Borussia Dortmund: Der Wahnsinn hat System
Der westfälische Fußballclub Borussia Dortmund stürmt in der Bundesliga und an der Börse nach oben. Wie die Erfolgsformel einer ungewöhnlichen Firma lautet - und wo die Grenzen der Begeisterung liegen.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Das Talent von Jadon Sancho ist sofort zu erkennen: Der in London geborene Teenager ist schnell und im Umgang mit dem Ball außergewöhnlich geschickt. Mit diesem Spielzug aber hatte in England wohl niemand gerechnet: Im Alter von 17 Jahren verließ Sancho den britischen Spitzenclub Manchester City und wechselte zu Borussia Dortmund.
Die beiden Vereine könnten kaum unterschiedlicher sein: City ist im Besitz eines Scheichs aus Abu Dhabi, der große Summen für Stars aus aller Welt ausgibt. Borussia, der Arbeiterclub aus dem Pott, setzt dagegen seit Jahren auf junge Kräfte - genau darum versprach sich Sancho in Dortmund bessere Chancen.
Nur ein Jahr später ist der Teenager ein Star. Im Oktober spielte Sancho erstmals für das englische Nationalteam. Jene acht Millionen Pfund, die der BVB laut britischen Medien nach Manchester überwies, wirken wie ein Schnäppchen. Das Boulevardblatt "The Sun" spekulierte gar, dass eine Rückholaktion 100 Millionen Pfund kosten würde.
Sanchos Blitzkarriere ist einer der Gründe, warum die BVB-Aktie nach oben schießt. Die Dortmunder sind überraschend Tabellenführer der Bundesliga, und das mit einer bemerkenswert jungen Mannschaft. Beim Sieg in Stuttgart (am 20. Oktober) waren vier Spieler der Startformation 20 Jahre oder jünger - Beleg einer erfolgreichen Personalpolitik.
Nicht nur bei der Suche nach Talenten hat die Clubführung ein gutes Gespür bewiesen. Die Strategie ähnelt der eines intelligenten Investors am Aktienmarkt: billig kaufen, teuer verkaufen! Statistische Auswertungen zeigen, dass die meisten Fußballprofis ihren Zenit im Alter zwischen 25 und 28 Jahren erreichen. In diesem Stadium einer Karriere sind Marktwert und Gehaltsforderungen oft am höchsten. Arbeitgeber stehen dann vor der Wahl: viel Geld investieren und darauf hoffen, dass der Spieler sein Niveau lange halten kann - oder Kasse machen.
Die Vereinsführung des BVB hat sich von vielen populären Spielern auf dem Scheitelpunkt der Alterskurve getrennt: Mats Hummels wechselte mit 27 Jahren zum FC Bayern, Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang mit 27 beziehungsweise 28 Jahren zu Arsenal London. Zusammen brachten allein diese drei Transfers rund 140 Millionen Euro an Ablösezahlungen. Und Ousmane Dembélé war mit 20 Jahren zum Zeitpunkt seines Abschieds aus Dortmund zwar noch jung, das Angebot aus Barcelona aber mit 115 Millionen Euro einfach zu gut, um es auszuschlagen.
Wichtiger als Tore
Auch dem BVB glückt nicht jedes Investment, in der Transferbilanz überwiegen aber die richtigen Entscheidungen. Über die vergangenen fünf Spielzeiten haben die Borussen einen Transferüberschuss von 69 Millionen Euro erzielt, kalkuliert die Researchfirma Edison.
Die Strategie hat ihren Preis: Junge Spieler machen mehr Fehler, ihre Form schwankt stark. Und nicht jedes Talent schafft den Sprung. Darum hatte Dortmund sportlich auch schlechtere Jahre, ist aber dennoch hinter dem FC Bayern der erfolgreichste Club Deutschlands.
Dank seiner Personalpolitik ist der BVB finanziell gut aufgestellt.
Seit acht Geschäftsjahren hat die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA durchgehend einen Gewinn erwirtschaftet. Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe kalkuliert, dass die westfälische Fußballfirma am Ende der laufenden Spielzeit eine Nettoliquidität von 25 Millionen Euro in der Bilanz ausweisen wird. Das wäre großen Jubel auf der Tribüne wert, schließlich stand die Borussia vor knapp anderthalb Jahrzehnten am Rande der Pleite.
Ein übermächtiger Rivale
Trotz der aktuellen Erfolge in der Liga ist die finanzielle Kluft zum Konkurrenten aus München noch immer groß. In der Saison 2016/17 (das sind die aktuellsten Daten zum FC Bayern) setzte der Serienmeister bereinigt um Transfererlöse 588 Millionen Euro um - die Dortmunder kamen im selben Zeitraum auf 333 Millionen Euro. Sollte der BVB in diesem Jahr tatsächlich Deutscher Meister werden, hätten die Münchner genug Finanzkraft, um den Kader für eine Gegenattacke zu verstärken.
Aus Sicht eines Aktionärs ist es gar nicht nötig, dass die Dortmunder den FC Bayern verdrängen - Umsatz und Gewinn lassen sich auch in der Rolle des Verfolgers steigern. Den größten finanziellen Hebel bietet die europäische Champions League, für die sich vier deutsche Clubs qualifizieren. Je weiter ein Team in dem Wettbewerb vordringt, desto mehr Geld gibt es.
Im Basisgeschäft ist der Trend ohnehin positiv: Die Umsätze der Bundesligavereine haben sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Potenzial bietet unter anderem die Vermarktung in Asien und den USA. Die Dortmunder dürften auch aus ihren eigenen Werbeverträgen mittelfristig mehr herausholen. So läuft der Vertrag mit Ausrüster Puma im Jahr 2020 aus.
Derweil hat Sancho seinen Vertrag bereits bis 2022 verlängert. Auch als Botschafter ist er wertvoll: "Diese Stadt lebt Fußball wie kaum eine andere, und beim BVB erhalten junge Spieler Einsatzzeiten", erklärte der Jungstar nach seiner Unterschrift - und lieferte seinem Arbeitgeber damit weitere Argumente, um die nächsten großen Talente nach Dortmund zu locken.
Investor-Info
Borussia Dortmund
Starke Phase
Fußball-Aktien sind riskant, weil die wirtschaftliche Entwicklung stark vom sportlichen Erfolg abhängt. Das Bankhaus Lampe berechnet den fairen Wert des BVB anhand von drei Komponenten: einem bereinigten Marktwert des Spielerkaders, der Nettoliquidität und dem Wert der Marke. Aktuell dürfte der Kurs vor allem durch das Potenzial der neuen Jungstars getrieben werden. Hinzu kommen technische Faktoren: Das Momentum ist hoch und zieht Investoren an, die Aktien anhand von Algorithmen auswählen. Das Papier sollte weiter Potenzial haben, eignet sich aber nur für risikofreudige Anleger und Fans.
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Bildquellen: Alexandre Simoes/Borussia Dortmund/Getty Images, VI Images via Getty Images
Nachrichten zu BVB (Borussia Dortmund)
Analysen zu BVB (Borussia Dortmund)
Datum | Rating | Analyst | |
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15.11.2024 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
01.10.2024 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
13.05.2024 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
30.08.2023 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
10.05.2022 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.11.2024 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
01.10.2024 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
13.05.2024 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
30.08.2023 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
10.05.2022 | BVB (Borussia Dortmund) Buy | Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA |
Datum | Rating | Analyst | |
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23.11.2017 | BVB (Borussia Dortmund) Neutral | Oddo Seydler Bank AG | |
29.11.2016 | BVB (Borussia Dortmund) Neutral | Oddo Seydler Bank AG | |
16.12.2014 | BVB (Borussia Dortmund) Halten | GSC Research GmbH | |
08.10.2010 | Borussia Dortmund GmbHCo halten | Bankhaus Lampe KG | |
10.06.2010 | Borussia Dortmund wurde ausgestoppt | Focus Money |
Datum | Rating | Analyst | |
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14.08.2007 | Borussia Dortmund verkaufen | GSC Research | |
19.06.2007 | Borussia Dortmund verkaufen | GSC Research | |
17.04.2007 | Borussia Dortmund Downgrade | GSC Research | |
18.08.2006 | Borussia Dortmund reduzieren | AC Research | |
22.05.2006 | Borussia Dortmund verkaufen | Euro am Sonntag |
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