Euro am Sonntag

AURELIUS: Hedgefonds vernichtet Milliarde

04.04.17 12:30 Uhr

AURELIUS: Hedgefonds vernichtet Milliarde | finanzen.net

Der US-Leerverkäufer Gotham City Research wirft der Beteiligungsfirma AURELIUS Manipulationen vor. Der ­Vorstand lässt Fragen offen - und verunsichert zusätzlich.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Der Angriff war perfekt geplant. Zuerst lancierte der Hedgefonds Gotham City Research Gerüchte über eine negative Studie zu AURELIUS. Dann veröffentlichte der Finanzakteur den Bericht, der der Münchner Beteiligungsgesellschaft Bilanzmanipulationen vorwirft. Der Aktie wird gerade einmal ein Kursziel von 8,56 Euro zugestanden. Zwar dementierte AURELIUS alle Vorwürfe als irreführend. Doch die Attacke wirkte: Am Dienstag vergangener Woche brach der Kurs in der Spitze um rund ein Drittel ein.

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Am Mittwoch präsentierte AURELIUS-Chef Dirk Markus die Jahresbilanz vor Analysten und Investoren. Womöglich spielte die Nervosität des Vorstandschefs eine Rolle, bestimmt aber eine Reihe unbeantworteter Fragen: Die Aktie stürzte noch während der Vorlage unter Rekordhandelsvolumina erneut dramatisch ab.

Gothams Ziel, ein Kurscrash, war erreicht. Der Investor trat als Leerverkäufer auf, der Aktien leiht und darauf spekuliert, sie zu günsti­geren Kursen einzusammeln. Laut Datendienst Bloomberg war der Fonds am Dienstag mit 0,8 Prozent des Grundkapitals short.
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Anteil bleibt im Dunkeln

In der Spitze wurde fast eine ­Milliarde Euro Anlegerkapital vernichtet. Neben dem enormen Wertverlust bleiben Fragen. Vor allem: Wie viele Anteile halten die Vorstände? Mehrfache Nachfragen von Analysten und Investoren liefen ins Leere. Markus berief sich auf das deutsche Recht. Die Aktie ist im ­Freiverkehr der Börse München notiert, hier sind die Veröffentlichungspflichten weniger streng als in den Auswahlindizes der Deutschen Börse wie etwa TecDAX oder SDAX.

Doch damit gewinnen die Zweifel an Gewicht, die Gotham streut: "Verlassen die Ratten das sinkende Schiff?", heißt es in dem Report. Tatsache ist, dass die Vorstände Dirk Markus und Gert Purkert bereits im Dezember für rund 170 Millionen Euro Aktien verkauft haben. Zudem fallen die exorbitant hohen Vorstandsgehälter auf. Laut Geschäftsbericht kassierte das Management 27,4 Millionen Euro im Jahr 2016. Schon im Jahr davor waren es etwa 15 Millionen Euro.

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Zum Vergleich: Bei Daimler gab es 2016 insgesamt 31,8 Millionen für alle neun Mitglieder des Vorstands. Markus erklärte dies mit erfolgreichen Verkäufen als einer Komponente der Vergütung.

Dubios: Laut Geschäftsbericht und Homepage gibt es drei Vorstände: Markus, Purkert sowie ­Donatus Albrecht. Als Finanzvorstand erscheint nun in einer Presseerklärung ein Steffen Schiefer. Er sei seit 2012 Vorstand, aber nicht Mitglied des Executive Board und deshalb nicht erwähnt, teilt AURELIUS auf Anfrage mit.

Auch die Geschäftszahlen selbst liefern Gesprächsstoff. Das Ebitda brach im vergangenen Jahr um 44 Prozent auf 148 Millionen Euro ein. Der Rückgang ist erklärbar: Das Unternehmen weist "negativen Goodwill" aus dem Besitz von Beteiligungen als Gewinn aus. Das sind Differenzen aus dem Zeitwert der Beteiligungen und dem Einstandspreis. Werden viele Beteiligungen verkauft, 2016 waren es sechs, wirkt das ebenso gewinnmindernd wie der Abfluss des operativen Gewinns dieser Firmen. Für 2017 erwarten Analysten wegen des Kaufs der ­bislang größten Beteiligung, Office Depot Europe, neben einem starken Umsatzzuwachs auch einen kräftigen Schub beim Ebitda.

Die These von Gotham: Die Gewinne seien manipuliert. Ein Vergleich mit der Beteiligungsgesellschaft Arques wird gezogen, bei der Markus bis 2005 tätig war. Die Aktie stürzte, gut zwei Jahre nach Markus’ Abschied, nach einer Rally spektakulär ab. Leerverkäufer Gotham erwähnte Arques wohl nur allzu gern. Laut Analysten erscheinen überdies viele Zahlen im Report zweifelhaft, weil stichhaltige Quellen fehlen.

Perfektes Angriffsziel

Wegen der Art des Geschäfts ­bietet AURELIUS zudem beste Voraussetzungen für eine Attacke.

Aus verkaufstaktischen Gründen könne man Angaben zu Beteili­gungen wie den exakten negativen Goodwill nicht veröffentlichen, sonst würde man die Zahlungsbereitschaft potenzieller Käufer negativ beeinflussen, so AURELIUS. Änderungen seien hier nicht geplant.

Für 2017 gab Markus einen optimistischen Ausblick. Die Restrukturierung des Neuerwerbs Office Depot Europe sei gut angelaufen. Markus will hier durch eine Verkleinerung der Angebotspalette und durch Synergien Kosten sparen. Durch Vertriebsmaßnahmen sollen zugleich die Erlöse gesteigert werden. Markus stellte überdies für 2017 zwei bis drei Unternehmensverkäufe in Aussicht.

Um den Kurs zu stützen, hat der Vorstand kurzfristig ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 50 Millionen Euro aufgelegt. Die Hauptversammlung im Juni soll ein weiteres Programm über 160 Millionen Euro genehmigen. Für kommende Woche hat AURELIUS einen weiteren Bericht angekündigt. "Wir wollen das Vertrauen des Markts mit Fakten gewinnen", sagte Markus. Das dürfte nach diesem Kursabsturz eine ganze Weile dauern.

Bildquellen: Lightspring / Shutterstock.com, dedi / Shutterstock.com

Nachrichten zu AURELIUS

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Analysen zu AURELIUS

DatumRatingAnalyst
25.09.2019AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
30.08.2019AURELIUS buyHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
09.08.2018AURELIUS buyBaader Bank
27.10.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
10.08.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
DatumRatingAnalyst
25.09.2019AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
30.08.2019AURELIUS buyHauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA
09.08.2018AURELIUS buyBaader Bank
27.10.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
10.08.2017AURELIUS buyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
DatumRatingAnalyst
16.08.2013Aurelius haltenJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
05.02.2013Aurelius haltenWarburg Research
09.08.2007AURELIUS neues Stopp-Limit beachtenFocus Money
DatumRatingAnalyst

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