
Anleger erfasste daraufhin die Furcht vor einem Handelskrieg, sie warfen Aktien aus ihren Depots und deckten sich stattdessen mit als sicher geltenden Anlagen wie Gold und Staatsanleihen ein. Der DAX fiel am Freitag unter die Marke von 12.000 Punkten. Der Euro Stoxx 50 sank auf den tiefsten Stand seit einem Jahr. Die US-Börsen waren bereits am Vorabend kräftig auf Talfahrt gegangen. Der MSCI-Index für die Region Asien-Pazifik fiel um mehr als zwei Prozent.
Der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange (SPD), hatte angesichts der unerwarteten Ausnahmeregelung für die EU getwittert: "Ein Funken Hoffnung für rationale Politik."
Der Handelskonflikt mit den USA hatte zuletzt auch den Konjunkturoptimismus führender Volkswirte gebremst. Das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag und dem Nachrichtensender n-tv sank gegenüber dem Vormonat um 1,1 Prozent auf 72,6 Punkte und fiel damit zum zweiten Mal in Folge.
Noch deutlicher fiel der Wert, der die Erwartungen der Experten für die deutsche Wirtschaft in den kommenden zwölf Monate misst: Es lag mit 71,2 Punkten 6,6 Prozent unter dem Vormonatswert und zugleich auf dem tiefsten Stand seit einem Jahr. Auch wenn die Konjunkturerwartungen deutlich zurückgingen, sind sie historisch gesehen auf sehr hohem Niveau.
Die meisten befragten Volkswirte waren der Ansicht, dass Vergeltungsmaßnahmen im Handelsstreit mit den USA wenig bringen. Nur 36 Prozent erklärten, die EU solle mit Gegenmaßnahmen reagieren. Knapp 60 Prozent hielten nichts von Strafzöllen auf US-Produkte. Tenor: Handelskriege produzieren nur Verlierer.
EU sollte Zölle senken
Stattdessen hielten viele der befragten Ökonomen der EU den Spiegel vor und rieten ihr, ihrerseits Zölle abzubauen: "Wenn die EU Vorbildfunktion haben möchte, sollte sie die Zölle auf Importe von Automobilen et cetera senken", sagte David Stadelmann, VWL-Professor der Universität Bayreuth. "Erst Anfang Februar hat die EU Schutzzölle gegen Stahl aus China verhängt. Etwas weniger Scheinheiligkeit bei der Diskussion wäre von Vorteil."
Thomas Gitzel, Chief Economist der VP Bank Gruppe, erklärte, die EU habe eine wesentlich höhere Zollquote als die USA. "Es werden einerseits mehr und andererseits sogar höhere Zölle verlangt. Die EU täte gut daran, Zölle zu senken." Zum Abbau der Zölle auf beiden Seiten rät Daniel Hartmann, Senior Economist bei Bantleon: "Am Ende stünde mehr statt weniger Freihandel."
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