Euro am Sonntag-Analyse

BMW: Erste Kratzer im Lack?

04.05.16 14:00 Uhr

BMW: Erste Kratzer im Lack? | finanzen.net
BMW-Chef Harald Krüger

Seit einem Jahr lenkt Harald Krüger den Konzern. Die Bilanz: Der Gewinn stagniert, Mercedes zieht gerade beim Absatz an BMW vorbei. Krüger arbeitet derweil am nächsten Temposchub.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Der Name Carsten Breitfeld war bis vor Kurzem nur BMW-Insidern geläufig. Der Automobilmanager leitete das Entwicklungsteam der Elektrosparte BMW i der Bayern. Breitfeld hatte etwa den spektakulären Hybridsportler i8 kon­struiert. Als frischgebackener Chef des chinesischen Start-ups Future Mobility sorgt der langjährige BMW-Mitarbeiter jetzt weltweit für Schlagzeilen: Drei seiner besten Leute nahm Breitfeld mit zur Firma in Shenzhen, hinter der unter anderem der chinesische Internetkonzern Tencent steckt. Das Start-up verfügt zwar bislang weder über ein Werk noch über marktreife Produkte - mit E-Mobilen wollen die Asiaten dennoch künftig die Automobilwelt verändern.

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Das hätte sich Konzernchef Harald Krüger wohl nicht träumen lassen: Statt großer US-Hightechkonzerne wie der Google-Mutter Alphabet oder Apple kommen unbekannte Asiaten dem Plan der Bayern in die Quere, künftig mit "Zero-Emission"-Autos, emissionsfreien Automobilen, gutes Geld zu verdienen. Dem DAX-Schwergewicht BMW mit seinen geschätzt knapp 95 Milliarden Euro Umsatz und gut sechs Milliarden Euro Nettogewinn im laufenden Jahr dürfte es zwar zweifelsohne gelingen, die Handvoll hoch kompetenter Fachleute zu ersetzen, für Konzernchef Krüger ist die Sache gleichwohl ärgerlich - schließlich stehen alternative Antriebe weit oben auf seiner Agenda.

E-Mobile und Hybride sowie die Weiterentwicklung der Brennstoffzelle sollen neben dem autonomen Fahren und der Digitalisierung die Zukunft des gerade 100 Jahre alt gewordenen Unternehmens sichern. Die Abwerbeattacke aus China beweist zumindest, dass Krüger mit seinen Prioritäten richtig liegt. Denn der Kampf um Talente mit der IT-Konkurrenz aus Kalifornien und den ehrgeizigen Asiaten ist bereits in vollem Gang.
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Erst vor einem Jahr war der 50-Jährige als Chef in München angetreten. Am Dienstag berichtet Krüger über das erste Quartal - und steht gut eine Woche später vor der Hauptversammlung für seine ersten zwölf Monate gerade. Die Sache mit den i-Entwicklern dürfte Fragen aufwerfen. Kratzer im Lack gibt es an noch wichtigerer Stelle: Von Januar bis März verkaufte der Rivale Daimler erstmals seit Langem mehr Premiumautos als die Bayern.

Mit Blick auf 2016 droht BMW der Verlust einer weiteren Spitzenposition im Premiumsegment: In den vergangenen Jahren lieferten die Münchner im Marken-Trio mit Audi und Mercedes-Benz stets die höchste Marge. Das dürfte sich nun ändern. "Ich gehe davon aus, dass Mercedes 2016 profitabler sein wird als BMW", sagt Sascha Gommel, Auto­experte der Commerzbank. Wegen hoher Anlaufkosten der neuen E-Klasse fiel die Profitabilität der Schwaben im ersten Quartal zwar in ein Turbo-Loch, in den nächsten Monaten will Stuttgart mit dem neuen Mittelklassemodell hier aber wieder durchstarten.

Modellzyklus fährt hinterher

Die Marge von BMW hingegen flaut im Lauf des Jahres wohl ab. Ein Grund: Beim Modellzyklus hinken die Weiß-Blauen hinterher. Die neue 5er-Reihe, traditionell renditestark, tritt wohl Anfang 2017 an, im Jahr darauf folgen die neue 3er- und die 1er-Reihe. Erst in zwei, drei Jahren wird BMW den neuen Produktzyklus auf Drehzahl haben.
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Überdies kosten die von Krüger priorisierten Themen Zero Emission, Autonomie und Digitalisierung erst mal viel Geld. Um die Investitionen abzu­federn, feilen die Bayern an ihrer Effizienz. Ein günstigerer Vorderradantrieb etwa verdrängt inzwischen bei etlichen Einstiegsmodellen den BMW-typischen Heckschub. Die Frontantriebsplattform für die Minis, die 2er-Vans sowie den 1er bringt laut US-Bank JP Morgan große Einsparungen. Dem stehen zwar zunächst deutlich gestiegene Personalkosten gegenüber, mittelfristig soll dann aber eine neue Heckantriebsplattform weitere Entlastungen bringen und zusammen mit den neuen Modellen den Profit beschleunigen.

Beim Thema Diesel ist der Himmel in München jetzt schon weiß-blau. Bei den jüngsten Tests des Kraftfahrtbundesamts blieben die BMW-Selbstzünder im Premiumsegment als Einzige ohne Auffälligkeiten. Klassenbester - das dürfte Krügers Stimmung nach der Chinesen-­Attacke aufhellen.

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Für das erste Quartal rechnen Analysten maximal mit einem kleinen Gewinnplus, danach dürfte die Dynamik erst einmal nachlassen. Für das Gesamtjahr wird im Schnitt ein Nettogewinn leicht unter dem Niveau des Vorjahres in Höhe von rund 6,4 Milliarden Euro erwartet. Immerhin soll es beim Absatz eine neue Bestmarke geben. Ab 2017 soll der Profit des deutschen Premiumautobauers wieder anziehen. Die Aktie ist angemessen bewertet, die Dividendenrendite macht sie haltenswert.

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Bildquellen: BMW Group, BMW

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