BHP Billiton & Vale: Katastrophe in Erzmine

von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Ein Dammbruch in einer wichtigen Eisenerzmine hat im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais eine Katastrophe ausgelöst. Giftige Wassermassen aus einem Rückhaltebecken des von den Bergbaugesellschaften BHP Billiton und Vale gemeinschaftlich betriebenen Minenprojekts Samarco haben sich in einer Schlammlawine ins Tal gewälzt und Dutzende Häuser unter sich begraben.

Auch wenn die genaue Zahl der Toten bisher unklar ist: Die Folgen für die Natur und die Menschen vor Ort sind verheerend. Zugleich beginnen Kalkulationen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Desasters - auch bei den Anlegern. Die Aktie von BHP Billiton (ISIN: GB 000 056 650 4) fiel nach Bekanntwerden des Unfalls um mehr als fünf Prozent, das Papier von Vale (BR VAL EAC NPA 3) gab im Verlauf der Woche sogar um zehn Prozent nach.

Neuer Tiefpunkt für Rohstoffriesen

Tote, Umweltschäden, mögliche zivilrechtliche Folgen, drohende Produktionsrückgänge: Das Desaster in Brasilien stellt einen weiteren Tiefpunkt für BHP Billiton dar. Dessen Aktionäre haben ohnehin harte Jahre hinter sich. Der Wert der Aktien des weltgrößten Bergbaukonzerns halbierte sich seit Herbst 2012 beinahe. Der Rohstoff­gigant leidet unter fallenden Preisen und befindet sich gleichzeitig in einem Verdrängungswettbewerb mit kleineren Konkurrenten, was für ein globales Über­angebot sorgt. Hinzu kamen zuletzt schwache Konjunkturdaten aus China, das fast drei Viertel der weltweiten Eisenerzproduktion kauft - der größte Umsatzposten bei BHP. Dort fiel die Stahlproduktion, für die Eisenerz be­nötigt wird, erstmals seit 1995.

Die Katastrophe wird den Konzern nun zusätzlich Geld kosten. Die BHP-Chefetage kündigte an, möglicherweise die firmeninternen Ziele für die Eisenerzproduktion zu kürzen. Das Samarco-Projekt, das jährlich rund drei Prozent zum Gewinn des Konzerns beiträgt, wurde von der örtlichen Umweltbehörde sofort stillgelegt. Rohstoffexperten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass die Mine über Jahre geschlossen bleiben könnte. Allein die Aufräumarbeiten könnten über eine Milliarde US-Dollar kosten.

Laut Analysten sollten sich die Produktionsausfälle nicht in höheren Eisen­erzpreisen niederschlagen. In der Samarco-Mine wurden zuletzt rund 30 Millionen Tonnen Eisenerz pro Jahr aus dem Boden gegraben. Zum Vergleich: BHP fördert etwa 250 Millionen Tonnen im Jahr, Vale wollte die Produktion zuletzt auf rund 430 Millionen erhöhen und so weiter für ein Überangebot sorgen. Der Preis für Eisenerz stürzte in diesem Jahr um 32 Prozent auf 48 US-Dollar je Tonne ab. Bis Mitte 2016 könnte er unter 40 US-Dollar je Tonne rutschen, glaubt die Citigroup.