Euro am Sonntag-Interview

Krones-Chef Klenk: "Wir müssen globaler werden"

26.09.17 10:22 Uhr

Krones-Chef Klenk: "Wir müssen globaler werden" | finanzen.net

Der weltgrößte Anlagenhersteller der Getränkeindustrie, Krones, trifft auf harte Konkurrenz. Chef Christoph Klenk über neue Wettbewerber aus dem Netz - und wie er die ehrgeizigen Margen-Ziele erreichen will.

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von Stefan Riedel, Euro am Sonntag

Das Timing war optimal: Während der wichtigsten Branchenmesse, der Drinktec, sprang die Aktie des Anlagenbauers Krones auf ein neues Jahreshoch. Chef Christoph Klenk über die Strategie des börsennotierten Familienunternehmens in rauem Marktumfeld, die He­rausforderungen der Digitalisierung und völlig neue Konkurrenten im Maschinenbau - wie den US-Konzern Amazon.



€uro am Sonntag: Die Aktie hat einen neuen Kursrekord ­erreicht. Läuft das operative ­Geschäft auch auf Hochtouren?
Christoph Klenk:
Wir sind bis zum Jahresende ausgelastet und sehen für 2018 keine Investitionszurückhaltung aufseiten unserer Kunden. Die kontinuierlich wachsende Produktvielfalt, etwa im Verpackungsbereich, generiert für Krones immer neue Absatzmärkte und Kunden.

Sie sind international sehr breit aufgestellt. Irgendwo hakt es doch da immer?
Wir können regionale Schwächen gut ausgleichen. Das Wachstum in den einzelnen Regionen fällt meistens unterschiedlich aus. In Brasilien schlägt sich aktuell das mäßige Investitionsverhalten negativ nieder. Demgegenüber hat sich dieses Jahr das Neumaschinengeschäft im asiatisch-pazifischen Raum gut entwickelt. In China wiederum fallen die Neuverträge gegenüber dem Vorjahr etwas geringer aus, weil die Kunden in den vergangenen drei Jahren kräftig investiert haben. In der Summe sind wir aber auf gutem Wachstumskurs.


China ist für Krones enorm wichtig. Aber ist es nicht auch ein sehr schwieriger Markt?
Wir sind dort mit unserem Kerngeschäft sehr gut positioniert. Erfolgsentscheidend in China sind eine flächendeckende Präsenz vor Ort und besonders enge persönliche Kundenbeziehungen. Das gilt umso mehr angesichts der für Lieferzeiten und Services enorm gestiegenen Erwartungshaltung der chinesischen Kunden. Wir sind in China mit 500 Mitarbeitern präsent und werden deshalb als lokaler Partner wahrgenommen.

Zugleich baut Krones Anlagen und Maschinen weiter in Deutschland. Funktioniert das?
Wir produzieren in Deutschland Maschinen. Diese werden vor Ort zu 90 Prozent mit unseren chinesischen Kollegen bei unseren Kunden installiert und in ­Betrieb genommen. Maschinen und Anlagen für China sind damit eine Mischung aus deutscher Qualität und chinesischem Preisniveau.


Und was wollen Sie künftig ­stärker vor Ort abwickeln?
Um uns gegen Währungseffekte und Protektionismus abzusichern, müssen wir in der Produktion noch globaler werden. Die Bereiche Abfüll-, Etikettier- und Verpackungstechnik können von Krones in Deutschland gesteuert werden. Wegen der Skaleneffekte setzen wir auf einen starken deutschen Kern. Wir bauen jedoch einen zusätzlichen Produktionsstandort in Südosteuropa auf. Dort sollen Produkte von niedriger Komplexität hergestellt werden. Zugleich bauen wir gemäß unserer Strategie des Global Footprint die lokalen Kapazitäten für das Engineering und den Einkauf aus.

Wo sehen Sie denn noch Schwachstellen?
In der Prozesstechnik müssen wir dezentral in den einzelnen Regionen und Ländern unterwegs sein, um schnell auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Wir denken hier an Akquisitionen, um lokale Märkte noch besser zu bedienen. Darüber hinaus sind auch Zukäufe in der Logistik denkbar. Dasselbe gilt für das Thema Digitalisierung. Die Zukäufe sollen aus der vorhandenen Liquidität finanziert werden.

Ein Topthema auf der Branchenmesse Drinktec war die Digitalisierung. Wie stellt sich Krones darauf ein?
Für uns eröffnen sich neue Chancen im Hinblick auf eine effizientere Nutzung von Maschinen und schnelle Verfügbarkeit von Services. Zum Beispiel ein schnelles Umschalten beim Produktwechsel und flexiblere Prozessabläufe. Hinzu kommt, dass sich über Informationen der ­Maschinensteuerung der Verschleiß genauer berechnen lässt. Durch den vorausschauenden Austausch von Ersatzteilen können Ausfallzeiten vermieden werden.

Wie verschaffen Sie sich die hierfür notwendige Kompetenz im Softwarebereich?
Unsere eigene Kompetenz haben wir auch durch Zukäufe stark ausgebaut. Darüber hi­naus setzen wir auf eine Kooperation mit SAP und bringen unsere Erfahrung aus 60 Jahren Getränkeindustrie ein. Für Kunden, die nicht mit SAP-Programmen arbeiten, haben wir ein paralleles Produktportfolio selbst entwickelt und in der Datentechnik haben wir eine gute Kooperation mit Microsoft.

Wie sieht das in der Praxis aus?
Die Maschinen steuern Produktionsverfahren von der Bestellung bis zur Lieferung. Das Ganze nicht nur in Deutschland, sondern in allen Produktionsstätten, egal ob in den USA, Afrika oder Asien. Diesen Schritt müssen wir gehen, um uns gegen neue Wettbewerber zu behaupten.

An wen denken Sie hier zuerst?
Unser Industrie-Know-how war bislang abgeschottet. Jetzt kommt harte Konkurrenz durch neue Spieler wie Amazon, die Maschinenbauteile in immer kürzeren Zeitintervallen liefern.

Im ersten Halbjahr blieb die Vorsteuermarge mit 6,8 Prozent knapp unter dem Vorjahreswert. Was bedeutet das für das Gesamtjahr?
Wegen saisonaler Effekte sind wir in den Sommermonaten traditionell schlechter ausgelastet, ehe sich zum Jahresende hin die Auftragsbücher wieder füllen. Diese Tendenz erwarten wir auch dieses Jahr und halten an unserem Ziel fest. Für 2017 heißt das: eine Vorsteuermarge von sieben Prozent.

Welche Belastungsfaktoren können eintreten?
Wir haben in den vergangenen Jahren alle Krisen gut verdaut, egal ob es sich um den Ukraine- und Syrien-Konflikt oder um die Eurokrise handelte. Vom starken Euro geht für uns bislang kein größerer negativer Einfluss auf unser Geschäft aus. Am ehesten können wir durch globale sicherheitspolitische Krisen in Bedrängnis geraten.

Und bei welchen Zielen wollen Sie über 2017 hinaus Gas geben?
Wir müssen unsere globale Präsenz noch stärker ausbauen und stabilisieren, was unseren globalen Fußabdruck in Prozess­technik und Logistik angeht. Bis 2020 haben wir uns zum Ziel gesetzt: eine Vorsteuermarge von acht Prozent, ein jährliches Umsatzplus von sieben Prozent und ein Working Capital (eingesetztes Betriebskapital, Anm. der Red.) in Relation zum Umsatz von 22 Prozent.

Vita:
Lange an Bord
Der Maschinenbau-Inge­nieur Christoph Klenk ist seit 1994 bei Krones und rückte bereits 2003 in den Vorstand auf, zunächst für die Ressorts Forschung und Entwicklung sowie Konstruktion und Sparten. Von Januar 2012 bis Dezember 2015 war Klenk ­Finanzvorstand. Anfang 2016 löste er den langjährigen Firmenlenker Volker Kronseder ab, der seitdem Aufsichtsratsvorsitzender des von der Familie Krons­eder geführten Unternehmens mit Sitz in Neutraubling bei Regensburg ist.


Investor-Info

Krones
Weltweit unterwegs

Der Komplettanbieter und Marktführer bei Anlagen für Getränkehersteller ist auf allen Kontinenten präsent. Der Mittelständler baut Brauereien schlüsselfertig, füllt mit seinen Maschinen Getränke und flüssige Lebensmittel ab. In der Logistik werden Flaschen transportfähig verladen, dazu gibt es Ersatzteil- und Servicezentren. Zu den Kunden zählen Größen wie Anheuser-Busch oder Coca-Cola.

Die Aktie
Primus mit Prämie

Der Marktführer ist traditionell hoch bewertet. Der Gewinnzuwachs liegt im unteren zweistelligen Bereich. Nach jüngstem Kurs­anstieg Rücksetzer zum Einstieg nutzen.

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Bildquellen: Krones AG, Krones

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