thyssenkrupp-Aktie: Der Weg nach oben bleibt schwierig
Die erneute Korrektur ist ein weiterer Rückschlag für den Essener Stahl- und Industriekonzern thyssenkrupp. Es droht der Abstieg aus der ersten Börsenliga. Der Vorstand steht unter Beobachtung.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Zum vierten Mal in Folge hat thyssenkrupp seine Gewinnprognose kassiert. Dennoch legte der Aktienkurs, der vor den Zahlen auf ein 15-Jahrestief gerutscht war, leicht zu. Der Industriekonzern hatte den Verkauf von Sparten in Aussicht gestellt. So sollen die Geschäfte mit Federn und Stabilisatoren für die Autoindustrie und die Herstellung von Grobblechen für die Bauindustrie geprüft werden. Zudem hatten viele Firmen aus der Branche, etwa Stahlprimus Arcelor Mittal und Stahlhändler Klöckner & Co, zuvor schwache Zahlen geliefert.
Dass auch thyssenkrupp seine Prognose korrigierte, war für viele Analysten keine Überraschung mehr. So kalkulierte das Bankhaus Lampe für das Geschäftsjahr, das im September endet, mit 873 Millionen Euro operativem Gewinn. Konzernchef Guido Kerkhoff avisiert jetzt 800 Millionen Euro operativen Gewinn für 2019, nach 1,4 Milliarden Euro im Vorjahr. Netto wird der DAX-Konzern im Gesamtjahr wohl Verluste schreiben, auch das ist keine große Enttäuschung mehr.
Die schwächelnde Nachfrage der Autoindustrie, steigende Rohstoffkosten zum Beispiel für Eisenerz in der Stahlherstellung sowie Einbußen im Stahlgeschäft bringen thyssenkrupp immer stärker unter Druck. Gegenwärtig baut das in Essen ansässige Unternehmen fast jede seiner sechs Sparten um: Aufzüge, Automobilkomponenten, Großanlagen, Stahl, Werkstoffhandel und Kriegsschiffe. Das zunächst für ein Joint Venture mit dem indischen Tata-Konzern ausgegliederte Stahlgeschäft wird jetzt reintegriert. Der Großanlagenbau soll bis 2021 saniert werden. Im Autozuliefergeschäft gab es Probleme mit Stahlfedern. Ein neuer Trumpf sollen hier elektrische Lenkungen werden, für die aktuell die Produktion aufgebaut wird. Was bisher fehlt, ist eine solide Nachfrage dafür.
Abstieg aus dem DAX droht
Die Serie der korrigierten Prognosen und der seit Anfang 2018 deutlich geschrumpfte Börsenwert gefährden nach Einschätzung von Index-Experten die Mitgliedschaft des Traditionskonzerns in Deutschlands erster Börsenliga. Sollte thyssenkrupp bei der regulären Prüfung durch die Deutsche Börse im September absteigen, dürfte die Aktie vorübergehend stärker unter Druck geraten. Währenddessen wirbt Kerkhoff bei Investoren weiter für Vertrauen in die Strategie des Vorstands.
So wird der Börsengang der Aufzugsparte Elevator für das kommende Geschäftsjahr vorbereitet. Eine mögliche Alternative, der Verkauf des Geschäfts an den finnischen Konkurrenten Kone, wäre aus kartellrechtlicher Sicht problematisch, sagen einige Analysten. thyssenkrupp zeigt sich offen für einen Verkauf der Sparte und will "die vorliegenden Interessenbekundungen potenzieller Interessenten prüfen", sagt Kerkhoff.
Die Aufzugsparte ist mit ihrem im Vergleich zum Vorjahr stabilen operativen Gewinn von 625 Millionen Euro während der ersten neun Monate des Jahres ein Lichtblick im Konzern.
Druck auf Vorstand nimmt zu
Kerkhoff weiß, dass thyssenkrupps Großaktionär, der Beteiligungskonzern Cevian, sein Agieren beim langwierigen Konzernumbau genau beobachtet. Man werde es nicht zulassen, dass eine Situation anhält, in der das Unternehmen ohne klare Aussichten dauerhaft Geld verbrennt und Wert vernichtet, sagt der Topmanager deshalb.
Die Erfolge diesbezüglich sind bisher überschaubar. Wohl auch deshalb wird der Abbau von 6.000 Arbeitsplätzen jetzt beschleunigt. Noch unterstützt der Aufsichtsrat den Vorstand. Da gebe es "nichts Neues", sagt der Chef. Der Aufsichtsrat habe die Umsetzung der Strategie und auch die Veränderungen, sowohl voriges Jahr als auch im Mai, "komplett begleitet". Dies gelte weiterhin, so Kerkhoff.
Tiefpunkt: Vor den Zahlen erreichte die Aktie ein 15-Jahres-Tief. Eine stabile Erholung ist noch nicht in Sicht. Abwarten.
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