Deutsche Post: Chaostage beim Logistikriesen
Der DAX-Konzern Deutsche Post gilt als Profiteur des Booms im Onlinehandel. Doch Miss-Wirtschaft und schlechte Verträge haben die Erfolgsstory ins Gegenteil verkehrt. Jetzt wird hektisch aufgeräumt.
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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag
Ständig wechselnde, überarbeitete Zusteller, Briefe kommen nur noch zwei- bis dreimal pro Woche, Pakete werden einfach irgendwo ungeschützt abgelegt. In Beschwerdeportalen häufen sich die Klagen über die Servicequalität der Deutschen Post.
Vor wenigen Tagen musste Chef Frank Appel klipp und klar eingestehen, dass es gehörig rumpelt bei den Gelben: Der Bereich Post - eCommerce - Parcel (PeP), die klassische Brief- und Paketzustellung, wird im laufenden Jahr bloß 600 Millionen Euro Vorsteuergewinn abliefern. Ursprünglich waren 1,5 Milliarden geplant. Ein Schlag ins Kontor: Die Gewinnprognose für das Geschäftsjahr, die Appel noch vor vier Wochen bestätigt hatte, flatterte den Bonnern davon wie eine Postkarte im Sturm. Das Konzern-Ebit soll um ein Viertel niedriger ausfallen und bei 3,2 Milliarden Euro landen. Börsianer waren schockiert, die Aktie stürzte ab.
Die Botschaft war ein Albtraum für Anleger: Der Boom bei den Paketdiensten kostet die Post eine Menge Geld, die Wachstumsstory verkehrt sich ins Gegenteil. Das liegt an den Tariferhöhungen, die die Gewerkschaften durchsetzten und die für steigende Personalkosten sorgen. Überdies stehen immer noch rund 30.000 Postbeamte aus Zeiten des Staatskonzerns im Dienst. Sie verdienen weitaus mehr als Angestellte oder gar Aushilfskräfte.
Die Sparte PeP hat noch weitere strukturelle Probleme. Unter Spartenvorstand Jürgen Gerdes wurden wichtige Investitionen etwa in die IT-Infrastruktur verschleppt. Gerdes, der im April überraschend in die Leitung der weitaus kleineren Mobilitätssparte strafversetzt worden war, muss jetzt gehen.
Der Befund von Chef Appel, der PeP seit Anfang April übergangsweise leitet: Der Bereich ist nicht in der Lage, sich auf die sich ungleichmäßig entwickelnden Volumina im Paket- und Briefbereich einzustellen.
Clever geht anders
Während das Briefvolumen bei zugleich hohen Personalkosten sinkt, war PeP insbesondere in Spitzenzeiten wie vor Weihnachten nicht in der Lage, das steigende Paketaufkommen zu bewältigen. Es mussten teure Transportkapazitäten und Aushilfskräfte angeheuert werden. Ursächlich sind auch strategische Fehler. Während die Konkurrenz zu den im Markt vorherrschenden, niedrigen Preisen ihre Transportkontingente begrenzte, taten die Bonner dies laut Aussagen von Konzernkennern nicht - und waren schließlich gezwungen, ihre Verträge zu hohen Kosten zu erfüllen.
Appel und sein Team müssen nun eine ganze Reihe von Verträgen mit Großkunden neu aushandeln, und zwar so, dass wieder Geld verdient wird. Das dürfte nicht leicht werden, Kunden wie Amazon sind mächtig.
Jetzt beginnen die Aufräumarbeiten. 500 Millionen Euro will Appel im laufenden Jahr für ein Restrukturierungsprogramm zurückstellen, das Geld soll der Abfindung von Postbeamten dienen. Zudem will der Chef jährlich 100 bis 150 Millionen Euro in die Infrastruktur der Sparte PeP investieren. IT-Tools und Lösungsansätze der erfolgreichen und margenstarken Expresssparte sollten dabei als Blaupause dienen, heißt es. Doch scheint fraglich, ob sich das Erfolgsmodell auf PeP übertragen lässt. "Im Express kann der Transport etwa wichtiger Ersatzteile mit allen Kostenkomponenten wie steigenden Benzinpreisen dem Kunden in Rechnung gestellt werden. Die Paketsparte hat keine solche Preissetzungsmacht", sagt ein Analyst.
Appels Ziel ist es, die Fixkosten der Sparte PeP bis 2020 um jährlich 200 Millionen Euro zu senken. Der Umbau von PeP muss dabei rasch über die Bühne gehen. Denn es gilt, jetzt wenigstens das mittelfristige Konzernziel von fünf Milliarden Euro Ebit im Jahr 2020 zu schaffen. Eine Enttäuschung reicht Börsianern dicke.
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Bildquellen: Deutsche Post, Tobias Arhelger / Shutterstock.com
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