Euro am Sonntag-Aktien-Check

Rocket Internet und seine Start-up-Stars: Was noch drin ist

11.07.18 15:00 Uhr

Rocket Internet und seine Start-up-Stars: Was noch drin ist | finanzen.net

Gelungene Börsendebüts aus dem Portfolio des Start-up-Entwicklers bringen der Aktie von Rocket Internet Aufwind. Wie groß das Potenzial noch ist und welche Töchter attraktiv sind.

Werte in diesem Artikel
Aktien

38,64 EUR 1,64 EUR 4,43%

11,37 EUR 0,95 EUR 9,07%

7,52 EUR 0,02 EUR 0,27%

14,50 EUR -0,30 EUR -2,03%

29,83 EUR 0,34 EUR 1,15%

Indizes

26.469,5 PKT 289,3 PKT 1,10%

13.510,4 PKT 208,7 PKT 1,57%

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Endlich kommt das Ding zum Fliegen. Vor knapp vier Jahren brachten Oliver Samwer und seine Brüder ihre Beteiligungsfirma ­Rocket Internet an die Börse. Doch zunächst verlor die Rakete deutlich an Höhe, die Talfahrt der Aktie wurde erst im März 2017 beendet. Inzwischen aber hat das Raumschiff wieder Auftrieb, denn es bewegt sich einiges im Kosmos der Internet-Start-ups, die dem Portfolio des Berliner Inkubators entstammen.



Nach einer Serie erfolgreicher Börsendebüts wie zuletzt des Möbelhändlers Home24 trauen Investoren der Samwer-Rakete weitaus mehr zu. Weltweit akquirieren die wohl bekanntesten Gründer von Internetfirmen der Republik Wachstumsunternehmen. Oder sie beteiligen sich an Start-ups, die in Nischen stark aufgestellt sind oder gut zu Webriesen passen und deshalb Übernahmefantasie bieten.

In den Top 10 des MDAX

Mit der Serie der Börsengänge (IPOs) aus dem Portfolio von Rocket rutschte auch das Unternehmen selbst auf die Kauflisten vieler Börsianer. Der Lieferdienst Delivery Hero debütierte im Juni 2017, der Kochboxversender Hellofresh folgte im November, und vor wenigen Wochen gelang dem Online-Möbelhändler Home24 im SDAX der erfolgreichste IPO einer Firma aus dem Portfolio der Beteiligungsgesellschaft. Im MDAX gehören Rocket Internet und Tochter Delivery Hero, die erst seit Juni im Index mittelgroßer Börsenwerte notiert, zu den zehn Aktien mit der besten Kursentwicklung seit Jahresbeginn. Auch Online-Modehändler Zalando, der 2014, wenige Tage vor dem IPO der Mutter, den Sprung aufs Parkett wagte, ist klar besser als der MDAX-Schnitt.



Die börsennotierten Töchter sind allesamt international präsent, Kochboxversender Hellofresh zählt in den USA sogar zu den führenden Unternehmen. Zudem sind sie stark regional fokussiert. Der Vorteil: Ihre Geschäfte sind weitgehend immun gegen die Turbulenzen, die etwa von der protektionistischen Handelspolitik Donald Trumps ausgehen.

Überdies bringen die Börsengänge viel Cash, mit 2,6 Milliarden Euro ist die Kasse von Rocket Internet gut gefüllt. Der Erfolg von Hellofresh in den USA ermutigt Oliver Samwer, die Expansion zu forcieren: "Wir fördern jetzt Firmen, die auch in den USA die Nummer 1 werden können."


Unabhängig davon haben Börsianer aber bereits viel Potenzial für Wertsteigerungen im aktuellen Portfolio ausgemacht. Beispiel Traveloka: Expedia investierte 2017 rund 300 Millionen Euro in das Reiseportal. Analysten der Berenberg Bank taxieren seinen Wert auf 2,2 Milliarden Euro und leiten allein daraus für Rocket Internet ein zusätzliches Potenzial von vier Euro pro Aktie ab. Ohnehin gebe es im Portfolio noch viele weitere wertsteigernde Beteiligungen. Ihre Empfehlung: die Rakete kaufen.

Investor-Info

Zalando

Europas größter Onlineversender für Mode wurde 2008 in der Berliner Dreizimmerwohnung der Co-Chefs David Schneider und Robert Gentz gegründet. Die beiden bauten Zalando zusammen mit dem dritten Co-Chef Rubin Ritter zu einem Unternehmen mit fünf Milliarden Euro Umsatz aus. Bis Oktober 2014 wurde die Firma als Start-up im Portfolio von ­Rocket Internet aufgezogen. Zum IPO war Zalando sechs Milliarden Euro schwer. Inzwischen hat sich der Börsenwert verdoppelt. ­Wegen der hohen Investitionen ins neue Kosmetikgeschäft fielen im ersten Quartal Verluste an. Wachstum ist derzeit wichtiger als Gewinn. Zalando bestätigte das Ziel, Umsatz wie auch den ­Gewinn vor Steuern im laufenden Jahr um bis zu 25 Prozent ­zu steigern. Starke Marke, kaufenswert.

Hellofresh

Der Berliner Kochboxversender legt vor ­allem auf dem US-Markt zu. Dort hat die Internetfirma aktuell zwei Drittel ihrer Kunden, die auch in etwa den entsprechenden Anteil des Umsatzes bringen. Mit 73 Prozent mehr Erlös in Amerika lag das Plus im ersten Quartal klar über den 60 Prozent auf Firmen­ebene. Währungsbereinigt schrumpfte der Zuwachs auf 44 Prozent. Für 2018 werden 1,2 Milliarden Euro Umsatz avisiert, 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Hellofresh schreibt Verluste. Doch wurden die Rendite etwa im US-Geschäft verbessert, wo die Marge im ­ersten Quartal bei minus 7,6 Prozent lag. In Deutschland, Großbritannien, Australien und Kanada steht die Kennziffer bei jeweils minus ein Prozent. Analysten erwarten, dass ­Hellofresh ab 2019 profitabel arbeitet. Halteposition.

Delivery Hero

Seit Juni notiert die 2011 gegründete ­Onlineplattform für Essensbestellungen im MDAX. Mit 89 Millionen Orders im ersten Quartal erreichten die Berliner, die hierzulande mit den Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora auf dem Markt sind, einen Rekordwert. Der Umsatz legte um fast 50 Prozent zu. Für 2018 erwarten Analysten beim Erlös ein Plus um 36 Prozent auf 740 Millionen Euro. Delivery Hero ist in 40 Ländern aktiv. Vor allem in Deutschland ist das Geschäftsfeld begehrt: Konkurrenten sind der Amsterdamer Lieferando-­Eigner Takeaway, Just Eat aus Großbritannien, aber auch Amazon und Fahrtenvermittler Uber. Der harte Wettbewerb belastet die Margen. Beobachter erwarten eine Konsolidierung. Hartnäckig halten sich Gerüchte über eine Fusion mit Takeaway. Aktuell sehr teuer.

Home 24

Wer die Aktie des Berliner Online-Möbel­händlers zeichnete, verdiente bereits nach Feststellung des ­ersten Kurses 24 Prozent - das macht das Debüt zum erfolgreichsten aus dem Portfolio des Inkubators Rocket Internet. Keiner der Altaktionäre gab Anteile ab. Neben Rocket Internet gehört auch der schwedische Start-up-Förderer Kinnevik dazu. Die Aktien für das Börsendebüt stammen aus einer Kapitalerhöhung. Samwer sieht offensichtlich viel Potenzial für Wertsteigerungen. Rocket zeichnete zusätzliche Papiere, um den Anteil nicht unter 30 Prozent zu verwässern. Die Einnahmen aus dem IPO werden in die Inte­gration der Lieferkette, in Wachstum und in Technologie investiert. Zudem werden Schulden abgebaut. In 18 Monaten will der Online-Möbelhändler operativ schwarze Zahlen schreiben. Risikofreudige steigen ein.



_____________________

Ausgewählte Hebelprodukte auf Delivery Hero

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Delivery Hero

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: 360b / Shutterstock.com, Brunel Johnson/Unsplash

Nachrichten zu Rocket Internet SE

Analysen zu Rocket Internet SE

DatumRatingAnalyst
03.06.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
03.06.2020Rocket Internet SE buyDeutsche Bank AG
29.05.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
03.04.2020Rocket Internet SE buyKepler Cheuvreux
02.04.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
03.06.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
03.06.2020Rocket Internet SE buyDeutsche Bank AG
03.04.2020Rocket Internet SE buyKepler Cheuvreux
02.04.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
20.03.2020Rocket Internet SE overweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
29.05.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
23.03.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
30.01.2020Rocket Internet SE neutralBarclays Capital
20.09.2019Rocket Internet SE Equal weightBarclays Capital
16.09.2019Rocket Internet SE NeutralJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
07.01.2019Rocket Internet SE UnderperformMerrill Lynch & Co., Inc.

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Rocket Internet SE nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"