Wirecard: Die kühnen Pläne des Herrn Braun

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Markus Braun mag Superlative. "Alles, was wir bis jetzt erreicht haben, ist meines Erachtens nur ein müder Abklatsch dessen, was wir in den nächsten zehn Jahren erreichen können", trommelte der Chef von Wirecard, des weltweit aktiven Zahlungsabwicklers für Onlinetransaktionen. Auf der Bilanzpressekonferenz in Aschheim bei München stellte der promovierte Wirtschaftsinformatiker in Aussicht, den Umsatz in zwei Jahren auf 2,8 Milliarden Euro knapp zu verdoppeln. Die Vorlage für anhaltend starkes Wachstum lieferte die Bilanz für 2017: Der Umsatz legt um 45 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis (Ebitda) verbesserte sich um 34 Prozent auf 413 Millionen Euro. Der Nettogewinn stieg um 47 Prozent auf 260 Millionen Euro.

Der Dienstleister, der für sein Deutschland-Geschäft auch über eine Banklizenz verfügt, wickelt für andere den Zahlungsverkehr ab und stellt den Partnern der Transaktionen Gebühren in Rechnung. Das sind Banken und Kreditkartenunternehmen wie Mastercard und Visa, Konzerne mit eigenen Bezahlsystemen wie Alibaba, Apple und die Deutsche Telekom sowie Handelsketten wie Aldi und Lidl. Bezahlt ein Kunde per Kreditkarte, fließt das Geld nicht direkt zum Händler, sondern geht zunächst an den Zahlungsdienstleister Wirecard, der den Betrag mit zeitlichem Verzug an den Einzelhändler weiterleitet.

Weltweit würden erst etwas mehr als ein Fünftel der Einkäufe online abgewickelt, sagt Braun. Mit der Plattform für mobiles Bezahlen und dem Anschluss moderner Kassensysteme an das Web will sich Wirecard viel Wachstumspotenzial erschließen - künftig aber weniger über Zukäufe als mit eigenen Ressourcen und Partnerschaften. Im französischen Markt will Wire­card durch die jüngst mit der Bezahltochter der Bank Crédit Agricole geschlossene Allianz wachsen. Nach Schätzungen der Analysten von Goldman Sachs wickeln die Franzosen jährlich Transaktionen im Wert von 150 Milliarden Euro ab. 100 bis 300 Millionen Euro davon könnten mittelfristig bei Wire­card gebucht werden.

Was die Aktie zu einem riskanten Investment macht, sind nach Ansicht von Experten nicht aus­reichende Informationen über die Sicherheit von Wirecards Forderungen gegenüber Finanzdienstleister. Es geht hier nicht um große Unternehmen wie Mastercard oder Visa, sondern um kleine, unbekanntere Geld­häuser. Vorwürfe unzureichender Transparenz in Kombination mit der hohen Bewertung führten ­wiederholt zu Angriffen von Hedgefonds, die auf fallende Kurse setzten.



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