Haushalts-Aktien: Hier isst nicht nur das Auge mit!
Der französische SEB-Konzern machte mit der Übernahme von WMF auf sich aufmerksam. Die Aktie erklomm jüngst ein neues Allzeithoch. Zeit, die Branche einmal näher zu beleuchten.
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von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Ob in Deutschland, Finnland, Frankreich oder den USA - für viele Menschen gehört eine duftende Tasse Kaffee zum perfekten Start in den Tag. Das Heißgetränk wird seit Jahrtausenden gebrüht und ist nach Tee das beliebteste Getränk der Welt. Weltweit werden 2,5 Milliarden Tassen Kaffee am Tag getrunken. Macht im Jahr über 900 Milliarden Tassen. Kaffee ist aber nicht gleich Kaffee: Rund 40 Sorten gibt es und die Zubereitung ist eine Wissenschaft für sich. Ristretto, Espresso oder Espresso lungo - ein guter Barista beherrscht das Kaffee-Einmaleins aus dem Effeff.
Thierry de La Tour d’Artaise, Chef des französischen Küchengeräte-Primus SEB, drängt mit dem größten Zukauf der Firmengeschichte noch stärker in das wachsende Kaffeesegment. Ende Mai kündigte der SEB-Boss die Übernahme des Herstellers von hochpreisigem Besteck, Geschirr und Kaffeeautomaten WMF an. Wenige Tage zuvor hatte SEB bereits den westfälischen Isolierkannenhersteller Emsa geschluckt. Rund 1,6 Milliarden Euro ist dem wortkargen Unternehmer WMF wert. Der bisherige Eigentümer, der Finanzinvestor KKR, bewertete das damals angeschlagene deutsche Traditionsunternehmen bei seinem Einstieg vor vier Jahren mit 600 Millionen Euro.
Aktie im Höhenflug
Trotz des immensen Aufschlags sehen Investoren den Zukauf positiv. Die SEB-Aktie reagierte mit einem kräftigen Kurssprung auf die Übernahme und erklomm jüngst ein neues Allzeithoch. Dazu trugen auch die Quartalszahlen bei. Von Januar bis Juni steigerte der Konzern seinen Gewinn um 15 Prozent. "Im ersten Halbjahr haben wir bedeutende strategische Fortschritte gemacht und ein exzellentes Ergebnis eingefahren", kommentiert De La Tour d’Artaise.Es sind vor allem die Profi-Kaffeemaschinen, die WMF so schmackhaft machen. Die bis zu 10.000 Euro teuren Geräte werden an Restaurants oder Bäckereien verkauft und steuern mit rund 60 Prozent einen Großteil zum Gewinn von WMF bei. Nach einer schweren Krise, in der KKR das Ruder bei den Süddeutschen übernahm, sprudeln die Gewinne nach einem einschneidenden Sparprogramm wieder. Im laufenden Jahr dürfte das Betriebsergebnis der Schwaben um 30 Millionen Euro auf 140 Millionen Euro klettern.
Der französische SEB-Konzern, der in vielen Hobbyküchen mit Geräten der Marken Moulinex und Krups oder mit Tefal-Pfannen vertreten ist, erobert mit der WMF-Übernahme auf einen Schlag die Weltmarktführerschaft im kleinen, aber schnell wachsenden Bereich mit Profi-Kaffeemaschinen.
Als mögliche Käufer wurden neben SEB immer wieder auch chinesische Investoren, der schwedische Haushalts- und Küchengerätehersteller Electrolux und der italienische Kaffeemaschinenhersteller De’Longhi genannt. Für beide Konzerne wäre es die Chance gewesen, ihr eigenes Geschäft mit Kaffeemaschinen deutlich zu stärken.
Dass SEB-Lenker De La Tour d’Artaise letztendlich zum Zug kam und auch die befürchtete Aufspaltung vom Tisch ist, sorgt für Erleichterung bei den Angestellten von WMF. Der Franzose, der mit der Enkelin des SEB-Firmengründers verheiratet ist, gilt als verlässlicher und langfristig orientierter Unternehmer.
Vor allem in Asien ergeben sich Chancen. Mit dem Markennamen WMF drängen die Franzosen mit den Profi-Kaffeemaschinen in Zukunft auch verstärkt nach Fernost. De La Tour d’Artaise kann die starke Position seines Konzerns in Asien nutzen, um die deutsche Traditionsmarke auch hier zu etablieren.
Italienisches Flair
Dass SEB mit der WMF-Übernahme zum Weltmarktführer bei Profi-Kaffeemaschinen aufsteigt, dürfte das Geschäft des italienischen SEB-Konkurrenten De’Longhi kaum beeinflussen. Die Italiener produzieren Küchengeräte wie Mixer, Toaster und Wasserkocher unter den Marken Kenwood, Braun und Ariete, sind aber vor allem für ihre Kaffeevollautomaten und Espressomaschinen bekannt.Während die WMF-Kaffeemaschinen überwiegend im Gewerbe zum Einsatz kommen, richtet sich De’Longhi mit seinen Geräten an Endkunden, die bereit sind, für einen wohlklingenden Markennamen und ein ansprechendes Design mit italienischem Flair etwas mehr Geld auszugeben. In kaum einem anderen Land wird die Kaffeekultur so hochgehalten wie in Italien, der Heimat des Espresso. Da wundert es nicht, dass De’Longhi in Westeuropa mit einem Marktanteil von 30 Prozent im Bereich Espressomaschinen die Marktführerschaft für sich beanspruchen kann. Vor allem in Übersee profitiert der Konzern vom Kult um die italienische Kunst der Kaffeezubereitung. Während De’Longhis Erlöse in Europa zuletzt leicht rückläufig waren, verzeichnen die Italiener in Märkten wie den USA, Japan oder Hongkong ansehnliche Zuwachsraten.
Zugute kommt Firmenboss Fabio De’Longhi außerdem die enge Kooperation mit dem Schweizer Nahrungsmittelriesen Nestlé. Mit der Marke Nespresso kommen die Schweizer auf einen Weltmarktanteil von 28 Prozent im lukrativen Geschäft mit Kaffeekapseln. Genau wie die SEB-Tochter Krups profitiert De’Longhi als Hersteller von Nespresso-Maschinen von dem Trend, zu Hause auf Knopfdruck einen perfekt zubereiteten Espresso genießen zu können.
Schwedischer Riese
Obwohl von vielen Analysten als teuer eingestuft, hätte auch der schwedische Haushaltsgerätehersteller Electrolux sein Portfolio mit WMF stärken können - entsprechende Spekulationen hatte es gegeben. Der neue Konzernchef Jonas Samuelson will sich aber wohl vorerst nicht in neue Abenteuer stürzen. Im vergangenen Dezember scheiterte die AEG-Mutter mit der Übernahme der Haushaltsgerätesparte des US-Industriekonzerns General Electric. Mit dem geplanten Zukauf wollten die Schweden den Abstand zum Platzhirschen Whirlpool verringern. Statt auf Übernahmen zu setzen, drückt Konzernboss Samuelson auf die Kostenbremse. Im zweiten Quartal legte die Marge kräftig zu. Hinter verschlossenen Türen loten die Nordeuropäer aber womöglich schon den nächsten Coup aus.Investor-Info
SEB
Gute Mischung
Dank der WMF-Übernahme rechnen Analysten im kommenden Jahr mit einem Umsatz- und Ergebnissprung. Die Erlöse sollen um ein Viertel auf 6,3 Milliarden Euro steigen. Beim bereinigten Nettogewinn wird mit einem Zuwachs um 0,33 Prozent auf 350 Millionen Euro gerechnet. Beim gegenwärtigen 2017er-KGV ist die Aktie nicht teuer und bietet Kurspotenzial. Auch charttechnisch stehen neuen Höchstkursen keine Hürden im Weg.
De’Longhi
Röstprofi aus Italien
Der Konzern dürfte im aussichtsreichen Markt für Kaffeemaschinen weiter zulegen und befindet sich auf Wachstumskurs. Für 2017 rechnen Analysten im Schnitt mit einem Anstieg beim Nettogewinn um 14 Prozent auf 178 Millionen Euro. Im direkten Vergleich mit SEB ist die Aktie etwas teurer. Die Aktie hat zuletzt aber wieder Fahrt aufgenommen und dürfte an die starke Entwicklung der vergangenen Wochen anknüpfen.
Electrolux
Nordischer Riese
Beim Umsatz rechnen Analysten weder in diesem noch im kommenden Jahr mit großen Sprüngen. Ohne Übernahmen fällt es den Schweden schwer, Wachstum zu generieren. Bei der Gewinnmarge verbuchte der Konzern indes zuletzt deutliche Verbesserungen. Analysten rechnen für 2016 mit einem Anstieg beim bereinigten Nettogewinn von 40 Prozent auf 470 Millionen Euro. 2017 soll eine halbe Milliarde Euro hängen bleiben. Im Vergleich zu SEB und De’Longhi erscheint die Aktie weniger aussichtsreich. Halten.Ausgewählte Hebelprodukte auf De Longhi SPAAz.
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Bildquellen: WMF, DeLonghi Group
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