Euro am Sonntag-Einschätzung

Hightech gegen Diabetes: Die besten Aktien

03.10.16 13:00 Uhr

Hightech gegen Diabetes: Die besten Aktien | finanzen.net

Der Diabetes-Markt ist im Umbruch. Preisdruck und technologischer Fortschritt heben den Therapie-Standard auf ein neues Level. Wie Anleger profitieren.

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Wenn einer der zehn größten Pharmakonzerne eine Viertelmilliarde Dollar in eine Firma investiert, deren Hauptprojekt bis vor Kurzem der Nachbau des Diagnostikcomputers aus der TV-Serie "Raumschiff Enterprise" war, wären hochgezogene Augenbrauen bei Investoren eine erwartbare Reaktion.



Als Sanofi jedoch eine millionenschwere Diabetespartnerschaft mit der Google-Tochter Verily einging, erntete der französische Pharmariese nicht viel mehr als wohlwollende Kenntnisnahme. Denn der Deal reiht sich nahtlos in eine ganze Reihe neuer Kooperationen zwischen Techgiganten und Gesundheitskonzernen ein. Wobei Diabetes als Thema überdurchschnittlich oft vertreten ist. Vor allem Google, IBM und Qualcomm scharen das Who’s who der Pharma- und Medizintechnikbranche um sich. Apple arbeitet mit über einem Dutzend akademischen Spitzenforschungsstätten zusammen. "Für die Zukunft rechne ich noch mit viel mehr solcher Partnerschaften", sagt Stefan Blum, Manager des BB Adamant Medtech.

Die branchenübergreifende Zusammenarbeit ist nur eins von vielen Anzeichen für Veränderung auf dem Diabetesmarkt. Der Sektor befindet sich im Umbruch und bietet deshalb auch Anlegern attraktive Chancen, auf die Marktführer von morgen zu setzen.

Fallzahlen explodieren

Die Zahl der Diabetiker wächst ungebrochen. Von heute etwas über 400 Millionen soll sie nach Schätzung der International Diabetes Federation bis 2035 um 42 Prozent auf 592 Millionen steigen. Die Zunahme betrifft alle Länder, doch an der Spitze liegt China. Dort leben bereits heute 114 Millionen Diabetiker, fast viermal so viel wie in den USA. Insgesamt zwölf Prozent der Weltgesundheitsausgaben entfallen auf die Behandlung der Erkrankten und von Diabetesfolgeschäden wie Probleme mit Augen, Nieren, Herz und Extremitäten.


Die Medizin kann auf dem heutigen Stand Diabetikern eine recht vernünftige Versorgung bieten, je nach Krankheitstyp mit Insulin und anderen Medikamenten. Doch die Entwicklungen der jüngsten Zeit sorgen dafür, dass Pharma-, Medizintechnik- und Techfirmen so verbissen wie selten zuvor daran arbeiten, diesen Behandlungsstandard auf das nächste Level zu heben.

Denn die erfolgsverwöhnten Pharmafirmen stehen neuerdings unter erheblichem Preisdruck. Es gibt viele verschiedene Insuline von verschiedenen Herstellern, das erste Nachahmerprodukt (Biosimilar) von Sanofis Blockbuster-Insulin Lantus kommt demnächst auf den Markt. Die Krankenversicherer in den USA nutzen diese Situation und handeln deshalb deutliche Preisnachlässe aus.


Um die Einbußen wettzumachen, versuchen die Hersteller nicht nur das nächste - angeblich noch bessere - Medikament zu entwickeln, sondern auch zunehmend ganze Behandlungspakete für Diabetiker zu schnüren. Da soll dann beispielsweise der Insulin-Pen über die Smartphone-App mit dem Zuckersensor kommunizieren, um die richtige Insulindosis zum richtigen Zeitpunkt zu verabreichen, abgeglichen mit den gesammelten Daten zur Ernährung und zum Bewegungsprofil des Patienten. An die Stelle einiger über den Tag verteilter Stichproben treten Glukosemonitore, die die Veränderungen des Zuckerspiegels kontinuierlich Tag und Nacht überwachen. Insulinpumpen können 24 Stunden lang korrigieren, anstatt nur vor und nach den Mahlzeiten.

Die meisten Komponenten solcher Systeme gibt es schon lange. Doch ihre Verbindung - Schlagwort "connected healthcare" - ist erst jetzt leistungsfähig und zuverlässig genug für den Einsatz. "Den großen Unterschied machen Smartphones und die Cloud", sagt Blum. "Vorher musste jeder Hersteller eigene Lösungen entwickeln, jetzt können alle über das Handy kommunizieren und Daten teilen." Die Wirtschaftsprüfungsfirma PriceWaterhouseCoopers prognos­tiziert, dass der Sektor "Connected Healthcare" bis 2020 ein Volumen von 61 Milliarden Dollar erreichen wird, das entspricht jährlichen Wachstumsraten von 33 Prozent.

Tatsächlich stehen die Chancen gut, dass die Branche mit den teureren Paket­lösungen durchkommt. Denn sie verfügen dank Cloud und Co heute über viel mehr Daten, die belegen können, dass sich eine aufwendigere Versorgung von Diabetikern am Ende rechnet. So hat die Firma Dexcom vor Kurzem ein Panel der US-Zulassungsbehörde überzeugt, dass ihr kontinuierlicher Glukosemesser, der auch Vorschläge zur Insulin­dosierung macht, der üblichen Fingerpieks-Messung überlegen ist. Das ist der erste Schritt, um die Kostenübernahme für einen weit größeren Patientenkreis als bisher zu erreichen.

Die US-Versicherung United Health hat Medtronic zum präferierten Insulin­pumpen-Anbieter für seine Versicherten gemacht, weil der Medtech-Riese zeigen konnte, dass die Maßnahme United letztendlich Geld spart. Denn vor ­einer Kostenexplosion durch die potenziellen Langzeitschäden bei Diabetikern, speziell Herz-Kreislauf-Komplikationen und Nierenversagen, fürchten sich Gesundheitsmanager rund um den Globus.

Großer Markt Prävention

Die ganze Entwicklung hat aber noch eine zweite Stoßrichtung: Gerade im Fall von Typ 2-Diabetes, der die Mehrzahl der Patienten betrifft, lässt sich mit Prävention viel erreichen: Überwachung, Ernährung, Sport. "Gesunde sind ein viel größerer und weniger sensitiver Markt als Kranke", gibt Blum zu bedenken. Diese Zielgruppe lässt sich mit einer Marke wie Google oder IBM viel besser erreichen als mit dem Namen eines Pillenproduzenten.

Entsprechend liegt der Schwerpunkt des Sanofi-Verily-Joint-Ventures unter anderem darin, die "täglichen Gewohnheiten" von Typ 2-Diabetikern zu verbessern". Zur Vorbeugung bei Patienten mit erhöhtem Diabetesrisiko ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. Die Entwicklung des "Star Trek"-Tricorders hat Verily übrigens still und leise aufgegeben.

Investor-Info

Medtronic
Zuverlässiger Riese

Basisinvestment für Gesundheitsinvestoren. Der Medtechkonzern hat in allen Sparten die Weichen in Richtung "Rundumservice" gestellt. Bei Diabetes kooperieren die Amerikaner mit Qualcomm und IBM, deren Supercomputer anhand von Patientendaten eine Unterzuckerung zwei Stunden vorhersagen kann.

Novo Nordisk
Wette auf Comeback

Die Dänen erzielen 80 Prozent ihres Umsatzes im Bereich Diabetes. Deshalb haben Preisdruck und Verzögerungen sie besonders ­getroffen. In den kommenden Jahren sollte Novo Nordisk aber wieder aufholen können.

BB Adamant Medtech
Vom ganzen Sektor profitieren

Ein Diabetes-Investment ganz ohne Pharmaanteil: Der BB-Medtech-Fonds von Bellevue bietet seit Auflage 2009 ein breit diversifiziertes Investment in diverse Medtechsektoren - auch Diabetes. Etwas preisgünstiger - Jahresgebühr 1,78 Prozent - ist der KBC Medical Technologies, der aber in den letzten zwölf Monaten weit hinter dem Bellevue-Fonds ­zurückblieb (ISIN: BE 017 081 393 6).

Solactive-Diabetes-Zertifikat
Spezialisierter Aktienkorb

Das Indexzertifikat (ISIN: DE 000 A0J ZJM 2) der HypoVereinsbank basiert auf einem Korb von rund zehn Aktien und wird vierteljährlich angepasst. Novo Nordisk, Eli Lilly und Dexcom machen fast 70 Prozent aus. Hinzu kommen kleinere Firmen wie Evotec. An sich ein bewährtes Produkt, aber mit drei Prozent Spread zwischen An- und Verkaufspreis und einem Prozent Jahresgebühr zu teuer. Halten.

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Bildquellen: iStockphoto, Lucky Business / Shutterstock.com

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