Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Stresstest bestanden! Bei welchen Bank-Titeln Mutige zugreifen

14.11.18 01:00 Uhr

Stresstest bestanden! Bei welchen Bank-Titeln Mutige zugreifen | finanzen.net

Der Stresstest der europäischen Bankenaufsicht beweist: Viele Finanzkonzerne stehen stabil da. Bei den Ertragsquellen hapert es jedoch noch.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Die Tinte ist trocken: Die französische Großbank Société Générale hat mit der Commerzbank den Vertrag unterzeichnet, mit dem Teile des früheren Investmentbankings der neuerdings im MDAX gelisteten deutschen Bank in französische Hände fallen. Nicht nur deshalb setzen die Aktien zu einem Sprung an. Beide Finanzkonzerne hatten einen Ertragszuwachs im dritten Quartal um rund neun Prozent vermeldet. Es ist ein Signal, dass die Strategie der Commerzbank wirkt.



Seit Oktober 2016 werben die Frankfurter Neukunden an. Netto verzeichnete das Geldhaus bis heute 900.000 Neuzugänge, bis Ende 2020 sollen es zwei Millionen werden. Wegen enormer Marketingkosten zeigt sich die Ertragsstärke erst nach rund anderthalb Jahren. Dass das verwaltete Vermögen von Privat- und Unternehmenskunden in allen Produktkategorien zugelegt hat, ist also dem Plan von Vorstandschef Martin Zielke zu verdanken, gnadenlos auf Masse zu setzen. Der lässt sich zu Eigenlob hinreißen: "Wir wachsen in einem wettbewerbs­intensiven Markt. Das zeigt, dass unsere Strategie richtig ist", so Zielke. Anschließend relativiert er und weist auf die viele Arbeit hin, die noch vor der Commerzbank liege.

Auch das stimmt. Mit den Neukunden ist das Kreditvolumen gestiegen und mit dem steigendem Kreditvolumen die Risiken. Die Quote womöglich ausfallgefährdeter Kredite liegt zwar mit knapp einem Prozent auf denkbar niedrigem Niveau, doch der Anstieg zeigt ein Problem der gesamten Branche: Die erzielten Gewinne sind zu niedrig, um alle Risiken abzuschirmen, weiterer Abbau von gefährdenden Krediten etwa aus dem Schiffsbereich ist erforderlich. Eine Konjunkturschwäche - wie derzeit von vielen Marktkennern in Anbetracht der Haushaltskrise in Italien, des anstehenden Brexit und des Handelskonflikts befürchtet wird - würde die Risiken im Buch weiter erhöhen.


Welche für den Euroraum relevanten Banken dann Probleme bekommen könnten, hat die europäische Bankenaufsicht EBA gerade in einem Stresstest geprüft. Vor wenigen Tagen hat die Behörde die Ergebnisse veröffentlicht. Die Commerzbank stünde demnach auf Basis der Bilanz Ende 2017 mit einer Kernkapitalquote von 9,9 Prozent recht gut da. Das zugrunde liegende dreijährige Szenario: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpft um acht Prozent, die Immobilienpreise rauschen in die Tiefe und die Arbeitslosigkeit steigt sprunghaft an. Aktuell liegt die Quote, die das Eigenkapital der Bank ins Verhältnis zu den Risiken setzt, bei über 13 Prozent. "Auch der Stresstest hat unsere verbesserte Aufstellung bestätigt", sagt Zielke. Noch im Jahr 2016 war die Commerzbank hier durchgefallen.

Deutsche Bank recht schwach

Bei der Deutschen Bank lässt sich eine solch deutliche Verbesserung nicht erkennen. Sie kam im angenommenen Krisenszenario lediglich auf 8,1 Prozent Kernkapitalquote. Kurz nach der Veröffentlichung meldete sich Finanzvorstand James von Moltke zu Wort, um das Ergebnis des Krisenhauses in ein besseres Licht zu rücken. Der Test habe abgebaute Risiken nicht berücksichtigt, dafür aber negative Einmaleffekte wie etwa einen Verlust aus dem Verkauf von Geschäft in Polen einberechnet, argumentierte von Moltke. Die Frankfurter liegen letztlich auf dem achtschlechtesten Platz. "Der Stresstest zeigt: Unser Risikoprofil ist absolut solide, aber wir sind noch nicht profitabel genug", sagt von Moltke.



Diese Diagnose trifft auf zahlreiche der 48 geprüften Banken zu, die für die finanzielle Stabilität des Euroraums wichtig sind. Die frohe Botschaft: Unter einer Kapitalquote von 5,5 Prozent, ab der eine Bank als verloren gilt, rangiert auch im Krisenfall kein Institut. Michael Hünseler, Portfoliomanager von Asse­nagon, erinnert an den Stresstest von 2010: "Damals hat eine Reihe von Banken die Anforderungen nicht erfüllt."

Wie der Finanzvorstand der Deutschen Bank bemängelt auch Investor Hünseler den Ansatz des Tests: "Die Parameter treffen einzelne Länder mit unterschiedlicher Härte", so Hünseler. Da in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt zuletzt stark gewachsen ist, träfe ein Einbruch um acht Prozent die Volkswirtschaft härter. In Folge schnitten inländische und britische Banken im Test schlechter ab als südeuropäische.

Italiener schön gerechnet

Besonders deutlich wird diese Schief­lage am Beispiel Italiens. Die heimischen Banken verloren vergleichsweise wenig Kapital im Szenario. Aber: "Die aktuellen Zinsaufschläge auf italienische Staatsanleihen übersteigen die im Stress-Szenario. Die Realität hat die Fiktion hier bereits eingeholt", sagte Volker Brühl, Professor am Center for Financial Studies der Goethe-Universität Frankfurt. Die Bewertung italienischer Häuser wie Intesa Sanpaolo oder Unicredit sei zu positiv ausgefallen. Besonders gefährdet ist die Banco BPM, die mit einer gestressten Kapitalquote von 6,7 Prozent den vorletzten Platz belegt.

Hinter Banco BPM rangiert nur noch die britische Barclays mit einer Quote von 6,4 Prozent. "Barclays muss seine Hausaufgaben machen, Risiken abbauen und so die Kreditqualität erhöhen", folgert Brühl mit Verweis auf einen möglichen harten Austritt der Briten aus der Europäischen Union.

Solchen Risiken sind weder die Commerzbank noch die französische Société Générale unterworfen. Die Herausforderung besteht darin, profitabler zu werden und zu wachsen - trotz Negativ­zinsen der EZB auf Bankeinlagen. Die Franzosen arbeiten daran: Im Stresstest fallen sie zwar mit einer Kapitalquote von 7,6 Prozent unter die zehn Schlusslichter. Mitursächlich hierfür ist aber, dass die Société Générale 2017 Rückstellungen für Rechtsverfahren als Risikovorsorge verbucht hatte. Im jüngsten Quartal konnte das Haus die Risikovorsorge nahezu halbieren. Die Beteiligung am Clearing-Haus Euroclear füllt zudem die Taschen. Die Bank hat im jüngsten Quartal erreicht, was sonst nur skandinavische Banken können: Das Ertragswachstum hat das Plus bei den Kosten überflügelt.

Investor-Info

Commerzbank
Ausblick gedämpft

Die Sanierung belastete, insgesamt halbierte sich der Gewinn im jüngsten Quartal. Die Erträge in der Privat- und Firmenkundensparte legen zwar zu, die Bank hat aber ihr Ertragsziel für 2020 infrage gestellt. Berichten zufolge hat die EZB den Geschäftsplan bis 2021 bemängelt. Anleger warten noch ab.

Société Générale
Gewinnsprung

Die Franzosen haben im dritten Quartal den Gewinn um rund ein Drittel auf 1,2 Milliarden Euro gesteigert und die Erwartungen damit übertroffen. Die Erträge wuchsen stärker als die Kosten, die Aufwendungen für Risiken gingen zurück. Es liegen noch einige Rechtsverfahren an. Mutige steigen ein.






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