Bauboom: Stabiles Depot mit diesen Bau-Aktien
In Deutschland wird viel gebaut. Das Wachstum spüren neben Bauunternehmen auch IT-Spezialisten, die Planungssoftware vertreiben. Die aussichtsreichsten Titel.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Das Verwaltungsgebäude der AOK West in Dortmund an der Kopenhagener Straße sieht von außen aus wie ein vollkommen normales Verwaltungsgebäude: schlicht, grau und unauffällig. Das Besondere ist die Planung. Dabei kam eine Software zum Einsatz, die derzeit die Baubranche revolutioniert. Das Krankenkassengebäude ist mit BIM - die Abkürzung steht für Building Information Management - geplant worden.
Das Architekturbüro Nattler aus Essen hat ein vom US-Hersteller Autodesk entwickeltes und vom deutschen Softwarehersteller Mensch und Maschine vertriebenes Programm verwendet, um das dreistöckige Gebäude für mehr als 550 Mitarbeiter dreidimensional zu planen. BIM erlaubt aber noch viel mehr: Die Konstruktion von Wänden und Decken, die darin verlegten Leitungen und die benötigten Materialien lassen sich eintragen. Auch die Zeit der Bauabschnitte und die Kosten für die dank BIM genau berechenbaren Materialmengen werden erfasst. Alle Beteiligten haben Zugriff auf bis zu maximal sieben Dimensionen an Infos zu einem Bauwerk, vom Bauherren über Elektriker und Klempner bis zu Behörden. Geht das Gebäude in Betrieb, können die neuesten Programme sogar Daten zur Nutzung liefern.
Kein BER mit BIM
Die Möglichkeiten der Kontrolle sind insbesondere für öffentliche Bauvorhaben attraktiv. Wäre der Berliner Flughafen BER mit BIM geplant worden, wäre er wohl längst fertig, weil die Brandschutzmängel bereits in der digitalen Vorlage ersichtlich gewesen wären. Schließlich verlangt die Software nicht nur Zusammenarbeit, sondern auch Verbindlichkeit. Deshalb haben Länder wie Großbritannien, Niederlande, Dänemark, Finnland und Norwegen sowie Singapur die Verwendung von BIM bei öffentlichen Projekten vorgeschrieben. Hierzulande wird die Verwendung im öffentlichen Sektor stufenweise eingeführt und ist ab 2020 verbindlich - auch, damit sich Planungskatastrophen bei Großprojekten wie BER, Elbphilharmonie oder am Bahnhof Stuttgart 21 nicht wiederholen.
Deutschland hat - ob im privaten oder öffentlichen Neubau - enormen Aufholbedarf. Einer Umfrage der Unternehmensberatung PwC unter 100 Entscheidungsträgern der heimischen Industrie zufolge bestätigen zwar alle Beteiligten die Notwendigkeit der Nutzung von BIM, aber lediglich vier Prozent wenden es in der Praxis an. Dabei würde es die Produktivität der Branche beschleunigen: Seit 2010 konnte die Branche lediglich einen Zuwachs von 2,8 Prozent erzielen. Die Gesamtproduktivität wuchs jedoch um mehr als zehn Prozent. Die Analysten der Privatbank Berenberg gehen davon aus, dass sich die Lücke innerhalb der nächsten fünf Jahre schließen wird.
Hoher Schulungsbedarf
BIM kommt also, getrieben durch den Bauboom. "Nicht nur das Wetter erreichte in diesem Jahr immer neue Superlative, auch der Bau erlebte einen heißen Sommer", sagt Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Bauindustrie. Nach den ersten sieben Monaten 2018 liegt der Umsatz der Branche acht Prozent über dem des Vorjahres. Und die öffentliche Hand will in den nächsten Jahren fünf Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau investieren.
Da sind sparsame und effiziente Planungen gefragt. Mensch und Maschine (MuM) spürt den Bedarf noch nicht an höherem Absatz. Zwar haben die Münchner im ersten Halbjahr den Umsatz mit Design- und Gestaltungssoftware von Autodesk um 14 Prozent auf 66,5 Millionen Euro steigern können. Da das Geschäft mit eigener Software ebenfalls wächst, kam MuM insgesamt auf ein Umsatzplus von elf Prozent und 161 Millionen Euro. BIM steuere dazu jedoch noch einen geringen Anteil bei. "Aber die Nachfrage nach BIM-Schulungen ist stark", sagte Vorstandschef Adi Drotleff. Die Seminare seien für anderthalb Jahre ausgebucht. Drotleff ist überzeugt: "BIM ist ein Wachstumsthema."
Die Nordamerikaner sind schon einen Schritt weiter. Hersteller Autodesk aus Kalifornien hat im vergangenen Quartal den Umsatz um 22 Prozent auf 611 Millionen Dollar steigern können. BIM 360, eine cloudbasierte und überall zugängliche Bausoftware, hat dazu den Löwenanteil beigetragen. "Auf der Bauindustrie liegt unser strategisch wichtigster Fokus", sagte Vorstandschef Andrew Anagnost bei der Präsentation. Autodesk beliefert laut Berenberg-Analyse zwischen 60 und 75 Prozent aller Bauprofis und ist Weltmarktführer.
Angriff aus Deutschland
Doch auch Autodesk ist nicht ohne Konkurrenz. Die Münchner Firma Nemetschek vertreibt ihre Bausoftware an vier Millionen Kunden weltweit. Der wesentliche Unterschied zur Software des US-Wettbewerbers: "Sie ist kompatibel mit anderen Programmen. Das gilt für Produkte anderer Hersteller nicht", erklärt Vorstandschef Patrik Heider. Dass die Baubranche aus der analogen Welt erwacht ist, zeigen die Ergebnisse der Bayern: 2017 legte der Umsatz um mehr als 17 Prozent auf 396 Millionen Euro zu, Rekord in der Firmengeschichte.
Das Bausegment wuchs dabei um knapp ein Drittel und übertraf die anderen Konzernbereiche. Um auf der Überholspur zu bleiben, kauft Nemetschek fleißig zu. Zuletzt haben die IT-Profis ihre Expertise auf das Gebäudemanagement erweitert und mit dem 2017 erworbenen Konzern RISA die Tür zum amerikanischen Markt geöffnet. Zudem haben sie die belgische Firma MCS Solution übernommen. Tochter Nevaris war wegen des Kaufs der Baustellenmanager-App "123erfasst" in den Schlagzeilen. Die Tochter konnte zudem drei neue Millionenaufträge an Land ziehen. Wegen des Erfolgs halten Analysten des Bankhauses Berenberg das Wachstumsziel von Nemetschek, 600 Millionen Euro Umsatz bis zum Jahr 2020, für konservativ.
Unterdessen drängt mit RIB Software ein weiterer Spieler auf den Markt. Die Stuttgarter wachsen und haben im März Kapital am Aktienmarkt eingesammelt, um Entwicklungs- und Anlaufkosten neuer Produkte stemmen zu können. Ihre Software MTWO berücksichtigt Logistik und Steuerung des Bauablaufs als eigene Dimension und ist preislich auch für kleinere Büros erschwinglich. Passend dazu will RIB Software einen Onlinehandel für Baumaterialien aufziehen. Bis 2026 will RIB ein Auftragsvolumen von 40 Milliarden Dollar stemmen. Das ist aber - wie der branchenweite Einsatz von BIM zur Bauplanung - noch Zukunftsmusik.
Investor-Info
Autodesk
Planbare Gewinne
Der Softwarekonzern aus den USA hat sein Bezahlmodell zwischen 2015 und 2017 von Lizenz auf Abonnement umgestellt. Darunter haben die Erträge gelitten. Die Umstellung ist nun vollzogen, im zweiten Quartal hat der Konzern die Abo-Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 115 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar gesteigert. Der stetige Geldfluss macht das Unternehmen für defensive Anleger attraktiv. Zuletzt hat die Aktie etwas nachgegeben, was zum Einstieg einlädt.
Nemetschek
Im Aufbau
Nemetschek wächst organisch und anorganisch. Hauptziel ist die Internationalisierung des Konzerns. Schon im jüngsten Quartal sprudelten die Umsätze aus dem Ausland. Die Aktie lief heiß und hat zuletzt deutlich korrigiert. Gleichwohl ist das Papier immer noch hoch bewertet. Spekulative Anleger warten die Bodenbildung vor einem Einstieg ab.
Mensch und Maschine
Solides Konstrukt
Der Softwarekonzern ist der größte Vertrieb von Autodesk-Software in Europa. Die Umstellung des Bezahlmodells hat Mensch und Maschine genutzt, um den Anteil der margenstarken eigenen Software am Geschäft zu steigern. Dennoch macht sich die Rückkehr des Umsatzes bei Autodesk auch bei den Münchnern bemerkbar. Im zweiten Quartal zog der Umsatz um 20 Prozent an. Die aktuelle Bewertung ist günstig. Anleger setzen auf solides Geschäft und starke Dividende.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: igor.stevanovic / Shutterstock.com, Andresr / Shutterstock.com
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16.01.2025 | Nemetschek SE Hold | Deutsche Bank AG | |
10.01.2025 | Nemetschek SE Hold | Warburg Research | |
09.01.2025 | Nemetschek SE Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
18.12.2024 | Nemetschek SE Buy | Baader Bank | |
12.12.2024 | Nemetschek SE Underweight | JP Morgan Chase & Co. |
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18.12.2024 | Nemetschek SE Buy | Baader Bank | |
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07.10.2024 | Nemetschek SE Overweight | Barclays Capital | |
06.08.2024 | Nemetschek SE Buy | UBS AG | |
31.07.2024 | Nemetschek SE Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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16.01.2025 | Nemetschek SE Hold | Deutsche Bank AG | |
10.01.2025 | Nemetschek SE Hold | Warburg Research | |
06.12.2024 | Nemetschek SE Neutral | UBS AG | |
15.11.2024 | Nemetschek SE Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
11.11.2024 | Nemetschek SE Hold | Deutsche Bank AG |
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09.01.2025 | Nemetschek SE Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
12.12.2024 | Nemetschek SE Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
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08.11.2024 | Nemetschek SE Verkaufen | DZ BANK | |
07.11.2024 | Nemetschek SE Reduce | Baader Bank |
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