SAP: McDermott macht’s zum dritten Mal
Abermals erhöht SAP, der weltgrößte Entwickler von Firmensoftware, seine Ziele für 2018. Das Geschäft mit Cloud-Programmen legt stark zu, die Marge enttäuscht jedoch. Anleger sollten sich nicht verunsichern lassen.
von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Der starke Auftrieb im Geschäft mit Software in der Cloud hält bei SAP weiter an. Die Investitionen in den Ausbau des Geschäfts mit Programmen, die nicht mehr über Lizenzen gekauft werden, sondern von den Firmenkunden via Web, in der sogenannten Cloud, gemietet werden, belastet die Profitabilität des Konzerns jedoch stärker als von Analysten erwartet.
Obwohl der weltgrößte Entwickler von Unternehmenssoftware seine Ziele für 2018 zum dritten Mal in diesem Jahr erhöhte, geriet die Aktie unter Druck. Grund: Die operative Marge von 28,9 Prozent im dritten Quartal lag niedriger als die von Analysten prognostizierten 30,1 Prozent.
Für Investoren könnten die Verluste aber eine Einstiegsgelegenheit sein. Die langfristigen Perspektiven des DAX-Konzerns sind vielversprechend. Bislang läuft die Umstellung des Geschäftsmodells von Lizenz- auf Cloud-Software bei den Walldorfern erfolgreicher als bei Konkurrenten wie den amerikanischen Unternehmen Oracle oder IBM.
Konzernchef Bill McDermott stellt "das beste Jahr in der SAP-Geschichte in Aussicht". Er erwartet noch etwas mehr Umsatz als bisher: 25,2 bis 25,5 Milliarden Euro statt 25 bis 25,3 Milliarden. Entsprechend sollen es auch beim Betriebsergebnis 7,424 bis 7,525 Milliarden statt 7,4 bis 7,5 Milliarden Euro sein.
Ein wichtiges Signal für die guten Perspektiven der SAP-Cloud-Software ist der Anstieg der neuen Buchungen um 37 Prozent. Der Konzern kommt mit seinem neuen Geschäftsmodell bei Firmenkunden gut an.
Stärker aufgestellt
Mit Cloud-basierter Software zur Firmenverwaltung, die im Unterschied zu herkömmlicher Datenbanksoftware große Pakete von Informationen sofort verarbeitet, sowie mit den neuen Programmen zum Management von Kundenbeziehungen sind die Walldorfer bei Mietsoftware gut aufgestellt.
Wesentliche Teile der Programme für das Verwalten von Kundenbeziehungen - hier tritt SAP gegen US-Cloud-Pionier Salesforce an - erwarb der Konzern mit dem Kauf des amerikanischen Softwareentwicklers Callidus im Januar. SAP liegt in diesem Segment mit 6,5 Prozent Marktanteil weltweit auf Platz 3 hinter Oracle und Primus Salesforce, die je ein Fünftel des Markts beherrschen. "Wir gewinnen im Vergleich zur Konkurrenz", sagte McDermott, ohne eine Zahl zu nennen.
Marge kurzfristig belastet
Dass die Marge niedriger ausfiel, liegt am Geschäftsmodell und fällt langfristig nicht ins Gewicht. Der steigende Anteil der Mietsoftware verzögert generell die Buchungen der Umsätze. Beim herkömmlichen Verkauf über Lizenzen wird die volle Summe sofort fällig, für die Nutzung der Software via Cloud im Abo verteilen sich die Zahlungen über die Laufzeiten der Verträge. Cloud-Anbieter müssen die Kosten für Vertrieb, Einrichtung und Wartung stemmen.
Deshalb wird erst während der mehrjährigen Abolaufzeit die Gewinnschwelle erreicht. Dieser Effekt schmälert kurzfristig die Profitabilität. Wenn wie im jüngsten Quartal die Umsätze im Lizenzgeschäft stärker schrumpfen (minus neun Prozent), erhöht das den Druck auf die Marge. Langfristig bringt der Abo-Modus aber eine Verstetigung der Gewinnentwicklung, während sich die Profitabilität wieder verbessert.
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Bildquellen: SAP AG, Andreas Pohlmann/SAP
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