Offerte für die Aareal Bank: "Annahme des Angebots wäre derzeit nicht vorteilhaft für Aktionäre"

Klaus Nieding » Der Fachanwalt für Kapitalmarktrecht äußert sich im Interview mit €uro am Sonntag zur Kaufofferte für die Aareal Bank.
von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: Einige Anleger wetten darauf, dass die Finanzinvestoren ihr Angebot noch mal nachbessern müssen. Wie schwer ist es, mit dieser Offerte die Annahmeschwelle von 70 Prozent zu schaffen?
Klaus Nieding: Aufgrund der Aktionärsstruktur mit 55 Prozent Streubesitz und weiteren zehn Aktionären mit signifikanten Minderheitsanteilen kann man nicht davon ausgehen, dass die 70-Prozent-Annahmeschwelle sicher erreicht wird.
Wie sollten sich Aareal-Aktionäre angesichts des 29-Euro-Gebots verhalten?
Derzeit liegt der Aktienkurs über dem Angebotspreis. Somit muss jeder Aktionär, der verkaufen will, in Betracht ziehen, dass er über den Markt bessere Konditionen erzielt. Eine Annahme des Angebots wäre derzeit nicht vorteilhaft.
Die Bank will mit den neuen Eigentümern ihre bisherige Strategie fortsetzen. Kritiker fordern einen deutlich schärferen Renditekurs und eine Aufspaltung. Wer hat recht?
Nach erfolgreicher Übernahme werden auch die neuen Eigentümer eigene Aspekte in die Strategie implementieren wollen - welche, ist derzeit nicht bekannt. Bei der von Aktivisten geforderten Abspaltung ist Vorsicht geboten, ob nachhaltige Vorteile für die Aktionäre generiert werden und nicht nur Einmaleffekte. Derartige Ausgliederungen sind sehr komplex und sehen von außen einfacher aus, als sie dann real in der Umsetzung sind.
Die Bank hat eine geplante Zusatzdividende von 1,10 Euro kurzerhand gestrichen. Wie bewerten Sie das?
Dass die Dividende von 1,10 Euro gestrichen wurde, ist für Aktionäre eine bittere Pille. Die Bank hat mit den Investoren aber als Teil der Offerte vereinbart, dass bis zum Closing kein Wertabfluss erfolgen darf. Aktionäre müssen die Streichung beim Angebotspreis berücksichtigen.
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Bildquellen: Aareal Bank, Wonge Bergmann