Euro am Sonntag-Aktien-Check

Wacker Chemie: Jede Menge Kursfantasie

06.11.17 15:00 Uhr

Wacker Chemie: Jede Menge Kursfantasie | finanzen.net

Der Münchner Spezialchemie-Konzern Wacker Chemie nutzt die volle Produktionsauslastung, um höhere Preise durchzusetzen. Für Kursfantasie sorgt auch die Beteiligung am Waferhersteller Siltronic.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Der Boom im Geschäft des Chipzulieferers Siltronic treibt auch das Geschäft des Mutterkonzerns Wacker Chemie. Vergangene Woche gab Siltronic, der weltweit drittgrößte Lieferant von Wafern (Siliziumscheiben für die Herstellung von Chips), bekannt, dass er die voll ausgelastete Produktion durch zusätzliche Fertigungslinien in den Fabriken ausbauen wolle.



Der Spezialchemiekonzern Wacker liefert den Rohstoff für Wafer, hochreines Polysilizium, und profitiert von dem zyklischen Aufschwung in diesem Geschäft. Zudem halten die Münchner noch 30,8 Prozent an Siltronic und würden bei einem späteren Ausstieg auch von der Wertsteigerung der Beteiligung profitieren. Bis auf Weiteres steht ein Verkauf der Anteile aber nicht an. Man habe eine gewisse Verantwortung für Siltronic, sagte Wacker-Chemie-Chef Rudolf Staudigl auf der Hauptversammlung im Mai.

Dort hatten Aktionärsvertreter den Verkauf der Siltronic-Anteile gefordert, "bevor die nächste Krise kommt". Gemeint sind lange Phasen zyklischer Abschwünge im Wafergeschäft mit potenziellen Verlusten. Vor der aktuellen Phase waren die Preise wegen Überkapazitäten zehn Jahre lang nicht gestiegen.


Neue Überkapazitäten sind nach Einschätzung von Experten auf absehbare Zeit aber nicht zu erwarten. Damit sollte der Wert der Siltronic-Beteiligung von Wacker weiter zulegen. Die zyklischen Schwankungen in der Nachfrage bei Wafern sowie in den zahlreichen Nischen, in denen Wacker als Hersteller von Silikonprodukten präsent ist, haben auf dem Parkett auch größere Schwankungen des Aktienkurses zur Folge. Langfristig bei Wacker Chemie engagierte Aktionäre brauchen Geduld, um diese auszusitzen.

Nummer 2 bei Silikonen

Für das langfristige Wertsteigerungspotenzial des Spezialchemieunternehmens spricht allerdings die Stärke in seinen Märkten. Mit rund 3.000 Produkten wie Öle, Emulsionen, Harze sowie Silikonelastomere sind die Münchner der zweitgrößte Hersteller von Silikonen. In dem zehn Milliarden Euro schweren Markt mit einer geringen Anzahl großer Anbieter kommt der Konzern auf 17 Prozent der Anteile, US-Primus Dow Corning bringt es auf 35 Prozent. Bei Silikonprodukten für die Bauindustrie liegt Wacker global vorn.



Zum Portfolio der Nummer 2 im Silikongeschäft gehört jedoch auch ein Spezialkleber, der auf den Paneelen von Raumflugkörpern die Haftung der Solarzellen und eine störungsfreie Verbindung mit elektronischen Komponenten garantiert - auch bei Temperaturschwankungen von minus 110 Grad bis plus 250 Grad Celsius.

Das Geschäft von Wacker mit Silikonen und Polysilizium für Wafer brummt. Die Produktion ist ausgelastet. Der Konzern erhöht die Preise. Jüngst auch die Gewinnprognose für 2017 zum zweiten Mal in Folge: auf eine Milliarde Euro operativen Gewinn statt bisher 900 bis 930 Millionen Euro.

Der Verkauf eines Siltronic-Aktienpakets im März spülte schon 635 Millionen Euro in die Kasse. Analysten erwarten, dass ein Teil ausgeschüttet wird. Über die reguläre Dividende erhalten Aktionäre die Hälfte des Nettogewinns.

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Bildquellen: Wacker Chemie, Santiago Cornejo / Shutterstock.com

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