Dialog Semiconductor: Gefährliche Abhängigkeit

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Die Aktienkurse des Techkonzerns Apple und seines Zulieferers Dialog Semiconductor entwickeln sich üblicherweise ähnlich. Steigt der Apple-Kurs, geht es auch mit den Papieren des Halbleiterherstellers nach oben. Das ist kein Zufall: Der Umsatz der Schwaben hängt zu mehr als 70 Prozent von Apple ab. Die Akquise anderer Kunden verläuft schleppend.

Die Kehrseite dieser Abhängigkeit zeigte sich in dieser Woche. Das Bankhaus Lampe spekulierte in einer Studie, dass Apple künftig einen Chip zum Strommanagement in Smartphones (PMIC) zumindest teilweise selbst herstellen könnte. Das riss die Aktie des PMIC-Produzenten Dialog bis zu 36 Prozent in die Tiefe.

Karsten Iltgen, Analyst bei Lampe, berichtet, dass Apple in München und Kalifornien ein eigenes Designcenter aufbaut und derzeit mit 16 Stellenausschreibungen nach Ingenieuren mit entsprechenden Kenntnissen im Energiemanagement sucht. Apple selbst wollte gegenüber €uro am Sonntag "solche Marktspekulationen" nicht kommentieren.

Laut Iltgen sind die Pläne des Techkonzerns bereits wesentlich konkreter: "Aus der Industrie haben wir erfahren, dass im geplanten Center bereits circa 80 Ingenieure an einem PMIC arbeiten, und es konkrete Pläne bei Apple gibt, diesen bereits ab 2019 im iPhone einzusetzen", erklärte der Analyst. Ein Branchenkenner bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass Apple unter den 1200 bei Dialog beschäftigten Ingenieuren wildere: "Die werben ab wie verrückt."

Geschäfte bis 2019 sicher

Dialog versucht, die Gemüter zu beruhigen. Dem Unternehmen seien keine Gründe für den Kursrutsch aus dem Geschäft bekannt. Die Geschäftsbeziehungen zu Apple seien normal und ließen keine Änderung erkennen.

Auch die Analysten von Exane beschwichtigten. Dialog habe die Entwicklungen für 2017 und 2018 für Apple bereits im Sack und verhandle gerade über 2019, habe das Research-Haus erfahren. Zudem bräuchten die Amerikaner mehr als 1000 Ingenieure, um das Strommanagement für ihre Smartphones selbst zu stemmen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der US-Riese in diesem Umfang einstelle.

Allerdings glaubt auch das Bankhaus Lampe nicht, dass Apple vor 2019 eine Eigenproduktion aufbauen kann. Und bis dahin seien die Aussichten für Umsatz und Gewinn stabil. Dialog bestätigte seine Geschäftsprognose. Nach einem Umsatzrückgang im vorigen Jahr aufgrund geringerer Smartphone-Verkäufe rechnet Firmenchef Jalal Bagherli fürs Jahr 2017 mit einer Erholung. Im ersten Quartal will er bis zu 285 Millionen Dollar einnehmen.

Die Aktie von Dialog ist mit dem Absturz unter unseren Stoppkurs gerutscht. Wer noch investiert ist, sollte dabeibleiben. Wir haben Kursziel und Stopp gesenkt.