Euro am Sonntag-Analyse

Jungheinrich: Bei Weitem nicht zu hoch gestapelt

17.11.16 12:30 Uhr

Jungheinrich: Bei Weitem nicht zu hoch gestapelt | finanzen.net

Der Logistik-Ausrüster Jungheinrich profitiert vom boomenden Onlinehandel. Die Auftragsbücher sind voll, Finanzchef Volker Hues verspricht, dass die operative Gewinnmarge bald wieder steigen soll.

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von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

In Europa reißen die Kunden den Hamburgern ihre Gabelstapler und Flurförderzeuge schier aus den Händen. Der Auftragseingang bei Jungheinrich stieg in den ersten neun Monaten um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2,4 Milliarden Euro. Der Weltmarktanteil kletterte von 8,6 Prozent im Vorjahr auf 9,2 Prozent. "Wir wachsen auch gegen den Trend", freut sich Finanzvorstand Volker Hues im Gespräch mit €uro am Sonntag. Außergewöhnlich hohe Zuwächse gab es etwa in Großbritannien, Italien und Frankreich. Der Konzern erzielt fast 90 Prozent seiner Erlöse in Europa.



Angetrieben wird das Geschäft vom Internet, über das weltweit immer mehr Waren ­ bestellt werden, die möglichst schnell zu den Kunden transportiert werden sollen. Das geht Hand in Hand mit der Automatisierung und Digitalisierung in den Lagern. Der Konzern pro­gnostiziert für das Gesamtjahr einen Auftragseingang von 3,1 bis 3,2 Milliarden Euro, der Umsatz soll zwischen 3,0 bis 3,1 Milliarden Euro betragen. Hues orientiert sich hier "eher am oberen Ende". Beim operativen Gewinn könne "das untere Ende der angegebenen Bandbreite" von 228 bis 238 Millionen Euro aber nicht ausgeschlossen werden.

Auch im dritten Quartal wuchs das Ebit nur um 2,5 Prozent. Nach neun Monaten stand ein Plus von 9,4 Prozent auf 166 Millionen Euro zu Buche, während der Umsatz um 11,2 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro anstieg. Die relative Schwäche begründete Hues mit "strategischen Kunden, deren Akquisition uns zunächst Marge kostet". Zudem dämpften Akquisitionen und einmalige Effekte die Dynamik.


"Diese belastenden Faktoren haben wir 2017 nicht mehr", sagt der Finanzchef und wagt ­einen Ausblick: "Unser Ziel ist, den Wert des Unternehmens weiter zu steigern, also unter Berücksichtigung des Gewinns vor Zinsen und Steuern. Die Marge wollen wir mindestens halten und zukünftig auch steigern."

Profitabilität steigt wieder

Die Profitabilität sollte künftig wieder zunehmen. Beim Umsatzwachstum aber dürfte die Dynamik der vergangenen drei Jahre nachlassen. "Zweistelliges Wachstum ist keine Normalität. Um unser Ziel zu erreichen, bis 2020 vier Milliarden Euro an Umsatz zu erzielen, reicht auch ein mittleres einstelliges Wachstum. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen."

Jungheinrich will weiter Marktanteile gewinnen. Der Trend gehe von Verbrennungsantrieben zu Elektromotoren. "Wir sind bei E-Motoren weltweit führend. Der Markt läuft in unsere Richtung." Auch die Folgen des Brexits sorgen Hues nicht. "Ich sehe keinen Grund, warum wir dort nicht auch 2017 gegen den Trend wachsen sollten." Jungheinrich erzielt hier neun Prozent seines Umsatzes.


Hues kann sich vereinzelte Akquisitionen in neue Technologien oder Übernahmen von Händlern vorstellen. "Wenn es passt und die Gelegenheit sich bietet, will ich nicht ausschließen, dass da 2017 etwas kommt", sagt der Vorstand. Daneben stehen vor allem China und die USA im Fokus. Das Joint Venture mit dem chinesischen Staplerproduzenten Anhui Heli laufe gut an.

In den USA würde Jungheinrich das Geschäft parallel zur Vertriebspartnerschaft mit Mitsubishi zwar gern ausbauen. Aber: "Wir sehen dort gegenwärtig keine sinnvollen Erweiterungsmöglichkeiten", so Hues. Weil das US-Geschäft nur zwei Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, rechnet Hues nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten mit keinem nennenswerten Einfluss auf das eigene Geschäft.

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Bildquellen: Jungheinrich

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