Grüne Rendite-Revolution: Wo Sie unbedenklich investieren können
Ein neuer Index listet die besten grünen Großunternehmen der Welt auf. Und wirft so ganz einfach gute Gewinne ab. Auch deutsche Konzerne sind dabei.
Werte in diesem Artikel
von Peter Gewalt, €uro am Sonntag
Mehr als 23 Prozent Plus in den ersten zehn Monaten dieses Jahres, und damit klar besser als die Wertentwicklung von Dow Jones, DAX, MSCI World oder S & P 500 im gleichen Zeitraum.
Der Aktienindex UNGSII SCR 300 sorgt aktuell bei institutionellen Anlegern für Furore. Denn hinter dem recht sperrigen Begriff steht eine grüne Renditerevolution, die nicht nur die Portfolios, sondern gleich auch noch die Welt verändern soll.
So listet der Erfolgsindex, in den institutionelle, ab Frühjahr 2018 aber auch private Investoren ihr Geld anlegen können, die nachhaltigsten Vertreter der 300 größten Konzerne der Welt auf. Zusammen bringen sie rund 20 Billionen US-Dollar an Börsenwert auf die Waage.
Seit dem Jahr 2000 haben 110 Analysten 349.225 Aussagen des Top-Managements in den Geschäftsberichten der größten Konzerne unter die Lupe genommen und mit den fast drei Millionen Bewertungen durch die globalen Wirtschaftsmedien sowie Buy-/Sell-Urteilen der Finanzanalysten abgeglichen. Ergebnis: "62 Prozent der Unternehmen bekennen sich in ihren Geschäftsberichten eindeutig zu den 2015 festgelegten 17 UN-Entwicklungszielen, unter anderem Bekämpfung von Hunger, Armut, Klimaerwärmung und Bildungsdefiziten", so Roland Schatz, Leiter der Schweizer Firma Media Tenor, die die Analyse für die UNGSII-Stiftung durchgeführt hat.
Zudem wurde überprüft, inwieweit sich die grünen Zielvorgaben der Unternehmen in den internationalen Wirtschaftsmedien widerspiegeln. Ziel war es, diejenigen Konzerne herauszufiltern, die sich ethisch verpflichtet haben und dies auch zu kommunizieren verstehen.
Die Idee dahinter: Nachhaltige Unternehmen bringen mehr Rendite, da sie nicht nur weniger in kostspielige Skandale verwickelt sind, sondern auch, weil sie von ihrem positiven Image bei Investoren und Arbeitnehmern profitieren. "Studien zeigen, dass sich nur zwei Drittel der Performance eines Titels über traditionelle Kennzahlen erklären lassen", meint Schatz.
Apple liegt weit hinten
Am besten in der Auswertung abgeschnitten hat der niederländische Personaldienstleister Randstad, es folgen der französische Autozulieferer Valeo und der brasilianische Fleischproduzent JBS. Zu den großen Verlierern zählen viele US-Konzerne wie Apple und General Electric. In deren Geschäftsberichten lassen sich aus rechtlichen Überlegungen keine nachhaltige Ziele finden. "Die Unternehmen verweisen meist darauf, dass dies bei Fehlverhalten kostspielige Klagen zur Folge haben könnte."
Dagegen liegen viele deutsche Konzerne weit vorn. Selbst VW als Auslöser des Dieselskandals ist unter den globalen Top 20 zu finden. Ohne Diesel-Gate wäre VW wohl ganz vorn in der Rangliste gelandet. Der Ausschluss eines Konzerns durch Fehlverhalten oder Branchenzugehörigkeit steht beim sogenannten positiven Screening-Modell des UN-Instituts nicht zur Debatte. Soll heißen: Selbst Öl- und Chemiegiganten wie Shell oder Monsanto sind gelistet und schneiden dank ihrer Selbstverpflichtungen gut ab.
Vorteil für Anleger: Der Index bildet die Zusammensetzung der globalen Wirtschaft besser ab als strengere Nachhaltigkeitsindizes. Und es werden nicht diejenigen Konzerne weggelassen, die sich auf dem Weg der ethischen Läuterung bewegen. "In den Aktienkursen wird bekanntermaßen die Zukunft gehandelt", so Schatz. "Und durch unsere Analyse finden wir gerade die Konzerne heraus, die positives Kurspotenzial haben."
Investor-Info
Grüne Rangliste
Große Unterschiede
Adidas, Volkswagen und Metro sind top in Deutschland, was ihre Verpflichtung gegenüber den 17 UN-Entwicklungszielen (Social Development Goals, SDGs) betrifft. Insgesamt finden sich die deutschen Unternehmen aber weltweit eher im Mittelfeld wieder.
Am besten platziert sind Konzerne aus den Niederlanden, Schweden und Frankreich.
Adidas
Sportlich bewertet
National und international muss sich der Herzogenauracher Weltkonzern in Sachen nachhaltiger Verpflichtung nicht verstecken. Auch bei Rendite und Dividendenausschüttungen spielte Adidas in den vergangenen Jahren immer weit vorn mit. Die Aktie ist zwar inzwischen sehr sportlich bewertet, bleibt aber dennoch langfristig interessant.
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