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Deutsche Bluechips: Wo der Rubel wieder rollt

15.02.17 14:08 Uhr

Deutsche Bluechips: Wo der Rubel wieder rollt | finanzen.net

Auch viele DAX-Konzerne leiden unter der Wirtschaftskrise Russlands. Demnächst könnte es aber einige positive Überraschungen geben.

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Man kennt sich. Schon zu Zeiten der Sowjetunion hatte Adidas gute Kontakte nach Moskau. Viele Sportler der UdSSR trugen Trikots der Franken. Richtig los ging das Geschäft des Sportartikelkonzerns nach dem Ende des Kommunismus. 2012 erwirtschaftete Adidas in Russland erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. Neben Nordamerika und China sollte das Land einer der wichtigsten Wachstumsmärkte werden. Doch dann ging so ziemlich alles schief.



Russlands Wirtschaft knickte ein, die Währung stürzte ab. Die Attacken gegen den Nachbarn Ukraine verschärften die Lage. Die USA und die Europäische Union verhängten Sanktionen. Im Sommer 2014 musste Adidas auch mit Verweis auf Russland seine Gewinnprognose kürzen.

Das Land ist ein hartes Pflaster für Investoren. Durch die starke Abhängigkeit von Rohstoffen ist die russische Wirtschaft anfällig für Krisen. Dennoch haben sich die Geschäfte deutscher Unternehmen dort auf lange Sicht gut entwickelt. In den Jahren 1992 bis 2012 stieg das Volumen der deutschen Exporte nach Russland im Jahresschnitt um über zehn Prozent.


Jetzt schöpfen deutsche Unternehmen neue Hoffnung. Im Februar vergangenen Jahres legten die Exporte nach Russland erstmals seit 33 Monaten wieder zu. Auch für das Gesamtjahr 2016 könnte es zu einem Plus gereicht haben. Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass die russische Wirtschaft in diesem Jahr erstmals wieder wächst. Einen zusätzlichen Schub könnte Donald Trump bringen. Der neue Präsident will die Beziehungen des Weißen Hauses zum Kreml verbessern. Das könnte dann auch die harte Linie der Europäischen Union aufweichen.

Profiteure im DAX wären die Autokonzerne. Der Absatz der Branche in Russland hatte sich nach dem Hoch des Jahres 2012 mehr als halbiert. "Natürlich ist die Prognose von der politischen Konstellation abhängig, aber Russland hat einen sehr großen Nachholbedarf. Sobald das Wirtschaftswachstum dort Fuß fasst, wird der Automarkt in eine Boom-Phase übergehen", kalkuliert Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research.


Längerfristig könne sich Russland für die Autobauer in Richtung der Bedeutung eines Marktes der Größe von Deutschland entwickeln. Für das laufende Jahr erwartet Dudenhöffer eine Stabilisierung, danach zweistellige Wachstumsraten.

Volkswagen hat als größter deutscher Hersteller im vergangenen Jahr in Russland knapp 167.000 Fahrzeuge verkauft und damit einen Marktanteil von elf Prozent. Der von Mercedes und BMW ist zwar deutlich kleiner, aber mit ihren Nobelkarossen sind sie in den Großstädten Moskau und St. Petersburg populär.

Auch andere Branchen würden von einem Comeback der russischen Wirtschaft profitieren. Bereits 1874 machte BASF im damaligen Zarenreich erste Abschlüsse. Heute sind die wichtigsten Geschäftsfelder Agrochemikalien, Bauchemie, Kunststoffe, Lacke, Chemikalien, natürlich auch Öl- und Gas. Die BASF-Tochter Wintershall ist an mehreren Gemeinschaftsprojekten zur Exploration und Produktion in Westsibirien und Südrussland beteiligt. Eine Milliarde Euro Umsatz brachte BASF das Russland-Geschäft 2015 laut eigenen Angaben. Stabiler als viele andere entwickelt sich Bayer. Der Umsatz des Konzerns mit Medikamenten und Pflanzenschutz in Russland ist in Landeswährung in den vergangenen Jahren zweistellig gewachsen.

Wirbel um die Währung

Die Bedeutung des Putin-Imperiums für die deutsche Wirtschaft ist durch die scharfe Krise geschrumpft. In der Liste der wichtigsten Exportländer der Bundesrepublik taucht die russische Föderation erst auf Platz 16 auf - hinter Schweden, der Türkei und Ungarn. Bei Adidas ist der Anteil Russlands am Gesamtumsatz von mehr als sieben auf zuletzt nur noch 3,5 Prozent gesunken. Bei BASF, Bayer und Volkswagen macht er weniger als zwei Prozent des Gesamtgeschäfts aus. Der Gewinnhebel in den Bilanzen dürfte aber größer sein, als es Umsatz oder Absatz vermuten lassen. Denn auch ein steigender Rubel würde ausländischen Unternehmen einen Schub geben.

Zuletzt lief die Währung gegen die meisten westlichen Firmen. Bei Adidas ist der Russland-Umsatz in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres in Euro gerechnet um zehn Prozent geschrumpft - um Währungseffekte bereinigt dagegen um sechs Prozent gestiegen. Noch ein anderes Ereignis könnte den Franken helfen: Im kommenden Jahr wird die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ausgetragen. Der Gastgeber spielt in Adidas-Trikots.

Investor-Info

Deutsche Exporte
Abenteuerland

Seit dem Ende der Sowjetunion ist die russische Föderation zu einem wichtigen Handelspartner der Bundesrepublik geworden. Die Ausfuhren deutscher Unternehmen dorthin sind laut Statistischem Bundesamt seit 1992 in der Spitze von 3,2 Milliarden auf 38,1 Milliarden Euro gestiegen. Immer wieder gab es aber starke Einbrüche. Im Jahr 2009 ging das Volumen deutscher Exporte nach Russland um 36 Prozent zurück, in den Jahren 2012 bis 2015 sogar um 43 Prozent.

Bayer
Positive Nebenwirkung

Die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto überschattet die Kursentwicklung der Bayer-Aktie. Einige Börsianer fürchten zudem, dass die neue US-Regierung die Preise für Medikamente drückt. Positive Nebenwirkung: Die Bayer-Aktie ist moderat bewertet. Russland ist ein kleiner Geschäftsbereich, könnte aber positiv überraschen.

Adidas
Leider sehr teuer

Börsianer schauen bei Adidas derzeit auf das Geschäft in den USA. Im größten Sportartikelmarkt der Welt haben die Franken Marktanteile gewonnen und ihre Marge gesteigert. Der russische Markt ist deutlich kleiner, könnte aber für eine positive Überraschung sorgen. Das Handikap für die Aktie: ihre hohe Bewertung. Darum nur ein Halten.

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Bildquellen: Ufuk ZIVANA / Shutterstock.com, Vladimir Wrangel / Shutterstock.com

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