Hier stimmt was nicht! Warum Aktivisten eine Chance sind

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Genau das Gegenteil ist der Fall. Wir Aktionäre heißen Aktivisten willkommen. Hätte sich Guy Wyser-Pratt 2003 nicht bei dem Maschinenbauer IWKA engagiert und die Konzentration auf die Robotertochter Kuka durchgeboxt, hätten Anleger Wert­steigerungen von vielen Hundert Prozent versäumt. Gerade haben die Aktionäre von DMG Mori Seiki durch das Wirken von Elliot Management einen Zuwachs von 25 Prozent erfahren. Danke dafür. Aktuell will Elliott beim Übernahmepreis für den italienischen Bahntechniker STS Ansaldo einen Nachschlag. Anstatt zehn sollen es 15 Euro pro Aktie sein. Gibt es hier irgendein Risiko? Nein, gibt es nicht.

Dass bei Stada nun der Aktivist Active ­Ownership zugange ist, kann für die Anteilseigener nur eine Chance sein. Die Generikafirma hat viel Kapital verbraucht und Firmenchef Hartmut Retzlaff wurde fürstlich entlohnt. Auf der Hauptversammlung am 9. Juni schlägt der Aktivist fünf neue Aufsichtsräte zur Wahl vor und will zudem die Vinkulierung der Aktien abschaffen lassen. Sicherlich nicht die schlechteste Idee. Wir wünschen uns mehr davon.

Etwa bei Drägerwerk. Der Anbieter von Medizin- und Sicherheits­technik würde einen Aktivisten gut vertragen. Die einzelnen Bereiche haben wenig miteinander zu tun und agieren im wettbewerbsintensiven Umfeld. Eine gefähr­liche Konstellation, insbesondere weil Dräger in einer nicht zeitgemäßen Kapitalstruktur mit Stamm- und Vorzugsaktien sowie Genussscheinen gefangen ist. Das Zusammenlegen der Anteilscheine und eine Fokussierung auf einen Geschäftsbereich ist überfällig. Und wenn Dräger das nicht in Angriff nimmt, dürfte das Unternehmen in der nächsten Krise in Mitleidenschaft gezogen werden. Hier liegen die Risiken und nicht bei einem Aktivisten.