Euro am Sonntag

DAX im Rallymodus: Welche Konzerne prächtig verdienen

04.11.15 15:00 Uhr

DAX im Rallymodus: Welche Konzerne prächtig verdienen | finanzen.net

Starker Dollar, schwache Schwellenländer. Deutschlands Topkonzerne kämpfen mit einem schwierigen Wirtschaftsumfeld. Wer sich am besten behauptet, wo Gefahren für Aktionäre lauern.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Bei diesen Zahlen muss man als Aktionär tief durchatmen: Sechs Milliarden Euro Nettoverlust weist die Deutsche Bank für das dritte Quartal aus, Volkswagen operativ dreieinhalb Milliarden. Derart desaströse Ergebnisse ist man von DAX-Konzernen nicht gewohnt. Die Deutsche Bank kämpft noch immer mit den Spätfolgen der Finanzkrise, Volkswagen mit dem Skandal um manipulierte Dieselmotoren.



Es gibt aber auch gute Nachrichten aus dem DAX. Beispielsweise von Fresenius. Der Gesundheitskonzern hat erneut seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben.

Elf der 30 DAX-Konzerne haben bislang ihre Geschäftszahlen für die Monate Juli bis September vorgelegt. "Es gibt Licht und Schatten. Problemfälle wie Deutsche Bank, Volkswagen und Deutsche Post leiden unter selbst verschuldeten Sonder­situationen. Daimler, Fresenius oder SAP zeigen, dass man auch im aktuellen Wirtschaftsumfeld positiv überraschen kann", zieht Wolfgang Albrecht von der Landesbank Baden-Württemberg ein Zwischenfazit.


Besonders wichtig sind die Autokonzerne, weil sie zu den größten Gewinnbringern im DAX zählen. Getrieben wurde das Geschäft seit der Jahrtausendwende vor allem durch die rasant wachsende Nachfrage aus China. Dort aber verliert das Wirtschaftswachstum an Dynamik. Am besten schlägt sich Daimler. Die Schwaben haben im dritten Quartal mehr Geld verdient als von Analysten erwartet. In China konnte Daimlers Hauptmarke Mercedes-Benz im dritten Quartal den Absatz um 39 Prozent steigern.

Die Geschäftszahlen von Daimler sind nur bedingt ein Vorlaufindikator für den Rivalen BMW, dessen Quartalszahlen für den 3. November angekündigt sind. Die Münchner sind in China deutlich früher durchgestartet als Daimler, ­haben derzeit aber vergleichsweise alte Modelle in den Verkaufshallen.


Besonders widrig ist das Umfeld für BASF. Als Chemiekonzern sind die Ludwigshafener stark abhängig von der allgemeinen Wirtschaftslage. Die Schwäche vieler Schwellenländer trifft den Konzern deshalb hart. Hinzu kommt der niedrige Ölpreis, der die Erträge der Energietochter Wintershall drückt.

Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn von BASF sank im abgelaufenen Quartal um zehn Prozent - und damit stärker als von Analysten erwartet. "Wichtige Märkte wie Brasilien befinden sich in einer Rezession oder wachsen schwächer, wie China", klagt Konzernchef Kurt Bock.

Dollar schiebt an

Es gibt aber auch positive Einflussfaktoren auf die deutschen Topkonzerne. Freude verbreitet der starke Dollar: Der Euro hat im Vergleich zur US-Währung seit Juli vergangenen Jahres rund 20 Prozent an Wert verloren. Das hebelt die Einnahmen, die europäische Unternehmen im Dollarraum erzielen. Nach Berechnung der Unternehmensberatung Ernst & Young brachten Währungseffekte den DAX-­Konzernen bereits im zweiten Quartal einen Umsatzschub von mindestens 20 Milliarden Euro - und das bei einem Umsatzwachstum von insgesamt 34 Milliarden Euro. Der Dollar­effekt wirkt weiter. So hat Linde den Umsatz im dritten Quartal um acht Prozent gesteigert, ohne Währungseffekte wäre es nur ein Prozent gewesen.

Die Analysten der Commerzbank erwarten mit Blick auf die aktuelle Berichtssaison einen klaren Trend: Probleme seien vor allem bei jenen Unternehmen zu erwarten, die einen hohen Umsatzanteil in Schwellenländern wie China, Brasilien und Russland erzielen und Schwächen dort nicht durch Währungsgewinne im Dollarraum ausgleichen können.

Frühstart der Bullen

An den Börsen ist die Berichtssaison bislang gut angekommen. Seit dem Startschuss durch SAP vor zweieinhalb Wochen hat der Index rund 700 Punkte zugelegt. Geholfen haben die Notenbanken und die Aussicht auf eine weiter lockere Geldpolitik. Bereits jetzt hat der DAX damit Marken erreicht, die viele Banken und Analysehäuser erst zum Jahresende erwartet haben. Ist die Jahresendrally somit schon gelaufen?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX ist auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinne laut Datendienst Bloomberg auf knapp 13 gestiegen. Das liegt rund zehn Prozent über dem langjährigen Schnitt. Der DAX ist auf aktuellem Niveau also nicht billig, aber auch nicht extrem teuer.

Noch haben Unternehmen die Chance, mit ihren Geschäftszahlen Akzente zu setzen und die Kurse weiter zu treiben. Die Berichtssaison der deutschen Topkonzerne läuft bis zum 26. November, wenn der Chipkonzern Infineon seine Zahlen präsentiert.

Investor-Info

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Favoriten der Redaktion
Fünf starke Werte

Mit 30 Aktien ist der DAX ein relativ kleiner Index. Dennoch bietet er Titel mit unterschiedlichem Profil. Die Redaktion hat fünf Aktien ausgewählt: Der Versicherungskonzern Allianz bietet mit rund viereinhalb Prozent eine überdurchschnittliche Dividendenrendite. Unter den stark gewichteten Autowerten bevorzugen wir aufgrund der attraktivsten Flotte weiterhin Daimler. Als defensive Wachstumswerte haben sich Fresenius und Bayer bewährt. Die SAP-Aktie hat Fahrt aufgenommen, nachdem der Softwarekonzern mit der Vermarktung seiner Mietprogramme (Cloud) immer besser vorankommt.

Name Kurs 1) Jahr 1) Rendite 2)
Allianz 28,8 % 4,6 %
Bayer 4,4 % 2,0 %
Fresenius 55,4 % 0,8 %
Daimler 30,4 % 3,9 %
SAP 30,9 % 1,6 %

1) Kursentwicklung zwölf Monate; 2) auf Basis der für das Jahr 2015 erwarteten Dividende Stand: 29.10.15, Quelle: Bloomberg

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Bildquellen: Ralph Orlowski/Getty Images, Sebastian Kaulitzki / Shutterstock.com

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