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Infrastruktur-Aktien: Wo das Geld auf der Straße liegt

23.05.18 10:00 Uhr

Infrastruktur-Aktien: Wo das Geld auf der Straße liegt | finanzen.net

Wie begehrt Firmen aus der Branche sind, zeigte die Auktion um den spanischen Mautstraßen-Betreiber Abertis. Auch für Anleger gibt es spannende Ziele.

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von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag

Bis zum Gipfeltreffen des europäischen Fußballs in Kiew sind es noch wenige Tage. Florenti­no Pérez, Präsident des spanischen Bau- und Infrastrukturkonzerns Actividades de Construcción y Servicios (ACS) und gleichzeitig Präsident des Champions-League-Finalisten Real Madrid, hofft, dass sein Club gegen den FC Liverpool am 26. Mai in der ukrainischen Hauptstadt den Pokal zum dritten Mal in Folge gewinnen wird. Arenen, die er betritt, verlässt Pérez als Fußballfan ebenso wie als Unternehmer nur zu gern wieder als Sieger.



Für den Unternehmer Pérez leichter zu orchestrieren dürfte der Bieterwettbewerb gewesen sein, den sich der Konzern ACS jüngst mit dem italienischen Konkurrenten Atlantia um den spanischen Mautstraßenbetreiber Abertis lieferte. Als sich das Bieterverfahren zuspitzte und die Kontrahenten riskierten, überhöhte Preise aufzurufen, einigten sich die Unternehmen Mitte März schließlich auf einen Kompromiss.

Vorteil für ACS
Über eine Holding als sprichwörtlichen Bogen für Europas bislang größten Infrastruktur-Deal im Wert von 18,2 Milliarden Euro wollen ACS und Atlantia den Mautstraßenbetreiber Abertis gemeinsam führen. Italiens Unternehmerfamilie Benetton, die Atlantia kontrolliert, muss sich indes an das Verhandlungsergebnis wohl noch gewöhnen.


Mit Abertis wollten die Benettons ein reines Infrastrukturgeschäft außerhalb Italiens. Nun erhält die italienische Unternehmerdynastie zwar mit 50 Prozent plus einer Aktie die Kontrolle über die künftige Holding und stellt den Chef. Darüber hinaus erwirbt Atlantia aber auch 24 Prozent an der deutschen Hochtief, deren Portfolio aus Bau- und Infrastrukturgeschäften besteht. Auch Abertis’ milliardenschwerer Schuldenberg wird in die Bilanz der Italiener gebucht. ACS wiederum hält 30 Prozent der Anteile. Ihre Tochter Hochtief, deren Ak­tionäre den Deal via Kapitalerhöhung zum erheblichen Teil finanzierten, die restlichen 20 Prozent.

Das Mautstraßengeschäft der Spanier ist verlockend lukrativ. Der Betrieb solcher Infrastrukturprojekte bringt nachhaltige Mittelzuflüsse. Diese werden in aller Regel im Lauf der gewöhnlich langen Vertragsdauer von bis zu 30 Jahren auch der Inflationsentwicklung angepasst. Im vergangenen Jahr etwa erzielte Abertis 690 Millionen Euro Gewinn. Davon schütteten die Spanier 660 Millionen als Dividende aus. Für die nächsten drei Jahre werden bei den Dividenden jährliche Steigerungen von 8,4 Prozent prognostiziert.


Abertis betreibt Mautstraßen mit einer Gesamtlänge von 8600 Kilometern in 15 Ländern Europas, Amerikas und Asiens. Zudem besitzt das Unternehmen Parkhäuser, betreibt in Spanien verschiedene Fernseh- und Radiosender und auch Flughäfen - ein Eigentümer aus Rom war deshalb in Madrid auch politisch wenig erwünscht.

Dennoch gibt es für Atlantia keinen Grund zum Schmollen. Einschließlich der Beteiligung an Hochtief zahlen die Italiener nur sechs Milliarden Euro, zehn Milliarden weniger als geplant. Für weitere Zukäufe bleibt Geld in der Kasse.

Unterdessen sind die Manager von Hochtief, denen ACS-Chef Pérez die Führung in den Verhandlungen mit Abertis überließ, mit der Übernahme fast am Ziel. Mit einer Annahmequote von 85,6 Prozent wurden die erforderlichen 90 Prozent für ein Squeeze-out, ein Herausdrängen der Minderheitsaktionäre, knapp verfehlt. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung soll nun über das Delisting der Abertis- Aktie entschieden werden.

Dank des Anteils am Unternehmen bekommt Hochtief bis 2021 Zugriff auf Projekte im Wert von 200 Milliarden Euro, 90 Prozent davon im Segment Transport. Für den Bau und den Betrieb von Infrastrukturprojekten erhalten Firmen wie Hochtief von staatlichen ­Eigentümern Konzessionen. Das erschwert den Zugang für Neueinsteiger.

Unter Ex-ACS-Manager Marcelino Fernández Verdes kommt Hochtief gut voran. Für das erste Quartal meldete der Konzern einen Anstieg des Nettogewinns um elf Prozent. Die wachstums­trächtige Infrastrukturtochter Cimic in Australien hat Verdes auf Vordermann gebracht. Auf dem Kontinent boomt das Geschäft mit großen Infrastrukturprojekten wie Straßen, Brücken oder Tunnels. Cimic zählt zu den Firmen, die am stärksten davon profitieren. Bis Ende 2021 erwarten Experten in Australien knapp 22 Prozent Zuwachs im Infrastruktursegment Transport, das größte Plus in der Branche.

Primus Vinci bevorzugt Flughäfen
Europas Nummer 1 im Infrastrukturgeschäft, die französische Vinci, hatte früh signalisiert, dass an Abertis kein Interesse bestehe. Die Franzosen konzentrieren sich auf den Ausbau ihres Geschäfts als Flughafenbetreiber. Die Zuwachsraten stimmen: Der Umsatz von Vinci Airport stieg 2017 um ein Drittel auf 1,4 Milliarden Euro. Operativ verdiente die Tochter mit 800 Millionen Euro knapp 44 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Profitabilität kann sich sehen lassen. Im April kamen neun Flughäfen in den USA, Großbritannien, Costa Rica und Schweden dazu. Die 45 Airports von Vinci sollen 2018 geschätzt über 182 Millionen Passagiere nutzen.

Auf Vincis Wunschliste steht auch der staatliche Flughafenbetreiber Aéroports de Paris. Staatspräsident Emmanuel Macron plant, den Flughafen zu privatisieren. Mit dem Geld will der ­Präsident dann einen Fonds für Zukunftstechnologien auflegen.

Investor-Info

Vinci
Starker Primus
Mit gut 40 Milliarden Euro Umsatz ist Europas größter Infrastrukturkonzern breit aufgestellt. Der Betrieb von Mautstraßen und Schienennetzen liefert 5,3 Milliarden Euro Umsatz und ist mit einer operativen Marge von gut 70 Prozent der profitabelste Bereich. Das Segment Airports bringt 1,4 Milliarden Umsatz und 57 Prozent Rendite. Die Marge liegt insgesamt bei 11,4 Prozent, da die größten Sparten Bau und Energie nicht ganz so profitabel sind. Solide Dividende.

ACS
Bissiger Baulöwe
Der Abertis-Deal wird dem spanischen Bau- und Infrastrukturkonzern Actividades de Construcción y Servicios (ACS) 2018 zusätz­lichen Aufwind bescheren. Der Verkauf der Umwelttechnik spülte 1,4 Milliarden Euro in die Kasse. Die Nettoverschuldung verringerte sich 2017 vom Zweifachen auf das 0,7-Fache des operativen Gewinns (Ebita). Das vergleichsweise niedrige KGV und die Dividendenrendite machen die Aktie kaufenswert.

Hochtief
Mehr Infrastruktur
Der MDAX-Konzern hat künftig mit der italienischen Atlantia einen zweiten Großaktionär neben ACS. Die Italiener halten 24 Prozent, die Spanier 50,1 Prozent. Mit der Transaktion im Volumen von insgesamt 18 Milliarden Euro baut der ehemalige Baukonzern Hochtief sein Infrastrukturgeschäft außerhalb Australiens deutlich aus. Auf dem australischen Kontinent ist die Hochtief-Tocher Cimic erfolgreich und treibt das Wachstum des Konzerns. Die Aktie ist bereits hoch bewertet. Halten.



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