Hier stimmt was nicht! Wincor Nixdorf: Den Schauplatz wechseln

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Gut möglich, dass rote Zahlen geschrieben werden, wenn das ­Management Sanierungskosten vorzieht. Gut möglich auch, dass angesichts schwacher Zahlen Zweifel aufkommen, ob der US-Konzern Diebold wirklich ein Angebot vorlegen wird. Noch befinden sich die ­beiden Unternehmen in Gesprächen. Der mögliche Übernahmepreis von 52,50 Euro wurde schon bestätigt. Damit scheint das Potenzial klar zu sein. Die Aktie notiert im Moment rund elf Prozent unter dem vermeintlichen Gebot. Eine geringe Prämie, weil noch einiges schiefgehen kann. Klar ist: Sollte die Übernahme abgeblasen werden, würde die Aktie die Gewinne wieder abgeben und vielleicht sogar Richtung Jahrestief bei 32 Euro fallen.

Äußerst interessant in diesem Zusammenhang: Einige Hedgefonds haben sich beim Wincor-Wettbewerber NCR eingekauft. Streitbare Investmentmanager von Mercato und Jana Partners stehen dafür, dass dort etwas zu holen sein könnte.

NCR befand sich schon in Gesprächen mit der Beteiligungsfirma Blackstone. Die wurden im September abgebrochen. Das gefällt den Hedgefonds nicht. Schon vor ­einem Jahr hat das Management eine Neuausrichtung verkündet. Passiert ist bisher wenig. NCR leidet wie alle Branchenvertreter an geringen Investitionen des sta­tionären Handels. Die Geschäfte mit Geldautomaten und vor allem bei Bankdienstleistungen laufen hingegen gut. Nun sehen die Hedgefonds zwei Katalysatoren. Zum einen könnte sich NCR auf das Bankgeschäft und Softwarelösungen konzentrieren und das Hardwaregeschäft abgeben. Die Aktie müsste dann etwa den Bewertungsabschlag von 40 Prozent zu Diebold abbauen. Zweitens: NCR bleibt ein Übernahmekandidat. Neben Beteiligungsfirmen à la Blackstone kämen auch IBM oder Honeywell als Käufer infrage. Im Fall einer Übernahme würde die Aktie wohl das alte Hoch bei 41 Dollar anpeilen - fast 50 Prozent über dem aktuellen Kurs.