Mensch und Maschine: Ein stabiles Zuhause für Investoren
Nach einem überraschend starken zweiten Quartal rechnet Mensch und Maschine-Chef Adi Drotleff mit weiterem Wachstum. Vor allem ein Software-Standard namens BIM soll für einen Schub sorgen.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin des neuen Flughafens in Berlin liegt so lange zurück, dass sich kaum einer daran erinnern kann: Ende Oktober 2011, also vor knapp sechs Jahren, sollte BER feierlich in Betrieb genommen werden. Doch Brandschutzmängel, Probleme mit der Stromversorgung, falsch nummerierte Bauteile und anderes verzögerten die Fertigstellung.
Solche peinlichen Fehlplanungen lassen sich vermeiden - die Lösung heißt BIM. Das Kürzel steht für "Bauwerksdatenmodellierung", das ist ein Softwarestandard, der die Planung von Gebäuden von der Architektur über die Verkabelung bis hin zu Zeit- und Kostenplanung erlaubt. "In Großbritannien darf kein Bauvorhaben mehr ohne BIM umgesetzt werden, die Bundesregierung hat die Einführung immerhin beschlossen", sagt Adi Drotleff, Vorstandschef von Mensch und Maschine.
Mensch und Maschine, kurz MuM, mit Sitz bei München vertreibt ein BIM-Produkt, basierend auf der Software Autodesk. "Das ist ganz klar ein Wachstumsthema", sagt Drotleff im Gespräch mit €uro am Sonntag. Auch die Unternehmensberatung McKinsey sieht Potenzial. Die jährlichen Ausgaben für die Planungssoftware sollen demnach weltweit in den kommenden sieben Jahren von rund 120 Milliarden auf 525 Milliarden US-Dollar steigen.
Nicht nur das wird dem Segment Systemhaus der Softwarefirma ab 2018 wohl einen kräftigen Schub geben. Bis dahin dürften die Münchner auch die Umstellung des Vertriebs von Autodesk verdaut haben.
Eigene Arbeit lohnt sich
MuM verkauft neben einer eigenen Planungssoftware die des US-Herstellers Autodesk. Zunächst hatte die 1984 von Drotleff gegründete Firma Lizenzen von Autodesk weiterverkauft. Da Autodesk seit 2016 das Produkt nicht mehr per Lizenz und Einmalzahlung vergibt, sondern als Abo-Modell mit Abrechnung nach Nutzung, ging der Rohertrag im Segment Systemhaus zurück, im ersten Halbjahr waren es noch etwa zwei Prozent. "18 Monate hat sich der Autodesk-Effekt negativ ausgewirkt, doch das ändert sich jetzt", sagt Drotleff.
Das operative Ergebnis ist trotzdem gestiegen, Drotleff hat die Kosten im Griff. Zudem bietet MuM individualisierte Komplettlösungen. Bereits seit 2009 passen die MuM-Programmierer die Autodesk-Software an die Bedürfnisse der Kunden an: Sie entwickeln Systeme zum Management von Bahnbetrieben oder zur Verwaltung von Infrastruktur durch Energieversorger.
Der Anteil maßgeschneiderter Lösungen sowie der eigenen Software wächst, derzeit macht das 82 Prozent der Wertschöpfung des Unternehmens aus. Das eigene Margenziel von 25 Prozent bis 2019 hat MuM mit 27,6 Prozent bereits überschritten. Im Vergleich zu Wettbewerber Nemetschek, selbst BIM-Lieferant, steht MuM gut da: Beim Umsatz bringt MuM das Doppelte, beim Börsenwert das Vierfache auf die Waage.
Drotleff, mit 44,6 Prozent größter Aktionär, plant weiteres Wachstum - aus eigener Kraft. "Wir wollen auf absehbare Zeit organisch wachsen und planen keine Akquisitionen", sagt der Chef. Er setzt auf kontinuierlich steigenden Erfolg und lässt die Aktionäre teilhaben: Dividenden fließen regelmäßig und stiegen zuletzt jährlich.
Für 2017 will MuM 45 Cent nach 35 Cent für 2016 ausschütten. Der angepeilte operative Gewinn 2017 zwischen 17,5 und 18,5 Millionen Euro sei "komfortabel erreichbar", so Drotleff. Analysten erwarten, dass MuM nach dem starken zweiten Quartal die Jahresprognose übertreffen könnte.
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