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FANG-Aktien: Internet-Riesen in Gefahr!

26.11.17 15:00 Uhr

FANG-Aktien: Internet-Riesen in Gefahr! | finanzen.net

Ihr Geschäftsmodell ist die absolute Marktmacht, gegründet auf gigantischen Datenmengen, gewonnen durch kostenlose Nutzung durch private Kunden. Doch nun sind auch die großen Vier des Internets von Disruption bedroht.

Werte in diesem Artikel

von Neil Dwane, Gastautor von €uro am Sonntag

Vier US-Technologiekonzerne sind über die letzten Jahre derart gewachsen, dass sich an der Wall Street ein Akronym für sie etabliert hat. Vorhang auf für die FANG-Aktien: Facebook, Amazon, Netflix und Google (jetzt Alphabet). Diese Unternehmen waren der Turbolader für Kursgewinne an den US-Börsen und kommen mittlerweile auf eine Marktkapitalisierung von 1,7 Billionen US-Dollar. FANG, was im Englischen auch für Reißzahn steht, kommt daher nicht von ungefähr. Doch nun scheinen auch Regulierer und die Politik Zähne zu zeigen.



Kurzer Rückblick: Das Wachstum und die einem Gelddrucken nahekommende Ertragskraft dieser großen Techkonzerne haben ihren Ursprung in den ge­sellschaftlichen Umwälzungen, die sie selbst hervorgerufen haben. Überall in der westlichen Hemisphäre waren und sind die Konsumenten begeistert von den Angeboten der Firmen, ihrer Nutzerfreundlichkeit und der entstandenen Preistransparenz. So überrascht es nicht, dass es lange Zeit nur wenig öffentlichen Druck gab, die Macht der FANG einzudämmen.

Einstige Disruptoren werden nun selbst Opfer von Disruption

Doch inzwischen hat sich der Wind gedreht, die Konzerne sehen sich einer verstärkten Beobachtung seitens nationaler und supranationaler Regulierer ausgesetzt. Bisherige Höhepunkte sind die im Juni 2017 von der EU verhängte Rekord-Wettbewerbsstrafe in Höhe von 2,4 Milliarden Euro an Google und die Aufforderung an Luxemburg vom Oktober dieses Jahres, 250 Millionen Euro an unzulässigen Steuervergünstigungen von Amazon zurückzufordern. In den USA müssen sich Facebook und Google bohrenden Fragen stellen, ob bzw. inwieweit sie im Vorfeld der US-Wahl zur Verbreitung von Fake News beigetragen haben. Es verstärkt sich der Eindruck, dass Regierungen zunehmend daran gelegen ist, die Marktdominanz der FANG und ähnlicher Firmen zu verringern.


Somit stellt sich die Frage, ob die einstigen Disruptoren nun selbst Opfer von Disruption werden. Gefahren drohen aus fünf Richtungen. Erstens könnte das digitale Anzeigengeschäft unter Druck geraten. Bots und automatische Algorithmen haben den Bereich der digitalen Werbung auf den Kopf gestellt und den FANGs Milliardeneinnahmen verschafft. Zunehmend wachsen allerdings Zweifel an den angewandten Geschäftspraktiken und der Effektivität. So werden Reichweiten infrage gestellt und die mangelnde Plattformneutralität einiger Techgiganten beklagt. Dies bedroht letztlich deren Geschäftsmodell.

Zweitens dürfte scheinbar "kosten­loser" Content das Ausmaß der Markentreue mehr als gedacht beeinflussen. Soziale Medien sind zwar Teil unseres Alltags geworden, doch geht damit Markentreue einher? Umfragen und anekdotische Erfahrungen deuten darauf hin, dass die Nutzung sozialer Medien sinkt, wenn die Konsumenten hierfür zahlen müssen. Ein Teil der Nutzer wechselt zu anderen, "kostenlosen" Anbietern. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die geschätzte Lebensdauer von Unternehmen. Es ist nicht undenkbar, dass Unternehmen der FANG-Gruppe ein ähnliches Schicksal ereilt wie andere einstige Platzhirsche, die die Gunst der Konsumenten verloren haben.


Drittens ist ironischerweise der Erfolg der FANG, ihre Ertragskraft, ein Risiko. Diese Konzerne sitzen quasi auf einem Berg an Liquidität, der weder genutzt noch an Aktionäre ausgeschüttet wird. In vielen Fällen ist er darüber hinaus kaum besteuert. Dies wird zunehmend kritisiert. Während die Aktionäre aufgrund ungleichgewichtiger Stimmrechtsverteilungen oft kaum etwas ausrichten können, haben die Regulierungsbehörden mehr Handlungsspielraum. Vieles deutet darauf hin, dass Letztere durchaus gewillt sind, einen Teil der Liquidität unter ihre Fittiche zu bekommen.

Eine vierte Gefahr geht von Datenschutzregelungen aus. Unabdingbare Voraussetzung für Big Data, vorausschauende Algorithmen und künstliche Intelligenz ist die Sammlung und Auswertung immenser Datenmengen. Wenn diese Daten aber aus dem privaten Leben und den Gewohnheiten Einzelner resultieren, sollten die Bürger dann nicht Einfluss darauf haben, wie sie genutzt werden? Zumindest in Europa bejahen die Regulierer diese Frage. Die 2018 in Kraft tretende EU-Datenschutz-Grundverordnung verschafft Privaten bessere Überblicks- und Kon­trollmöglichkeiten über die sie betreffenden digitalen Informationen. Gleichzeitig gibt sie den Regulierungsbehörden eine wirkungsvolle Waffe an die Hand gegen Unternehmen, die nicht im besten Sinne des Konsumenten agieren.

Umfassende Fürsorgepflichten und
Konkurrenz aus Asien


Fünftens und letztens erlegt der zunehmende politische Druck den Unternehmen eine stärkere Fürsorgepflicht auf. Facebook etwa ist mittlerweile auch zu einem Medienunternehmen geworden. Kritikern zufolge strebt die Firma eine globale Influencer-Rolle an, ohne jedoch die damit einhergehende Verantwortung übernehmen zu wollen. Doch damit könnte nun Schluss sein: In den USA gibt es Bestrebungen, Facebook und anderen Soziale-Medien-Plattformen ähnliche redaktionelle und juristische Fürsorgepflichten aufzuerlegen wie jene, denen klassische Medien seit jeher unterliegen.

All dies zeigt: Die Schonfrist für die FANGs und Co neigt sich dem Ende zu. Bis dato hat man das Silicon Valley sich weitestgehend selbst beaufsichtigen lassen. Doch hierzu scheinen die Staaten - allen voran in Europa - immer weniger bereit. Die Folge könnte eine allmähliche Angleichung, langfristig möglicherweise sogar Nivellierung der Wettbewerbsbedingungen zwischen diesen Disruptoren und den traditionellen Branchengrößen sein.

Während den FANGs also allmählich die Zähne gezogen werden, entstehen gleichzeitig in Fernost neue ­Disruptoren. Zu nennen sind allen voran Unternehmen wie Baidu, Alibaba und Tencent. In vielerlei Hinsicht sind diese Unternehmen, die auch unter dem Akronym BAT (Fledermaus) zusammengefasst werden, das chinesische Äquivalent zu den FANGs. Sie unterliegen allerdings keiner vergleichbaren regulatorischen Beobachtung. Angesichts dessen und in Anbetracht des Marktpotenzials in der ­Region - die asiatische Bevölkerung ist größer und wächst - ist es durchaus denkbar, dass die FANGs mittelfristig ­ihren Biss verlieren, während die BATs erst anfangen, richtig auf Beutezug zu gehen.

Kurzvita

Neil Dwane
Global Strategist bei Allianz Global Investors
Dwane verantwortet die "Hausmeinung" von ­AllianzGI sowie die Erstellung von Research- Publikationen. Er ist Mitglied im European Executive Committee sowie der Global Investment Management Group, leitet das ­Economics and Strategy-­Team.
Allianz Global Investors ist weltweit einer der führenden aktiven Investment-Manager und die Vermögensverwaltung des Mutterkonzerns Allianz SE.

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Bildquellen: Allianz Global Investors, Denis Linine / Shutterstock.com

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