Euro am Sonntag-Einschätzung

Patrizia Immobilien: Keine Angst vor dem Brexit

12.11.16 15:00 Uhr

Patrizia Immobilien: Keine Angst vor dem Brexit | finanzen.net

Nach Portfolio-Verkäufen verfügt der Immobilienkonzern über eine dreistellige Millionen-Reserve. Finanzchef Karim Bohn über seine Investitionspläne und die Zukunft des britischen Geschäfts.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Am Eingang der Zentrale von Patrizia Immobilien in Augsburg prangt ein Zitat von Nelson Mandela: "It always seems impossible, until it’s done", frei übersetzt: "Es scheint immer unmöglich, bis es getan ist." Es ist eins der Kunstobjekte, die Firmengründer Wolfgang Egger in dem Gebäude seiner Immobilienfirma zur Schau stellt. Mandelas Worte sollen wohl auch Investoren beeindrucken, die zu Besuch sind.

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Auf dem Frankfurter Börsenparkett gehören die Schwaben mit knapp 1,6 Milliarden Euro Börsenwert zu den kleinen ­Spielern. Nach der Finanzkrise änderte Patrizia das Geschäfts­modell und verkaufte die Objekte aus Eigenbesitz, um ausschließlich im Auftrag insti­tutioneller Anleger Immobilienportfolios zu handeln und zu verwalten. Mit ihrem neuen Geschäft gehören die Augsburger zu den Großen in Europa. Bis Ende des Jahres will Patrizia Portfolios im Gesamtwert von 18,6 Milliarden Euro verwalten. Das wären rund zwei Milliarden Euro mehr als im vergangenen Jahr. "Seit 2012 gelingt es uns, dieses hohe Tempo beim Zuwachs des Vermögens zu halten", sagt Finanzchef Karim Bohn im Gespräch mit €uro am Sonntag.

Regelmäßig ergattert Patrizia dabei auch spektakuläre Mandate: vor wenigen Wochen etwa den Turm der Commerzbank in Frankfurt im Auftrag des Samsung-Konzerns aus Korea. In London erwarb Patrizia im vergangenen Jahr für den taiwanesischen Versicherungskonzern Fubon Life das Gebäude des ­traditionsreichen Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds.
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Rund elf Prozent des verwalteten Bestands liegt in Großbritannien. Damit ist das Land, dessen Regierung den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU vorbereitet, der zweitgrößte Markt der Schwaben.

"Keine Verwerfungen"

Zwar kündigen Großbanken wie Barclays an, künftig weniger Büroraum in der Londoner City zu mieten. Mit Blick auf negative Folgen eines Brexit für das Geschäft gibt sich Bohn dennoch unverdrossen. "Im britischen Immobilienmarkt konnten wir aufgrund des Brexit keine erheblichen Verwerfungen erkennen. Als einer der liquidesten Märkte der Welt bleibt Großbritannien für uns einer der wichtigsten Standorte", sagt der Vorstand. Vor Patrizia hatte Bohn in der Immobilienbranche auch für Finanzinvestoren, allgemein als risikofreudig bekannt, gearbeitet.

Bohns Erfahrung mit hohen Risiken macht sich für Patrizia in Form lukrativer Deals bezahlt. Zu Jahresbeginn etwa gelang der Verkauf des milliardenschweren "Harald"-Wohnungsportfolios an Deutsche Wohnen mit hohem Gewinn. Vor allem dieser Deal hat die Firmenkasse gut gefüllt. Aktuell enthält sie rund 300 Millionen Euro. Das weckt Begehrlichkeiten. So wird die Diskussion über regelmäßige Dividenden neu belebt. Bohn reagiert zurückhaltend: "In der Vergangenheit haben wir Gratis­aktien ausgegeben.
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Unsere Aktionäre sind damit sehr gut gefahren. Wie wir das Thema zukünftig behandeln, entscheiden wir im kommenden Jahr." Patrizia brauche die hohe Liquidität, um bei großen Transaktionen schnell reagieren zu können, so der Finanzvorstand.

Die solide Bilanz durch hohe Cashbestände, geringe Schulden und eine Eigenkapitalquote von fast 80 Prozent hat laut Bohn einen weiteren Vorteil: Man sei auf Geld durch die Ausgabe von Anleihen nicht angewiesen. Er hat ein Projekt, mit dem sich ­Patrizia auf eine Bewertung durch Ratingagenturen vorbereitet hatte, auf Eis gelegt.

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Bildquellen: Patrizia Immobilien, iStockphoto

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