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Nestlé-Aktie: Hedgefonds-Guru Loeb mit sportlichen Plänen

04.07.17 03:00 Uhr

Nestlé-Aktie: Hedgefonds-Guru Loeb mit sportlichen Plänen | finanzen.net

Ulf Schneider, der Nestlé-Chef, machte sich gerade daran, dem Schweizer Lebensmittel-Riesen ein Fitnessprogramm zu verordnen. Da drängt sich ein US-Hedgefonds-Manager als Co-Trainer auf.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Der Gesundheitskonzern Fresenius ist ein ruhiges und fast familiäres Unternehmen. In über 100 Jahren hatten die Bad Homburger gerade einmal ein halbes Dutzend Chefs. Die gemein­nützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung, benannt nach der Stieftochter des Gründers, kontrolliert den DAX-Konzern. Querulanten von außerhalb, denen etwa die Unternehmensstrategie nicht passt, haben in der Kommanditgesellschaft auf Aktien null Chancen.



13 Jahre lang hat Ex-Fresenius-Chef Ulf Mark Schneider vom vertrauensvollen Verhältnis zur Kommanditistin profitiert. Schneider konnte schalten und walten, diverse Milliardenübernahmen in Ruhe planen und integrieren. Heraus kam eine hervorragende Aktienentwicklung - und letztlich Schneiders ­Berufung in die Firmenzentrale des ­Lebensmittelriesen Nestlé an den Genfer See. Seit Januar macht der 51-Jährige dort den Job als Vorstandschef.

Aus mit der Ruhe

Mit der Beschaulichkeit ist es nun ­allerdings vorbei. Daniel Loeb, aktiver US-Hedgefondsmanager, erkor den Schweizer Konzern zu seinem wichtigsten Investment. Für 3,5 Milliarden Dollar erwarb er gut ein Prozent der Nestlé-­Aktien, es ist die dickste Position ­seines Hedgefonds Third Point und sein größtes Investment in 20 Jahren. Die Gründe veröffentlichte Loeb per Aktionärsbrief: Kosteneffizienz und Eigenkapitalrendite des Markenkonglomerats - bekannt etwa durch sein Vittel-Wasser oder die Nespresso-Kaffeekapseln - seien verbesserungsbedürftig. Konkrete Profitabilitätsziele müssten her, etwa nach Vorbild der niederländisch-britischen Unilever. Und: Der 23-prozentige Anteil am französischen Beauty-Konzern L’Oréal sei strategisch zweckfreier Ballast. Loebs Vorschlag: Das Paket müsse raus, die Liquidität sollte Aktionären in Form etwa von Aktienrückkäufen zugute kommen.



Wer denkt, dass der US-Investor zwar laut sei, aber mit seinen 1,3 Prozent letztlich doch nichts reißen könne, täuscht sich. Beim US-Internetkonzern Yahoo etwa nahm Loeb 2011 trotz bescheidenem Anteil den Chef Scott Thompson aufs Korn. Der Selfmademilliardär zwängte sich in den Aufsichtsrat und beschuldigte Thompson der mangelhaften Geschäftsführung. Der Geschmähte warf binnen weniger Tage das Handtuch. Inzwischen ist Yahoo auf­geteilt, das Internetgeschäft verkauft. Loeb erzielte - wie später bei einer Attacke auf Sony - eine stattliche Rendite.

Schon mal beschnuppert

Auch bei Nestlé scheint die Masche zu funktionieren, die Aktie steigt schon. Aktionäre wissen schließlich um die Wirkung von Loeb. Viermal in Folge hatten die Schweizer das eigene Wachstumsziel verpasst, ehe Schneider es senkte.



Und doch ist manches anders. Schneider denkt ähnlich wie sein neuer Großaktionär. "Größe allein wird uns nicht vor dem Wandel schützen", warnte er unlängst auf einem Fachkongress. Der Nestlé-Chef, Inhaber eines US-Passes, hat Anteile an Geschäften mit Tiefkühlkost in Italien verkauft. Das schwächelnde US-Süßigkeitengeschäft steht auf dem Prüfstand. Die Botschaft: Massenware mit schlappem Wachstum und niedrigen Margen ist out. In sind lukrative und wachstumsstarke Bereiche wie Kaffee, Wasser, Kinderkost und Tiernahrung - diese will Schneider ausbauen. Zudem wird an Effizienz und neuen Vertriebskonzepten gearbeitet.

Schneider und Loeb, so heißt es, hätten sich bereits getroffen und über mögliche Schritte gesprochen. Ein Verkauf des L’Oréal-Pakets dürfte für den Nestlé-­Chef zwar nicht infrage kommen, den Anteil hatte der Deutsch-Amerikaner jüngst als strategisch bezeichnet. Gemeinsamkeiten sind dennoch vorhanden. Und womöglich kommt der Querulant dem ersten Externen an der Spitze des Traditionskonzerns wie gerufen, seine Reformpläne gegen interne Widerstände durchzusetzen.

Noch gibt man sich im noblen Vevey unbeeindruckt. Nestlé bleibe der Umsetzung der Strategie verpflichtet, lautete die dürre offizielle Replik auf den Brief aus Amerika. Die Schweizer dürften den Investor jedoch kaum unterschätzen. Erste Maßnahme: Bis 2020 sollen Aktien für bis zu 20 Milliarden Franken zurückgekauft werden.

Investor-Info

Nestlé
Lebensmittel als Basis

Die Schweizer erhöhen seit vielen Jahren ­regelmäßig ihre Dividende, ein verlässliches Zeichen, dass die Geschäftsgrundlage nachhaltig ist. Zuletzt ließ das Wachstum jedoch nach, das Wachstumsziel von fünf bis sechs Prozent pro Jahr wurde auf zwei bis vier Prozent gekürzt. Chef Schneider muss die Effizienz verbessern, Randbereiche verkaufen und lukrative Produkte stärker entwickeln. Loeb dürfte das Verfahren enorm beschleunigen. Aktienrückkäufe stützen. Basisinvestment.

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Bildquellen: Ken Wolter / Shutterstock.com, Third Point LLC.

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