Euro am Sonntag-Aktien-Check

Siemens: Cash-Maschine im Leistungscheck

22.01.18 07:00 Uhr

Siemens: Cash-Maschine im Leistungscheck | finanzen.net

Die Medizintechnik-Sparte Healthineers tritt zum Börsen-Eignungstest an. Die Fundamentaldaten sind kerngesund. Die Siemens-Spitze verordnet dennoch eine Leistungssteigerung.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Bernd Montag trommelte in London, was das Zeug hält: "Ein Health­care-Pure-Play geht an die Börse. So gut wie wir ist kein Unternehmen in dieser Branche aufgestellt. Und wir werden uns in allen Bereichen weiterentwickeln und unsere Performance steigern", versprach der Chef der Siemens-Tochter Healthineers vor Investoren. Offiziell soll der Börsengang der Medizintechniksparte im ersten Halbjahr erfolgen. Spekulationen zufolge wollen die Münchner die wohl größte Börsen­premiere in Deutschland seit 20 Jahren bereits vor Ostern durchziehen.



Die Mehrheit an Healthineers will Siemens halten, um das hochprofitable Unternehmen weiter voll konsolidieren zu können. 15 bis 25 Prozent der Aktien dürften an den Markt kommen, bei einem Börsenwert von bis zu 40 Milliarden Euro könnte das Emissionsvolumen zwischen sechs und zehn Milliarden liegen. Damit gilt Healthineers als Kandidat für den DAX. Auch die Fundamentaldaten sind durchaus beeindruckend: Die Sparte wuchs im vergangenen Geschäftsjahr bis Ende September um drei Prozent auf 13,8 Milliarden Euro Umsatz bei einer operativen Gewinnmarge von gut 18 Prozent.

Bei bildgebenden Großgeräten, dem mit über acht Milliarden Euro Volumen größten Bereich, sind die Bayern weltweit Nummer 1. Healthi­neers kommt die Stärke im Softwarebereich zugute. "70 Prozent der Entscheidungen in einer Klinik werden durch Produkte beeinflusst, die wir anbieten", sagt Montag. Sein Finanzmann Jochen Schmitz beschreibt den Bereich "Imaging" als "gut geölte Maschine", die ­ordentlich Cash abliefere.

Hohe Serviceumsätze

Allerdings glänzt auch die Mustertochter von Siemens nicht überall. Die Labordiagnostik, der mit gut vier Milliarden Euro Umsatz zweitgrößte Bereich, kann noch zulegen. Hier schrumpfte der Gewinn 2016 spürbar. Zuletzt investierten die Münchner über 300 Millionen Euro in die neue Softwareplattform Atellica, um fit für die Zukunft zu werden.

Was konservativen Anlegern gefallen dürfte: Der Anteil wiederkehrender Umsätze durch Service- oder Instandhaltungsdienste liegt bei über 55 Prozent. Stabilität bringt auch die breite regionale Streuung. Die USA sind der größte Umsatzbringer, Europa und Asien sind annähernd so stark. Das größte Wachstum bringen China und die Emerging Markets.



Siemens-Chef Joe Kaeser und der den Börsengang begleitende Vorstandskollege Michael Sen haben der Tochter ehrgeizige Ziele verpasst: Mittelfristig soll Health­ineers um vier bis sechs Prozent pro Jahr wachsen, größere Zukäufe stehen dabei nicht auf dem Plan. Bei Großgeräten und dem dritten Bereich, fortgeschrittene Therapien, seien 20 bis 22 Prozent Marge drin, in der Labordiagnostik 16 bis 19 Prozent. Dafür muss der Nachzügler kräftig Gas geben. Einsparungen von 240 Millionen Euro pro Jahr ab 2020 sollen Healthi­neers mobilisieren.

Wachstum und Profitabilität sind prima. Kaeser und Sen wissen jedoch, dass auch Großzügigkeit wichtig für Investoren ist. Das Unternehmen soll mit 50 bis 60 Prozent Ausschüttungsquote aus dem Nettoergebnis Anleger ähnlich spendabel bedienen wie Siemens. Die somit anfallenden Dividendenzahlungen von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro pro Jahr dürften angesichts der jährlich in etwa erzielten gut zwei Milliarden Euro an freiem Cashflow kein Problem darstellen.

Die Chancen stehen somit gut, das Healthineers bei Börsianern auf rege Nachfrage stößt. Wenn der Wert der Vorzeigetochter mit dem Börsengang transparent wird, schafft auch Siemens strategisch einen Sprung nach vorn. Ein Erfolg dürfte Konzernchef Kaeser in seiner Marschrichtung bestärken, nach der Windkraft und der Medizintechnik womöglich weitere Bereiche wertsteigernd in die Selbstständigkeit zu befördern.









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Bildquellen: Siemens AG

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