Commerzbank: Miese Zahlen - aber einen Plan
Der Gewinn der Commerzbank sinkt 2016 gegenüber dem Vorjahr drastisch - und das trotz positiver Einmal-Effekte. Das Institut steckt auf lange Sicht im Umbau.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Auf den ersten Blick hat die Commerzbank gute Zahlen präsentiert: Mit einem Konzernergebnis von 279 Millionen Euro übertraf die Bank die Erwartungen der Analysten leicht. Die Experten hatten ein Ergebnis von 250 Millionen Euro prognostiziert. Beim zweiten Hinschauen offenbart die Bilanz 2016 jedoch die Schwächen des zweitgrößten deutschen Bankhauses.
Das unerwartet hohe Plus geht auf Sondergewinne durch den anteiligen Verkauf des europäischen Visa-Geschäfts und eine Einigung um Anleihen der österreichischen Bank Heta, heute Hypo Alpe Adria, zurück. Börsianer kamen nach dem zweiten Blick ins Grübeln: Auf einen ersten kurzen Aufwärtsschwung folgte ein Kurssturz der Aktie um in der Spitze rund vier Prozent.
Auch Vorstandschef Martin Zielke war mit der Qualität des Ergebnisses nicht zufrieden, denn "solche Effekte werden wir natürlich nicht in jedem Jahr haben". Auf der Ertragsseite sieht es mau aus. Die niedrigen Zinsen machen der einlagenstarken Bank nach wie vor zu schaffen, auch wenn die Firmenkundenbank 22 Milliarden Euro an zinssensiblen Einlagen abgebaut hat. Diese kosten, weil Negativzinsen nicht durchgereicht werden können. Insgesamt habe das Zinsumfeld den Privat- und Firmenkundenbereich seit 2015 mit 500 Millionen Euro belastet.
Einbruch um drei Viertel
Noch 2015 versüßte das Institut mit einem Konzernergebnis von gut einer Milliarde Euro Ex-Vorstandschef Martin Blessing den Abgang. Der Gewinneinbruch um 75 Prozent ist schmerzhaft. Nachfolger Martin Zielke macht nun Tabula rasa.Nach seinen Plänen soll die Investmentbank stark schrumpfen - was eine Abschreibung von 627 Millionen Euro auf den Firmenwert begründet. Des Weiteren soll die Kostenquote bis 2020 von aktuell 75,5 Prozent auf 60 Prozent gedrückt werden. Zielkes Plan folgt einer einfachen Logik: sparen und wachsen. Als "Haupthebel" seines Sparkurses sieht Zielke die Digitalisierung: Eine Vielzahl veralteter IT-Systeme soll erneuert und auf der Plattform "One" zusammengeführt werden. Zudem sollen in den nächsten beiden Jahren bis zu 9.600 Stellen gestrichen werden. "Wir hoffen, dabei weitgehend ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen", sagte Zielke. Die Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite starten im Frühjahr.
Unterdessen versucht die Bank mit Wachstum etwa im margenstarken Geschäft mit privaten Krediten entgegenzusteuern. Bis 2020 sollen zwei Millionen neue Privatkunden hinzukommen - "durch organisches Wachstum und, wenn der Preis stimmt, auch durch Zukäufe", sagt Zielke. Vor 2019 rechnet aber selbst der Vorstandschef nicht mit größeren Effekten.
Zinsschritt würde helfen
Gegen die niedrigen Zinsen können die obersten Commerzbanker eben wenig ausrichten. Wenn er tatsächlich käme, würde ein Zinsschritt den Frankfurtern einen großen Aufwärtsschub bescheren. Würde das gesamte Zinsniveau bis 2020 um ein Prozent steigen, wäre laut Finanzvorstand Engels ein "bis zu einer Milliarde höheres Zinsergebnis möglich".Ausgewählte Hebelprodukte auf Commerzbank
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Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images, Commerzbank AG
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