Euro am Sonntag-Aktien-Tipps

Reiseaktien: So holen Sie sich die Sonne ins Depot!

11.06.17 14:00 Uhr

Reiseaktien: So holen Sie sich die Sonne ins Depot! | finanzen.net

Der Tourismus-Markt boomt und verspricht über Jahre hinweg stetige Zuwachsraten. Mit den richtigen Aktien können Anleger profitieren.

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Platz für 5.500 Passagiere, 227.000 Tonnen schwer und 1,3 Milliarden Dollar teuer - die "Harmony of the Seas" des Kreuzfahrtkonzerns Royal Caribbean Cruises ist seit einem Jahr auf den Weltmeeren unterwegs und der König der Kreuzfahrtschiffe. Für Royal Caribbean dürfte sich die Investition bezahlt machen. Der Sektor boomt wie nie zuvor. Im laufenden Jahr rechnet die Branche mit knapp 26 Millionen Passagieren - ein Plus von vier Prozent und natürlich ein neuer Rekord.



Angesichts der steigenden Nachfrage rüsten die Anbieter von Kreuzfahrten mächtig auf. Europas größter Touristikkonzern TUI ließ mit "Mein Schiff 6" jüngst den 16. Dampfer (umfasst die Flotten von TUI Cruises, Thomson Cruises und Hapag Lloyd Cruises) vom Stapel. "Hier verdienen wir richtig Geld", sagt Konzernchef Friedrich Joussen im Gespräch mit €uro am Sonntag. Im laufenden Geschäftsjahr wollen die Niedersachsen das operative Ergebnis um mindestens zehn Prozent steigern.

Andere Geschäftsbereiche laufen nicht wie von allein - hier muss Joussen mehr Hand anlegen. Terroranschläge wie in Paris und Nizza oder jüngst in Manchester und auch Naturkatastrophen wie der verheerende Tsunami 2004 in Südostasien machen das Geschäft unberechenbar. Tourismusunternehmen wie TUI oder Thomas Cook haben aber gelernt, mit solchen Ereignissen umzugehen. Auch mit den politischen Umbrüchen in der Türkei, traditionell eines der beliebtesten Reiseziele deutscher Urlauber. Nach dem Anschlag auf einen Klub in Istanbul zu Silvester und den Nazi-Vergleichen von Präsident Recep Tayyip Erdogan sind die Buchungen massiv eingebrochen.

Andere Destinationen im Blick

Auf die wohl schönste Zeit des Jahres verzichtet deshalb aber kaum jemand. Vielmehr verteilen sich die Touristenströme auf andere Länder und Regionen. TUI macht seinen Gästen alternative Reiseziele wie Spanien oder Griechenland schmackhaft - mit Erfolg. Der Buchungsstand für die entscheidende Sommersaison liegt laut TUI bisher im Rahmen der Erwartungen. Bei der Gästezahl blickt der Konzern auf ein Plus von vier Prozent.

Auch beim Konkurrenten Thomas Cook, nach TUI die Nummer 2 in Europa, läuft trotz der Türkei-Problematik alles nach Plan. Mitte Mai war das Sommerprogramm genau wie im Vorjahr bereits zu 61 Prozent verkauft. Für das Gesamtjahr bekräftigte Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser unlängst die Prognosen.



An der Börse stehen trotzdem andere auf der Sonnenseite. Während TUI und Thomas Cook von den Anlegern zuletzt eher gemieden wurden, eilen Aktien von Internet-Reisevermittlern wie Expedia oder Priceline, der unter anderem die Marken Booking.com und Agoda betreibt, von Hoch zu Hoch. Mit dem eigentlichen Reisegeschäft haben die Internetvermittler nichts zu tun. Bricht eine Reisedestination wegen unvorhersehbarer Ereignisse weg, hat das kaum Auswirkungen. Expedia, Priceline und Co verdienen über Provisionen an der Vermittlung von Hotels, Flügen oder Mietwagen. Ob der Gast seine Reise in der Türkei, in Spanien oder in Portugal bucht, ist zweitrangig.

Internet legt zu

Genau wie TUI und Thomas Cook profitieren Expedia und Priceline von der stetig wachsenden Zahl an Touristen. Über 1,2 Milliarden Urlauber, definiert als grenzüberschreitende Tourismusankünfte, zählte die Weltorganisation für Tourismus UNWTO im vergangenen Jahr weltweit - ein Plus von vier Prozent. Zudem machten sechs Milliarden Touristen Urlaub im eigenen Land. Das Gros der Reiseveranstalter rechnet im laufenden Jahr mit einem besseren oder gar einem deutlich besseren Geschäft. Auch langfristig stehen die Zeichen auf Wachstum. Bis 2030 steigt die Zahl der internationalen Touristen laut einer Prognose der Welttourismusorganisation auf 1,8 Milliarden.

Gleichzeitig buchen immer mehr Menschen nicht mehr klassisch im Reisebüro, sondern über das Internet. Bis zum Jahr 2020 steigen die Umsätze mit Onlineverkäufen von Reisen einer Schätzung zufolge auf fast 820 Milliarden Dollar - 200 Milliarden Dollar mehr als in diesem Jahr. Im Gegensatz zu den großen Reisekonzernen müssen die Internet-Reisebüros aber keine Hotelkontingente einkaufen oder managen und schieben auch keine hohen Kosten vor sich her.

Hotelketten schalten auf Angriff

Ohne Risiko ist das Geschäft der Internetvermittler aber nicht. Die Aktie von Tripadvisor, nach eigenen Angaben die weltweit größte Reise-Website, steht seit Monaten trotz der Börsenrally auf der Abschussliste. Die Zahlen, die das Hotelbewertungsportal zuletzt vorlegte, vergraulten die Anleger. Besonders die Einbußen beim Gewinn bereiten den Aktionären Kopfschmerzen. Chef Stephen Kaufer verweist in diesem Zusammenhang zwar ein fürs andere Mal auf hohe Investitionen. Bei den Aktionären sorgt das aber für Unmut.

Außerdem wird das Geschäft rauer. Vielen Hotelketten sind die hohen Provisionen von bis zu 30 Prozent, die die Internetvermittler einstreichen, ein Dorn im Auge. Hotelkonzerne wie Marriott International oder Hilton Worldwide pumpen hohe Summen in Marketingkampagnen und Bonusprogramme, um Kunden von den Webportalen zurückzugewinnen, die vielen Hotelketten in den vergangenen Jahren hohe Wachstumsraten bescherten.

Die Hotelriesen haben aber einen schweren Stand. Zum einen verfügen die großen Internet-Reisebüros inzwischen über immense Werbebudgets. Allein die beiden Schwergewichte Expedia und Priceline nahmen im vergangenen Jahr 8,5 Milliarden Dollar für Werbung und Vertrieb in die Hand - so viel wie alle großen Hotelketten der Welt zusammen.

Zum anderen schätzen gerade jüngere Kunden die Möglichkeit, Preise, Lage und Bewertungen anderer Gäste bei den Reiseportalen auf einen Blick zu vergleichen. Ein Vorteil, den die Hotelbetreiber nicht bieten können. Gut die Hälfte der Gäste in der Altersgruppe bis 34 Jahre nutzt in den USA Online-Vergleichsportale für ihre Hotelbuchung. Derzeit ist nicht absehbar, dass sich die großen Hotelketten trotz immenser Bemühungen und hoher Werbeausgaben gegen diesen Trend stemmen können und den Erfolg der Internetvermittler bremsen.

Investor-Info

Priceline
Wachstumskönig

Kaum eine Firma im Tourismussektor in dieser Größe wächst so rasant wie Priceline. Im laufenden Jahr steigern die Amerikaner ihre Erlöse um 16 Prozent auf 12,4 Milliarden Dollar, prognostizieren Analysten. Netto dürfte das Internet-Reisebüro auf bereinigter Basis 3,7 Milliarden Dollar verdienen - ein Plus von elf Prozent. 2018 rechnen Analysten mit einem Anstieg auf 4,3 Milliarden Dollar. Die Aktie hat weiteres Potenzial. Spekulativ.

TUI
Tourismuskrösus

Als Europas größter Reiseveranstalter profitiert TUI vom Tourismusboom - unabhängig davon, ob die Gäste im Reisebüro oder im Internet buchen. Im laufenden Geschäftsjahr dürften die Hannoveraner auf bereinigter Basis gut eine halbe Milliarde Euro verdienen. Im kommenden Jahr sollen es rund 650 Millionen Euro sein. Zudem zahlt der Konzern eine attraktive Dividende. Aussichtsreich.

Royal Caribbean Cruises
Kreuzfahrtriese

Der Kreuzfahrtkonzern, der weltweit eine Flotte von 25 Ozeanriesen unterhält, ist auf bestem Wege, das fünfte Jahr in Folge ein zweistelliges Gewinnplus einzufahren. Analysten rechnen für 2017 mit einem Nettogewinnanstieg um ein Fünftel auf knapp 1,6 Milliarden Dollar. 2018 sollen es 1,8 Milliarden Dollar sein. Besonders die Öffnung des kubanischen Marktes verspricht noch enormes Wachstumspotenzial.

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Bildquellen: Martin Valigursky / Shutterstock.com, haveseen / Shutterstock.com

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21.05.2019Booking BuyNeedham & Company, LLC
19.03.2019Booking Market PerformTelsey Advisory Group
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22.06.2018Booking HoldThe Benchmark Company
03.04.2017Pricelinecom NeutralMoffettNathanson
31.03.2016Pricelinecom Sector WeightPacific Crest Securities Inc.
10.11.2015Pricelinecom Equal WeightBarclays Capital
06.08.2015Pricelinecom HoldDeutsche Bank AG
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27.03.2012Pricelinecom reduceNomura
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18.08.2011Pricelinecom reduceNomura
04.06.2010priceline.com "below average"Caris & Company, Inc.

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