thyssenkrupp: Radikale Weichenstellung
Im Mai will der Vorstand um Heinrich Hiesinger die künftige Strategie des Mischkonzerns festlegen. Großaktionär Cevian fordert tiefgreifende Maßnahmen.
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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag
Da verliert jemand die Geduld. "Es reicht nicht, wenn thyssenkrupp nur einen Schritt nach dem anderen machen kann, während die Wettbewerber viele Schritte gleichzeitig machen", poltert Lars Förberg. Der Mitgründer des Finanzinvestors Cevian vertritt den - neben der Krupp-Stiftung - wichtigsten Großaktionär des Mischkonzerns. 18 Prozent halten die Schweden am DAX-Konzern. Förberg ist mit seinem Investment jedoch unzufrieden. Vor viereinhalb Jahren stieg er ein, doch während der DAX seit Herbst 2013 rund 40 Prozent an Wert gewann, lieferte die Aktie des Essener Konglomerats bloß etwas über die Hälfte dieser Rendite.
Förbergs Vorstellungen unterscheiden sich grundlegend von denen des Managements. thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger baut das Konglomerat seit sieben Jahren Schritt für Schritt um. Sein jüngster Zug: Ein Joint Venture mit dem indischen Stahlmulti Tata, das den Konzern weitgehend unabhängig vom hochzyklischen und kapitalintensiven Geschäft macht. Allein an diesem Deal arbeitet Hiesinger inzwischen gut zwei Jahre. Im Mai soll es endlich so weit sein. Danach will Hiesinger eine neue Strategie für den Konzern festlegen, der dann weitgehend von den kapitalintensiven Stahlaktivitäten befreit sein soll - und mehr Kapital in die lukrativeren Technologiebereiche lenken kann.
Hiesinger will sich offenbar als Nächstes vom Materialhandel trennen. Auch dürften die restlichen Edelstahlaktivitäten mittelfristig nicht mehr bei thyssenkrupp verbleiben. Und in der Zentrale werden wohl Stellen wegfallen.
Doch das reicht dem ungeduldigen Cevian-Mann nicht. Dem Investor schwebt ein weitaus radikalerer Ansatz vor. Über Zerschlagungspläne wird spekuliert. Zumindest eine lose Holding-Struktur wird immer wahrscheinlicher, in der die Sparten mehr Handlungsspielraum haben - und schneller effizienter werden können.
Bei einer solchen Lösung wären auch Börsengänge einzelner Bereiche denkbar. Über einen Börsengang der europäischen Stahlaktivitäten haben die Essener bereits öffentlich nachgedacht.
Schneller werden
Vielleicht kommt da künftig mehr. thyssenkrupp könnte etwa einen Minderheitsanteil seiner Ertragsperle, der Aufzugsparte Elevator Technology, an die Börse bringen. Zwar braucht der Konzern die Gewinnbeiträge des lukrativsten Bereichs, der bei der operativen Rendite andere Sparten wie den Anlagenbau oder die Komponenten abhängt.
Auch die operativen Konzernziele sind von den Aufzügen abhängig. Ein Widerspruch muss das aber nicht sein: Der Industriekonzern Siemens hat dies soeben mit dem Börsengang seines größten Gewinnbringers, der Medizintechnik-Sparte Healthineers, vorgemacht.
Fazit: Essen tut sich was. Anleger setzen darauf, dass der DAX-Titel in den kommenden Wochen wieder Fahrt aufnimmt.
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Bildquellen: thyssenkrupp AG, ThyssenKrupp
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