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Eon & RWE: Das sind die Alternativ-Aktien!

20.10.15 16:00 Uhr

Eon & RWE: Das sind die Alternativ-Aktien! | finanzen.net

Eon und RWE haben wohl genug Reserven für den Ausstieg aus der Kernenergie. Interessant für Anleger sind aber andere Unternehmen.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Kurse unter Starkstrom: erst ein schier bodenloser Absturz um mehr als 50 Prozent von Juli bis Mitte September, dann eine Erholung mit einem prozentual zweistelligen Kursplus vor wenigen Tagen, gefolgt vom erneuten Einbruch.



Anleger, die sich die Aktien der Stromriesen Eon und RWE wegen ihrer vermeintlichen Sicherheit und der hohen Dividendenrenditen ins Depot legten, erleben derzeit heftige Wechselbäder. Die jüngsten Stromstöße, die die Kurse der Depotleichen belebten, kamen von der Bundesregierung in Form der Ergebnisse des Stresstests für die vier größten deutschen Versorger.

Eon, RWE, Vattenfall und EnBW müssen nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton für den Abriss ihrer Atommeiler 47,5 Milliarden Euro vorhalten, einschließlich der Kosten für die Endlagerung von radioaktiv verseuchtem Material. Das ist in etwa der ­Betrag, den auch die Versorger geschätzt haben.


Aktuell haben die vier größten Stromproduzenten für die Zeit nach der Stilllegung aller Kernkraftwerke im Jahr 2022 rund 38 Milliarden Euro zurückgelegt. Die Feststellung der Gutachter, dass die Kosten durch ­effizienten Rückbau um bis zu sechs Milliarden gesenkt werden können, sorgte ebenfalls für Erleichterung.

Spekulationen über höhere Rückstellungen in den Bilanzen haben aus Sicht der vier Versorger jetzt "keine sachliche Grundlage" mehr. Zwischenzeitlich hatten Gerüchte über einen zusätzlichen Kapitalbedarf von bis zu 30 Milliarden Euro die Talfahrt der Aktien beschleunigt. Nun ist dabei von Extremfällen die Rede, in denen die Gutachter von "dauerhaft sehr niedrigen Zinssätzen ausgingen". Das sei "praxisfremd", so die Konzerne. Sie erwarten, dass sich an der Bilanzierung nichts ändert.

Keine Entwarnung

Tatsächlich schätzen die Gutachter in ihrem schlimmsten Szenario den Kapitalbedarf auf über 77 Milliarden Euro, also deutlich höher als die zurückgestellten 38 Milliarden. Die Unternehmen wie auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel blenden das jedoch aus. Ein Szenario "mit hohen Rückstellungen" sei unwahrscheinlich, es unterstelle "langfristig höhere Verluste", sagte Gabriel. Soll heißen: Die Versorger können das selbst stemmen.


Um zu verhindern, dass die Unternehmen sich der Haftung entziehen, etwa durch Auslagerung der Atommeiler in Tochtergesellschaften, ist das sogenannte Nachhaftungsgesetz geplant. Darüber hinaus soll eine von der Bundesregierung eingesetzte Atomkommission Finanzierungsvorschläge machen.

Neue Dividendenfavoriten

Eon und RWE müssen die Kosten für das Ende der Kernenergie in Deutschland Stand heute also selbst tragen. Das macht die Aktien für langfristig orientierte Anleger unattraktiv. Dennoch finden sich in Europa noch Stromriesen, deren Geschäftsmodell den Aktionären nachhaltige Ausschüttungen und ein gutes Maß an Sicherheit bietet.

Als Favorit qualifiziert sich dabei Spaniens größter Versorger Iberdrola. Der Konzern aus Bilbao ist inzwischen der weltgrößte Betreiber von Windkraftanlagen. Damit ist er bei regenerativen Energiequellen bereits dort, wo Eon mit seiner künftigen Fokussierung auf erneuerbare Energien noch hin will.

Iberdrola zählt mit 30 Milliarden Euro Umsatz und 2,4 Milliarden Euro Nettogewinn im Jahr 2014 zu Spaniens größten Konzernen. Strom aus erneuer­baren Energiequellen bringt knapp ein Fünftel des operativen Gewinns (Ebitda).

Der Konzern kann es sich leisten, in Länder zu expandieren, in denen die Konjunktur deutlich angesprungen ist. Beispiel USA: Dort steht Iberdrola kurz vor der Übernahme des Versorgers United Illuminating (UI), der in Connecticut und Massachusetts über ein Stromnetz für derzeit mehr als 700.000 Kunden verfügt. Wichtig ist der Deal mit einem Gesamtwert von 4,6 Milliarden Dollar, weil er Iberdrola die Voraussetzung für die geplante Börsennotierung der US-Tochter bringt. Um die Expansion in den USA zu finanzieren, haben die Spanier dann auch Zugang zum größten Kapitalmarkt der Welt.

Gegenwärtig hat Iberdrola in den USA bereits knapp drei Millionen Kunden in New York, New Hampshire und Maine. In der Speicherung und im Handel mit Erdgas zählt die US-Tochterfirma zu den größten - gute Voraussetzungen für ein Börsendebüt.

International hat Chef Ignacio Sánchez Galán den Konzern im veränderten Energiemarkt also gut aufgestellt. Mit konventionellem Strom und im Energiehandel wird ein Drittel des operativen Gewinns eingefahren. Im streng regulierten, aber stabilen Stromnetzmarkt fährt der Konzern gut 50 Prozent seines Ertrags ein. Iberdrola betreibt Trassen in Spanien, Großbritannien, den USA und Brasilien.

Weit vorn in diesem Markt ist auch National Grid. Der britische Dienstleister betreibt Verteilernetze für Strom und Gas in Großbritannien und Amerika und will in den nächsten Jahren auch eine Präsenz in Kontinentaleuropa aufbauen. Um Großbritanniens Energiebedarf bei sinkender Stromproduktion im Land besser abzudecken, beteiligt sich National Grid an der Finanzierung von Unterseekabelverbindungen nach Belgien und Norwegen.

Gefragt ist die Expertise der Briten, die weltweit zu den größten ihrer Zunft zählen, auch beim Ausbau der europäischen Netze für den grenzüberschreitenden Stromtransport. Mit neuen Trassen, die von Dienstleistern betrieben werden, will die EU den Bedarf an zusätzlichen Kraftwerken verringern und die Sicherheit der Stromversorgung verbessern. Anlegern bietet National Grid mit seiner nachhaltig hohen Dividendenrendite das vertraute Profil eines Versorgers.

Investor-Info

Strom aus Deutschland
Sonne und Wind dominieren

Seit dem Jahr 2007 schrumpfte Deutschlands Stromproduktion um vier Prozent auf 614 Terawattstunden. Der Anteil der Energie aus Sonne und Wind verdoppelte sich auf 26,2 Prozent und stellt den größten Teil des Mix. Atomkraft liefert noch knapp 16 Prozent, im Jahr 2007 waren es 22 Prozent.

Eon
Atomlast bleibt

Am vergangenen Donnerstag gab Eon den Verkauf des norwegischen Öl- und Gasgeschäfts für 1,6 Milliarden Dollar bekannt. Die Schulden bleiben mit gut 29 Milliarden Euro jedoch hoch. In den wichtigen Märkten Russland und in der Türkei stockt die Wirtschaftsentwicklung. Der Verbleib der Atomaktivitäten im Konzern als Folge des Nachhaftungsgesetzes macht eine Aufspaltung unattraktiv. Verkaufen.

RWE
Keine Wende in Sicht

Strom aus regenerativen Energiequellen fällt beim DAX-Konzern kaum ins Gewicht, er trägt gerade mal sieben Prozent zur Stromleistung bei, bei Eon sind es 17 Prozent. Braunkohlekraftwerke produzieren immer noch die Hälfte des RWE-Stroms. Wohl auch um politisch Druck zu machen, sieht Konzernchef Peter Terium das Stromerzeugungsgeschäft hierzulande als "kaum noch tragfähig". Mehr als 25 Milliarden Euro Schulden bremsen den Wandel zusätzlich. Weiter meiden.

National Grid
Solides Dividendenplus

Das Geschäft des Strom- und Gasnetzbetreibers erfordert hohe Investitionen. Das belegen 32 Milliarden Euro Schulden. Es ist aber sehr profitabel, 2015 werden bei 19,3 Milliarden Umsatz 2,8 Milliarden Euro Nettogewinn erwartet. Die Risiken sind gering, die Erträge nachhaltig. Seit 2010 stieg die Dividende jährlich um drei Prozent.

Iberdrola
Wieder auf Wachstumskurs

Der Konzern ist stark in Spanien, Großbritannien, den USA und Brasilien. Nach zehn Prozent Gewinnrückgang 2014 wegen Subventionskürzungen auf dem Heimatmarkt erwarten Analysten für 2015 zwölf Prozent Gewinnplus. Grund: Zuwächse in der Netzsparte, zusätzliche Kapazitäten bei regenerativen Energien und der steigende Stromverbrauch in Spanien. Schub bringen auch die 9,6 Milliarden Euro Investitionen bis 2016.

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Bildquellen: Mardre/Fotolia, Istockphoto

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13.08.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux
15.05.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux

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