Euro am Sonntag

Gewinne: Fielmann

06.11.15 15:00 Uhr

Gewinne: Fielmann | finanzen.net

Fielmann, Deutschlands größte Optikerkette, eilt von Rekord zu Rekord. Den Sprung ins wachstumsstarke Onlinegeschäft lehnt der Konzern bislang ab - das könnte sich ändern.

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Bücher, Klamotten, Handys - es gibt nichts, was nicht bequem von zu Hause aus per Internet bestellt und am nächsten Tag schon geliefert werden kann. Unternehmen ohne Internetstrategie geraten zwischen die Mühlen von Amazon, Zalando und Co. ­Einer, der sich dem Trend zum Onlineshopping verschließt, ist Günther Fielmann, Gründer und Chef von Europas führender Optikerkette.



Der Brillenkönig, der Anfang der 80er-Jahre mit der Sehhilfe zum Nulltarif die Branche revolutionierte, setzt noch immer auf die Beratung vor Ort. Brillen müssen angepasst oder zentriert werden - über das Internet ein Ding der Unmöglichkeit, argumentiert der 76-Jährige.

Der Erfolg gibt ihm recht. 2015 fährt das Unternehmen voraussichtlich neue Rekorde ein. Kommenden Donnerstag erhalten Anleger klarere Sicht darauf, ob die Hamburger auf Kurs sind, die selbst gesteckten Ziele zu ­erreichen. Im dritten Quartal dürfte der Umsatz das Vorjahresergebnis um sechs Prozent übertreffen, schätzen Analysten. Beim Gewinn ist mit einem ähnlichen Zuwachs zu rechnen.


Die Konkurrenz in den Innenstädten und den Einkaufszentren beißt sich schon lange die Zähne an den Norddeutschen aus. Jede zweite in Deutschland verkaufte Brille stammt aus dem Hause Fielmann. Über sieben Millionen Brillen gehen jedes Jahr über die Ladentheke der fast 700 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Fielmann-Niederlassungen ver­kaufen im Durchschnitt 35 Fassungen am Tag - der Durchschnittsoptiker kommt laut Angaben des Zentralverbands der Augenoptiker auf weniger als zwei.


Während Fielmann den stationären Handel im Griff hat, wachsen die Geschäfte der konkurrierenden Internetoptiker rasant. Mister Spex, nach eigenen Angaben der führende Onlineoptiker in Europa, erzielte im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von fast 40 Prozent auf 65 Millionen Euro. Für 2015 strebt das Unternehmen, das für die Ausmessung der Brillen auf niedergelassene Optiker setzt, erneut zweistellige Zuwachsraten an. Der Abstand zum Marktführer Fielmann, der dieses Jahr 1,3 Milliarden Euro erlösen dürfte, ist immens. Trotzdem stehen die Investoren bei Mister Spex Schlange. Anfang des Jahres stieg die US-Investmentbank Goldman Sachs bei den Berlinern ein. Auch über einen Börsengang wird bereits spekuliert.

Linsen sind online

Trotz seiner Ablehnung gegenüber dem Onlinegeschäft ließ Gründer Fielmann immer wieder durchblicken, dass der Konzern den Web-Vertrieb jederzeit starten könnte. In Österreich testet Fielmann bereits ­einen Onlineshop für Kontaktlinsen. Kunden, die die Linsen einmal in einer Fielmann-Filiale gekauft haben, können diese via App nachbestellen. 2016 will Fielmann den Onlineshop auch in Deutschland einführen.

Hinter dem Wandel dürfte Marc Fielmann stehen. Der Sohn des Unternehmensgründers war bereits für die Entwicklung der Kontaktlinsen-App verantwortlich. Künftig soll der Filius mehr Verantwortung übernehmen. Der allgegenwärtige Onlinetrend ist Fielmann junior bewusst.

Senior Fielmann will sich bis spätestens 2018 aus der Leitung zurückziehen. Unter der Regie seines Sohns dürfte dann ein neues Zeitalter für Fielmann anbrechen.

Investor-Info

Fielmann
Glasklarer Trend

Die Aktie steht vor einem neuen Rekordhoch. Gestützt wird die Entwicklung von der Geschäftsentwicklung. 2016 rechnen Analysten mit einem Umsatzplus von sechs Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn soll um neun Prozent auf 185 Millionen Euro klettern. Der Wachstumstrend dürfte sich in den kommenden Jahren ungebrochen fortsetzen. Für Fantasie sorgt auch der mögliche Einstieg ins Online-Brillengeschäft. Das i-Tüpfelchen ist die Dividendenrendite von fast drei Prozent.

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Bildquellen: 360b / Shutterstock.com, JuliusKielaitis / Shutterstock.com

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