Euro am Sonntag-Aktien-Check

United Internet: Anlegern fehlt hier einfach die Fantasie!

21.08.18 16:11 Uhr

United Internet: Anlegern fehlt hier einfach die Fantasie! | finanzen.net

Der Internetdienstleister United Internet will zusammen mit dem Bonner Marktführer den Netzausbau in der Republik beschleunigen. Kunden freuen sich, Börsianer sind skeptisch.

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von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Die Rivalen United Internet und Deutsche Telekom schließen sich ­zusammen, um den schleppenden Ausbau des Hochgeschwindigkeitsinternets in Deutschland voranzutreiben. "Ich biete 1 & 1 verbindlich an, dass wir ab sofort gemeinsam Glasfaserkabel verlegen und bundesweit mehr als fünf Millionen Haushalte an das schnelle Breitbandnetz anschließen", forderte Telekom-Chef Timotheus Höttges den Wettbewerber in einem Interview auf. "Wir sagen gern unsere Beteiligung zu", antwortete Ralph Dommermuth, Chef von United Internet (UI), zu dem die Marke 1 & 1 gehört, kurz drauf in einer eilig anberaumten Telefonkonferenz.

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Das ist eine gute Nachricht für die Republik. Deutschland belegt im europäischen Vergleich laut Branchenverband FTTH einen der letzten Plätze beim Glasfaserausbau. Seit Jahren schwelt ein Streit, wer die Kosten trägt, wer die Masten für die nächste Generation des Mobilfunks 5G bereitstellt - und wer von der günstig regulierten Netzmiete profitiert. Telekom, Vodafone und Telefónica bilden bislang das Lager der Netzbetreiber, Drillisch und United Internet das der Mieter. "Die sind mehr wert als Porsche, haben aber bislang kein einziges Kabel selbst verlegt und keinen einzigen Funkmast aufgestellt", ärgerte sich Höttges öffentlich.

Über den Aufbau eines eigenen, vierten, deutschen Mobilfunknetzes hatte Dommermuth zuletzt laut nachgedacht. Das stieß nicht nur auf Proteste der Netzbetreiber. Die Bundesnetzagentur hegt zudem rechtliche Bedenken. Um flächendeckenden Empfang zu garantieren, müsste die Konkurrenz ihre ­Mobilfunknetze für Dritte öffnen. Dazu sind sie aber aktuell nicht verpflichtet. Dennoch hat­te Dommermuth angekündigt, 2019 bei der Versteigerung der Frequenzen des 5G-Mobilfunks mitzubieten. "Wir wollen ein leistungsfähiges 5G-Netz bauen", sagt der UI-Chef.
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Kosten nach Nutzung teilen

Beim Glasfaserkabelausbau sprach sich Dommermuth für ein Joint Venture im Verhältnis 75 : 25 aus, er will nicht die von Höttges geforderte Hälfte der Kosten übernehmen. "Es ist nur fair, dass wir so investieren, wie wir die Netze nutzen", sagte der Internetmilliardär. Der Marktanteil der Telekom liege derzeit bei 42 Prozent, UI komme bloß auf 14 Prozent, argumentiert der kostenbewusste Dommermuth.

Nach Einschätzung von LBBW-Analyst Thomas Hofmann hat sich UI durch die jüngsten Übernahmen von Tele Columbus und Drillisch zwar "mehr als nur ein Mitspracherecht im Hinblick auf die zukünftige Struktur des deutschen Telekommunikationsmarkts gesichert". Allerdings birgt der eigene Netzaufbau wegen der hohen Kosten und der geringen Preismacht in einem regulierten Markt Risiken.

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Anlegern fehlt noch die Fantasie, was der Netzausbau UI ­außer Kosten bringen soll. Letzten Endes könnten es politische Gründe sein, weswegen sich UI an der Infrastruktur beteiligen will. Wegen früherer Andeutungen in diese Richtung straften Börsianer die Aktie bereits ab.

Die Ergebnisse von UI stimmen noch: Im ersten Halbjahr hat UI trotz Abschreibungen auf Zukäufe den Umsatz um elf Prozent auf 2,6 Milliarden Euro gesteigert, der Gewinn kletterte überproportional um 32 Prozent auf 566 Millionen Euro. Wegen Synergien dürfte das Ergebnis in den nächsten Quartalen weiter zulegen.




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