Euro am Sonntag-Einschätzung

Chip-Aktien: Wer von den Zukunftrends profitiert

05.05.16 16:00 Uhr

Chip-Aktien: Wer von den Zukunftrends profitiert | finanzen.net

Das Wachstum für alle in der Halbleiterzunft ist zu Ende. Von Trends wie dem ­autonomen Fahren und der ­Industrie-Digitalisierung profitieren lediglich einige Spezialisten. Wo die Nischen für Anleger sind.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Eine enge Straße, parkende Autos auf beiden Seiten. Plötzlich springt ein Kind auf die Straße. Der Fahrer ist überfordert. Der Wagen kommt dennoch rechtzeitig zum Stehen - elektronische Assistenzsysteme haben das Fahrzeug blitzschnell gestoppt. Die lernfähige Software erkennt Personen, Tiere, Autos, Gegenstände und sogar Lichtverhältnisse anhand der Auswertung von Millionen Kilometern gefilmter Fahrstrecken.



Aus Bildern der Umgebung berechnet die Bordelektronik Größenveränderungen von Objekten blitzschnell. Das System der israelischen Firma Mobileye besteht aus Kameras, Spezialchips und einer speziellen Software - damit erkennt es kritische Situationen und reagiert schneller als jeder Fahrer.

Der Fahrassistent aus Israel ist viel günstiger als herkömmliche Systeme, die die Abstände zu Objekten mit Sensoren, Lasern und Radarsignalen messen. Mobileye nutzt für die Aufnahmen herkömmliche Kameras. Besonders clever sind nur der Chip und die eingesetzte Software. "Wir wollen keine Abstände messen, sondern die Umgebung verstehen", sagt Amnon Shasua, Mitgründer der Technologiefirma. Der Professor für ­Visuelle Informatik hat die lernfähige Software selbst geschrieben. Mit Zugriff auf mehrere Kameras soll der autonome Fahrer von Mobileye inzwischen auch den Spurwechsel beherrschen.


Bei Autokonzernen kommt das Produkt bestens an. Weltweit 23 Unternehmen, darunter neun der zehn größten Automobilproduzenten, zählen zu den Kunden. Auch Elon Musk, der Gründer und Chef des US-Elek­tropioniers Tesla, will seinen Flitzern damit das Selbstfahren beibringen.

Angespornt vom Erfolg setzt sich die Chipfirma ehrgeizige Ziele: Bis 2019 soll der Umsatz jährlich um 40 Prozent auf über eine Milliarde Dollar zulegen.

Wachstum in Nischen

Solche Zuwachsraten sind inzwischen die Ausnahme in der Chipbranche. Auf knapp 350 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr bringt es die weltweite Halbleiterzunft inzwischen. Die Nachfrage in großen Segmenten für Computer und Handychips schrumpft jedoch. Der Gesamtzuwachs der Branche soll mit maximal drei Prozent pro Jahr bis 2019 bescheiden bleiben. Auch der Marktführer spürt die Sättigung des Marktes: Intel streicht weltweit mehr als ein Zehntel der Arbeitsplätze.


Der schnelle Aufstieg und die ehrgeizigen Pläne des Neulings Mobileye zeigen das Potenzial im Markt für hoch spezialisierte Chips. Dazu zählen etwa Bausteine für die Automobilbranche - und die Industrie. Diese Segmente machen derzeit etwa 18 Prozent des Gesamtmarkts aus. Den beiden Teilbereichen trauen die Marktforscher von IDC bis 2019 jährliche Zuwächse von jeweils neun und fünf Prozent zu - das Dreifache des Gesamtmarkts.

Für Lichtblicke im Chipsektor sorgt die schnell fortschreitende Digitalisierung. Beispiel Indus­trie: Chips verbinden Maschinen und Anlagen mit IT-Netzen in Unternehmen. Computer steuern die Fertigung und können Daten über den Zustand bei laufender Produktion analysieren. Mögliche Ausfälle werden dadurch früher erkannt.

Immer sichtbarer wird die ­Digitalisierung auch im Auto: In fast allen Bereichen, vom Armaturenbrett über die Motorsteuerung bis hin zu Navigations- und Multimediasystemen, werden immer mehr Chips verbaut. Breit aufgestellte Konzerne wie Infineon oder die amerikanische Texas Instruments, die bei Auto- und Industriechips auch in vielen Nischen präsent ist, sind für die Zukunft gut gerüstet. Der Gesamtwert der Chips in Elektro- und Hybrid­autos ist mit über 700 Dollar je Auto heute schon mehr als doppelt so hoch wie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Ein Einsatzfeld kommt hinzu: Immer mehr Leistungshalbleiter, die den Stromfluss steuern, werden eingebaut. Der DAX-Konzern Infineon ist hier Weltmarktführer. Die stark schwankenden Märkte für Konsumelektronik hat der Konzern seit dem Verkauf der Handychipsparte weitgehend verlassen.

Autokonzerne und Industriefirmen bringen den Münchnern heute fast 90 Prozent des Umsatzes. Der Vorteil: Infineon liefert diesen Kunden zunehmend speziell angepasste Chips und immer häufiger auch komplette Elektronikmodule. Wie bei Mobileye steigt der Anteil spezieller Software und damit auch die Wertschöpfung. Das bringt stabilere und höhere Gewinnmargen.

Einen ähnlichen Weg wie die Deutschen geht die amerikanische Texas Instruments (TI). Infineons großer Rivale zieht sich immer mehr aus dem Geschäft mit Chips für Konsumelektronik zurück, bei Handychips etwa ist der Ausstieg schon vollzogen. TI konzentriert sich auf sogenannte analoge Chips. Das sind elektronische Bausteine, die Töne, Berührungen und andere Impulse aus der realen Welt in digitale Signale wandeln. Sie bringen 60 Prozent des Kon­zernumsatzes. In diesem Segment ist TI weltweit Marktführer. Analog zum DAX-Wert deckt das Unternehmen mit seinen Produkten viele Nischen für Auto- und Industriefirmen ab.

Die Texaner fahren derzeit aber noch 30 Prozent ihrer Umsätze mit Chips für Konsumelektronik ein. Weil das seit geraumer Zeit eine Belastung ist, werden diese Geschäftsbereiche mittelfristig wohl verkauft.

Investor-Info

Infineon
Groß in Nischen

Vom Wachstum in den Nischen des Chipmarkts profitiert Infineon stärker als die meisten Konkurrenten, einschließlich Texas Instruments. Ergänzend zur größten Sparte Autochips liefert auch das Geschäft mit Industriekunden hohe Margen, hier geht es um Chips für Zughersteller oder Windkraft und Solarfirmen. Im Gesamtjahr erwarten Analysten ein Fünftel mehr Gewinn. Damit ist die Aktie attraktiv bewertet. Basisinvestment.

Mobileye
Ehrgeiziger Aufsteiger

Im Zukunftsmarkt autonomes Fahren hat das Unternehmen viel Potenzial. Die Firma kombiniert Chips mit dem Einsatz hoch spezialisierter Software. Die operative Marge, zuletzt 52 Prozent, ist größer als bei der Konkurrenz. Der Umsatz soll sich bis 2019 von 250 Millionen Dollar auf 1,1 Milliarden vervielfachen. Die hohe Bewertung lockt Leerverkäufer an, die auf fallende Kurse setzen. Spekulativ.

Texas Instruments
Breite Aufstellung

Autochips und Halbleiter für Industriefirmen kompensieren die Schwächen in der Konsum­elektronik. Die Prognose für das laufende, zweite Quartal fiel besser aus als erwartet. Der Konzern stellt 3,1 bis 3,3 Milliarden Dollar Umsatz und 67 bis 77 Cent Gewinn je Aktie in Aussicht. Für das laufende Jahr erwarten Analysten gegenwärtig weniger als fünf Prozent Gewinnzuwachs. Diese Prognose sollte Texas Instruments leicht übertreffen.

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Bildquellen: Bosch, Andrew Park / Shutterstock.com

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