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Netflix: Das Höllenfeuer in den Büchern

29.01.18 09:00 Uhr

Netflix: Das Höllenfeuer in den Büchern | finanzen.net

Die Wall Street feiert die beste Serie des Streamingdiensts Netflix - dessen Quartalszahlen: Das Neukunden-Wachstum ist erneut beachtlich. Doch der Pionier verbrennt dafür Unmengen an Geld.

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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag

Fantastische Zahlen, exorbitante Kursgewinne - für die Aktionäre von Netflix waren die Quartalszahlen zuletzt regelmäßig die erfolgreichste Serie des Streamingpioniers überhaupt. In der jüngsten Folge begeisterten die Amerikaner die Wall Street mit einem Neukundenwachstum von 25,4 Prozent. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr fiel somit deutlich höher aus als erwartet.



Chef Reed Hastings gelang damit ein Kurssprung von über zehn Prozent. Sein Drehbuch zum Blockbuster: Netflix produziert große Teile seiner Inhalte selbst. Und landet viele Volltreffer bei Film- und Serienfans. Etwa mit "The Crown", der prämierten Serie um die britische Queen Elizabeth, oder dem deutschsprachigen Mystery-Sequel "Dark", das sich auch viele Amerikaner im Original mit Untertiteln anschauen. Die Strategie des Netflix-Chefs: Er investiert in eigenen Bestand und weniger in gemieteten Content. Die Methode ist allerdings finanziell aufwendig. Im vierten Quartal schrieb Netflix zwar operative Gewinne in Höhe von 245 Millionen Dollar, verbrannte aber zugleich über eine halbe Milliarde Cash.

Das Feuer brennt munter weiter. "Wir wachsen schneller als gedacht und können mehr investieren als geplant", sagt Hastings. Zwischen 7,5 und acht Milliarden Dollar will er 2018 für eigene Produktionen ausgeben. Hinzu kommen demnach weitere zwei Milliarden Dollar für Marketing. Investoren müssten sich darauf einstellen, dass das Unternehmen mit rund vier Milliarden Dollar doppelt so viel Geld verbrennt wie im Vorjahr, warnte der Netflix-Boss.

Volles Risiko

Der Mann geht volles Risiko und kämpft mit allen Mitteln heute schon verbissen um künftige Marktanteile. Denn die Konkurrenz hat den Markt genau im Blick. Dem Techkonzern Apple etwa, der dank der US-Steuerreform Hunderte Milliarden Dollar günstig in die USA zurückholen kann, fiele es sehr leicht, statt der geplanten Milliarde ein paar Milliarden Dollar mehr in eigenen Film-Content zu investieren, um die Streamingplattform iTunes aufzumöbeln.

Der Medienriese Disney wiederum steckt über 50 Milliarden Dollar in Teile des Konkurrenten 20th Century Fox - und baut damit auch eigene Streamingdienste auf. Ein Filme und Serien spielender Netflix-Konkurrent soll Anfang 2019 starten. Die bereits erfolgreiche US-Plattform Zulu gehört nach Abschluss des Deals mehrheitlich zum Mickey-Maus-Imperium.



Die Zeit drängt also. Hastings Bleifuß bei den Ausgaben aber hinterlässt tiefe Spuren in der Bilanz. Ende Dezember lag die langfristige Nettoverschuldung bei 6,5 Milliarden Dollar, drei Monate zuvor waren es noch 4,9 Milliarden. Hinzu kommen aktuell 3,3 Milliarden Verbindlichkeiten aus der Inhaltsmiete.

Der Geldbedarf lässt sich durchaus stillen. Mittel über Anleihen und Kredite zu organisieren, ist angesichts der niedrigen Zinsen recht günstig. Eine Kapitalerhöhung würde die Euphorie an der Wall Street dämpfen. Auch das hat Hastings schon getan, zuletzt im Oktober 2016, als Netflix rund eine Milliarde Dollar einnahm.

Die Skepsis vieler Investoren wächst gleichwohl. Fakt ist, dass das Volumen der abgeflossenen Mittel seit 2015 ansteigt. "Wann produziert Netflix endlich Cash?", fragt etwa Stephen Flynn, Experte beim Analysedienst Bloomberg Intelligence.

Hastings’ Regie erinnert an Jeff Bezos. Der Amazon-Boss hat jahrelang fast alle freien Mittel in den Ausbau des Geschäfts gesteckt. Amazon erwirtschaftete zwischen 2005 und 2015 lediglich sechs Milliarden Dollar freien Cash - bei akkumuliert fast 500 Milliarden Dollar Umsatz. Bezos hatte mit der Strategie Erfolg. Das Problem von Netflix dabei: Der Zuschauergeschmack ist sehr wechselhaft. Und Investitionen in Filme und Serien sind weitaus riskanter als solche in Lagerhäuser und Logistik.














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