Ryanair: Warum die Luft dünner wird
Die Billig-Airline hat einen Rekordgewinn eingeflogen. Chef Michael O’Leary warnt dennoch vor Problemen: Der hohe Ölpreis und der Konkurrenzdruck könnten für Turbulenzen sorgen.
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von Floriana Hofmann, €uro am Sonntag
In luftige Höhen ging es für den Gewinn des irischen Billigfliegers Ryanair: Die Airline erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Rekordgewinn von 1,45 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von zehn Prozent und lag leicht über der Analystenerwartung.
Auch andere Kennziffern überzeugten: Die Flugzeuge waren zu 95 Prozent gefüllt - deutlich mehr als bei den Konkurrenten. Die Zahl der Fluggäste stieg um neun Prozent auf rund 130 Millionen. Und das, obwohl im Herbst 20 000 Flüge gestrichen werden mussten. Denn Ryanair hatte die Urlaubszeiten der Piloten im Dienstplan nicht ausreichend berücksichtigt. Das kostete die Iren eigenen Angaben zufolge 261 Millionen Euro.
Eine weitere Wolke am Himmel: Die Ticketpreise stiegen zwar im Zuge der Insolvenz der Air Berlin im Sommer branchenweit kurzfristig deutlich, auf das Ergebnis von Ryanair konnte dieser Effekt jedoch nicht durchschlagen. Ein Ticket kostete im Durchschnitt 39,40 Euro, ein Rückgang von drei Prozent. "Gute Nachrichten für unsere Gäste, schlecht für die Wettbewerber", sagt Konzernchef Michael O’Leary. Er rechnet mit stagnierenden Preisen. "Die Buchungen sind stark, aber die Preise bleiben gedämpft." Im laufenden Jahr wollen die Iren 139 Millionen Passagiere transportieren.
Die Luft für Ryanair wird dünner. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet O’Leary erstmals seit fünf Jahren einen Rückgang: einen Gewinn von nur noch 1,25 bis 1,35 Milliarden Euro. Er formuliert es so: "Der Ausblick für 2018/19 ist auf der pessimistischen Seite von vorsichtig." Der Grund: steigende Kosten.
Ausgaben fliegen hoch
Ryanair rechnet insbesondere mit höheren Kerosinkosten. Der Ölpreis hat sich auf Jahressicht nahezu verdoppelt und liegt derzeit erstmals seit Ende 2014 wieder bei rund 80 US-Dollar je Barrel der Nordseesorte Brent. Die Treibstoffrechnung der Iren soll dadurch um rund 400 Millionen Euro steigen.
Das Geschäft der Fluglinien ist grundsätzlich sehr kostenintensiv. Ryanair hat jedoch - im Gegensatz zu alteingesessenen Fluggesellschaften - schlanke und effiziente Strukturen. Denn die Airline spart traditionell besonders auf der Personalseite und zahlt seinen Piloten weniger. Das hat in der Vergangenheit für mächtig Ärger gesorgt.
Im Dezember hatte Ryanair erstmals Gewerkschaften zugelassen. Kurz vor Weihnachten konnten Streiks nur knapp abgewendet werden. Der Streit mit den Piloten und Flugbegleitern in mehreren europäischen Ländern ist aber noch nicht komplett beigelegt. "Wenn man Gewerkschaften zulässt, heißt das, dass es gelegentlich Streiks geben wird", hat O’Leary erkannt, und dass Ryanair in Zukunft mehr für das Personal ausgeben muss. Die Iren rechnen mit Mehrkosten von rund 200 Millionen Euro für das Personal.
Auch der Personalbestand soll deutlich wachsen. O’Leary kündigt an, mehrere Hundert neue Piloten und Crewmitglieder einzustellen, die zuvor bei Air Berlin beschäftigt waren. An Laudamotion, der Nachfolgegesellschaft der ebenfalls insolventen Air-Berlin-Tochter Niki, will er die Mehrheit übernehmen. Derzeit halten die Iren hier bereits 25 Prozent.
Die Pläne mit Laudamotion
Das Ziel von Ryanair ist es, mit Laudamotion von Deutschland und Österreich aus Urlaubsziele wie Spanien anzufliegen - und damit dem Rivalen Lufthansa mit seiner Billigtochter Eurowings Konkurrenz zu machen, die auf diesen Strecken ebenfalls präsent sind.
In den nächsten fünf Jahren will O’Leary die Flotte von Laudamotion auf 30 bis 50 Flugzeuge aufstocken. Anfangs dürfte das noch belasten - wegen teurer Leasingverträge mit der Lufthansa. Zwei Jahre lang werde Laudamotion Verluste einfliegen. Nach dem holprigen Start sollte dann aber auch das Geschäft von Laudamotion in den Steigflug übergehen.
Fazit: Die Geschäftszahlen kamen am Markt gut an. Die Aussichten aber haben sich verschlechtert. Halten.
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