Hier stimmt was nicht! Gezielte Käufe bei Cancom?

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Immer wenn Kurse auf breiter Basis fallen, wenn ein wenig Panik herrscht, trennen sich Investoren auch von Werten, die sie sowieso nicht auf Dauer halten wollen. Auf der anderen Seite wagen wenige den Einstieg. Wenn dann einzelne Werte positiv herausstechen, also mehr Käufer als Verkäufer auf dem Markt sind, kann das interessante Hinweise liefern. Aufgefallen ist beispielsweise Cancom. Die Aktie des IT-Dienstleisters, der vor allem mit seinen Cloud-Produkten wachsen will, konnte am vergangenen Montag bei einem DAX-Verlust von vier Prozent sogar deutlich gewinnen. Zufall? Mag sein. Betrachtet man aber die relative Stärke, die der TecDAX-Wert in den vergangenen Monaten aufgebaut hat, dann lässt sich vermuten, dass mehr dahintersteckt. Mit den reinen Geschäftszahlen lässt sich ein Kursanstieg von fast 40 Prozent binnen drei Monaten jedenfalls nur schwer begründen.

Cancom ist in den vergangenen Jahren vor allem auch durch Übernahmen gewachsen. Selbst sind die Münchner allerdings erst einmal ins Visier von Firmenjägern geraten: Im April 2013 meldete die Firma Schick eine Beteiligung von über zehn ­Prozent. Dahinter verbarg sich Gerhard Schick, Mitgründer und größter Aktionär von Cancom-Konkurrent Bechtle. Am Markt wurde seinerzeit spekuliert, ob über das Schick-Paket eine gesellschaftsrechtliche Verbindung der beiden Unternehmen eingeleitet wird.

Dass es letztlich nicht dazu kam, lag wohl an den Bewertungsunterschieden und den noch geringen Margen von Cancom. Zumindest nach offizieller Lesart verkauften die Schicks ihr Aktienpaket wieder. Cancom nennt keinen Großaktionär in seinem Bericht zum dritten Quartal. Ob sich das nun wieder geändert hat? Die Kurse deuten zumindest konzentriertes Interesse an. Im Vergleich zu 2013 arbeiten beide Konzerne heute auf Augenhöhe, würden sich also gut ergänzen. Und Bechtle könnte mit Cancom das selbst gesteckte Ziel, bis 2020 fünf Milliarden Euro zu erlösen, leicht erreichen.