Furiose Fusionen: Diese Chip-Aktien sind der Renner!
Broadcoms geplanter milliardenschwerer Kauf von Qualcomm beschleunigt die Konsolidierung in der Branche. Wie Anleger davon profitieren.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Auf diese Gelegenheit hatte sich Hock Tan perfekt vorbereitet. Der Chef des Chipkonzerns Broadcom hatte jahrelang die große Öffentlichkeit gemieden. Dann tauchte er kürzlich im Weißen Haus an der Seite von US-Präsident Donald Trump auf, um stolz zu verkünden, dass der Entwickler von Handychips seinen Sitz von Singapur in die USA verlagern werde - wegen Trumps unternehmerfreundlicher Steuerreform.
Prompt lobte der so Umschmeichelte Broadcom "als eines der wirklich großen Unternehmen". Wenige Tage später machte der derart gefeierte Firmenchef seine spektakuläre Übernahmeofferte für Qualcomm, die globale Nummer 1 sowohl bei Chips als auch bei Patenten für Handys und Mobilfunk, öffentlich.
Gemessen am Gesamtwert von 130 Milliarden Dollar, einschließlich 25 Milliarden Dollar Schulden, wäre das mit Abstand die größte Übernahme im Technologiesektor - doppelt so groß wie der bisher größte Deal, der 67 Milliarden Dollar schwere Kauf des Datenspeicherriesen EMC durch Computerbauer Dell im vergangenen Jahr. Broadcom ist der viertgrößte Chiphersteller der Welt und an der Börse knapp 93 Milliarden wert.
Lob bekam Tan auch für die anvisierte spektakuläre Transaktion - dieses Mal von der Wall Street. Anleger begrüßen Broadcoms Vorstoß bei Qualcomm. Die Papiere beider Unternehmen legten zu. Allerdings notiert Qualcomm ein Zehntel unter dem Niveau der Offerte von 70 Dollar pro Aktie. Es gibt auch Bedenken. Die Fusion sei komplex und schwierig, aber nicht unmöglich, heißt es. Und noch hat Broadcom seinen sechs Milliarden Dollar teuren Kauf des Netzwerkchip-Entwicklers Brocade nicht abgeschlossen.
Neuer Konkurrent für Intel
Gelingt jedoch die Fusion mit Qualcomm, würde ein neuer Konzern in der Liga von Intel und Samsung entstehen. Seine Chips würden in jedem Smartphone verbaut werden und den Datenverkehr in mobilen Geräten, in Apps, bei Telekomdienstleistern und in Rechenzentren steuern. Das Unternehmen wäre zudem in vielen Zentren für künstliche Intelligenz präsent.
Größe ist wichtig, um mit Technologien schneller voranzukommen. Qualcomms Mobilfunkstandard der nächsten Generation, 5G, mit dem größere Datenvolumen schneller transportiert werden, spielt auch eine entscheidende Rolle für autonom fahrende Autos. "Wenn eine Firma die Nummer 1 im Markt und mit ihrer Technologie ist, dann kaufen wir sie", sagt Broadcom-Lenker Tan. Experten prognostizieren dem künftigen Mobilfunkstandard ein starkes Wachstum. Tans Firma entwickelt bislang nur Chips für Datentransfers über kurze Distanzen.
Börsianer sehen den Deal als Teil der erwarteten Konsolidierung in der Chipbranche. Die Konzerne haben hohe Cash-Reserven. Die Geschäfte laufen gut. Finanzierungen sind dank der niedrigen Zinsen günstig.
Tech-Trends fördern Konsolidierung
Zusätzlich fördern Technologietrends Zusammenschlüsse. Cloud-Computing verändert die Architekturen von IT-Netzwerken in Firmen und Rechenzentren sowie die Art, wie Software genutzt wird - künftig häufiger via Web. Währenddessen werden Produkte bis zur Größe von Flugzeugen und industrielle Fertigungslinien via Chips und Sensoren nach und nach an das Web angeschlossen, um die Daten der Maschinen auszuwerten und zu vernetzen.
In der Autoindustrie ziehen die Geschäfte der Chipzulieferer durch Elektro- und Hybridantriebe an, dazu kommen neue Technologien wie Fahrassistenzsysteme und autonomes Fahren. Die höchsten Wachstumsraten prognostizieren Marktforscher den Herstellern von Halbleitern für die Autobranche und die Industrie.
Riesen wie Broadcom, Qualcomm und Intel, die in den Märkten für Computer- und Handychips groß geworden sind, wollen ihre Marktmacht auch in den für sie neuen Segmenten zementieren. Intel etwa kaufte 2016 für gut 15 Milliarden Dollar den Spezialisten für autonomes Fahren Mobileye.
Ins Visier finanzstarker US-Konzerne könnte deshalb auch Infineon geraten. Die bisher größte Übernahme des Münchner Chipkonzerns, der Kauf des US-Konkurrenten International Rectifier für drei Milliarden Dollar, hat den DAX-Konzern als amtierenden Weltmarktführer bei Leistungshalbleitern gestärkt. Die speziellen Chips, die Stromspannungen regulieren, entwickelt Infineon für Industriekunden und für die Autobranche. Sie liefern 60 Prozent des Gesamtumsatzes.
Bei den Digitalisierungstrends in der Industrie und in der Autobranche liegt Infineon vorn. Diese starke Stellung könnte vor allem bei Amerikas Chipkonzernen Begehrlichkeiten wecken. Der Börsenwert des DAX-Unternehmens von knapp 28 Milliarden Euro stünde dem nicht im Weg.
So ließ Qualcomm im vergangenen Jahr 41 Milliarden Euro für den Kauf des weltweit größten Autochip-Herstellers NXP Semiconductor springen. Infineon ist in diesem Markt die Nummer 2, bei den Zukunftstechnologien jedoch besser aufgestellt als Konkurrent NXP.
Die Freude von Qualcomm-Chef
Steve Mollenkopf über einen guten Zugang zum Wachstumsmarkt Autochips währte übrigens nicht lang. Die Übernahme von NXP zieht sich hin, während Großkunde Apple seit Jahresbeginn mit Nachdruck von Qualcomm deutlich niedrigere Lizenzgebühren für Handychip-Patente fordert. Die Aktie des Konzerns aus San Diego verlor seit Januar gegen den Branchentrend mehr als ein Fünftel ihres Werts. Diese Schwäche auf dem Parkett nutzt Rivale Broadcom nun, der mit seiner Offerte einen deutlichen Aufschlag auf das niedrige Kursniveau bietet.
Hock Tan verspricht, den Patentstreit mit Apple schnell zu lösen. Er würde Qualcomm auch mit NXP übernehmen. Sollte ein freundlicher Zusammenschluss nicht möglich sein, will er mit harten Bandagen kämpfen. Dafür sichtet Broadcom bereits Kandidaten, die sich auf Qualcomms Hauptversammlung im März um ein Mandat im Aufsichtsrat bewerben. Die Liste muss bis zum 8. Dezember eingereicht werden.
Das letzte große Hindernis für eine Fusion wären dann die großen Überlappungen in den Portfolios der Unternehmen. Die auszusortieren, sollte Firmenintegrator Tan jedoch gelingen.
Investor-Info
Infineon
Gut aufgestellt
Am Dienstag präsentiert Chef Reinhard Ploss die Bilanz für das abgeschlossene Geschäftsjahr. Getrieben von Digitalisierungstrends laufen die Geschäfte mit der Autobranche und mit Industriekunden besonders gut. Positive Überraschungen in der Bilanz und beim Ausblick sind wahrscheinlich. Für das laufende und das folgende Geschäftsjahr erwarten Analysten jeweils rund zwölf Prozent mehr Gewinn pro Aktie. Chip-Basisinvestment.
Broadcom
Erfolgreicher Aufsteiger
Hock Tans Firma Avago kaufte 2015 für 37 Milliarden Dollar den größeren US-Konkurrenten Broadcom und übernahm den Namen - damals der größte Deal im Techsektor. Ein gutes Omen für die Qualcomm-Fusion. Für das Ende Oktober abgeschlossene Geschäftsjahr prognostizieren Analysten knapp 40 Prozent mehr Gewinn, fürs nächste Jahr zwölf Prozent. Für Risikofreudige.
DBX World Info Tech ETF
Chips und Technologie
Für konservative Anleger, die mit einer breiten Streuung von Titeln auf Wertsteigerungen durch die Konsolidierung im Chipsektor setzen, bietet sich der ETF der Deutschen Bank auf den MSCI World Information Technology Index an (ISIN: IE 00B M67 HT6 0 ). Mit knapp 17 Prozent ist die Chipbranche einschließlich ihrer großen Zulieferer im Index ähnlich stark gewichtet wie Facebook, Alphabet, Apple und andere Riesen der Web- und IT-Welt.
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Bildquellen: Andrew Park / Shutterstock.com, Ken Wolter / Shutterstock.com
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08.10.2024 | Infineon Halten | DZ BANK |
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09.06.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
12.05.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
05.05.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
04.05.2023 | Infineon Underperform | Jefferies & Company Inc. |
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