Fresenius Medical Care: Die fetten Jahre sind vorbei!

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Vorläufig gerettet: In letzter Sekunde konnte Fresenius Medical Care (FMC) verhindern, dass am vergangenen Freitag eine Verordnung der amerikanischen Gesundheitsbehörde CMS in Kraft trat. Die Neuregelung hätte den Geschäften des Dialysespezialisten erheblichen Schaden zugefügt, denn dann wäre nierenkranken Patienten im Endstadium die Unterstützung für ihre Dialysebehandlung durch wohltätige Organisationen gestrichen worden.

Das hätte zwischen 700 und 2.000 der vom deutschen Anbieter in den USA behandelten 180.000 Patienten betroffen. Ein texanisches Gericht stoppte das Wirksamwerden mit dem Argument, dass die Behandlung schwerkranker Menschen dadurch gefährdet werde. FMC und der vor Gericht mitstreitende Wettbewerber DaVita haben bei einer Anhörung kommende Woche die Chance, das CMS-Vorhaben final zu stoppen.

Scheitert die Tochter der ebenfalls im DAX notierten Fresenius, würden nach eigenen Angaben "erheblich nachteilige Auswirkungen auf das Geschäft resultieren". FMC erzielt über 60 Prozent des Umsatzes in den USA. Der Aktienkurs war vergangenen Montag in der Spitze um sieben Prozent eingebrochen.

Der Zuschuss je Behandlung könnte um rund 400 US-Dollar geringer ausfallen, wenn die Regel in Kraft tritt. Im für FMC denkbar schlimmsten Szenario - in dem 2000 Kranken mit je 150 Behandlungen jährlich die Unterstützung versagt wird - könnte ein Schaden von 120 Millionen US-Dollar pro Jahr entstehen. "Das entspricht einem negativen Einfluss auf das Jahresergebnis vor Steuern von rund fünf Prozent", sagt Lars Hettche, Analyst vom Bankhaus Metzler.

Mit der Verordnung will die US-Behörde CMS die Kosten der Dialysebehandlung drücken. "Das US-Gesundheitssystem legt immer größeren Wert auf Effizienz.

Health-Care-Einrichtungen erhalten mittlerweile Prämien für Behandlung ohne Folgebeschwerden oder andere Komplikationen", sagt Hettche. Um Schritt halten zu können, testet FMC seit einiger Zeit pauschale Vergütungsmodelle, die Kostensenkungen versprechen.

Ein weiterer Grund für das Vorgehen der Behörde ist, dass CMS die Spenden der Dialyseanbieter an die wohltätige Organisation American Kidney Fund (AKF) kritisiert. Damit würden Beiträge für Zusatzversicherungen subventioniert. Das sei jedoch nie ein Geheimnis gewesen, sagte ein FMC-Sprecher. So unterstütze man eine hochwertige Versorgung bedürftiger Patienten.

Obamacare vor dem Aus

Es sind gerade die Bedürftigen, die von der 2010 eingeführten gesetzlichen Gesundheitsversorgung in den USA profitiert haben. Der republikanische US-Kongress hat vergangene Woche den Weg für die Abschaffung von Obamacare freigemacht - ohne eine Alternative zu haben. Das schürt die Unsicherheit von Investoren bei FMC: Noch ist unklar, wie stark die Reform den Health-Care-Sektor treffen wird. Die richterliche Verfügung gegen die Verordnung der CMS gilt für zwei Wochen. Die Unsicherheiten über die Politik Trumps im Gesundheitsbereich dürften allerdings länger anhalten.