Borussia Dortmund: BVB-Aktie - der neue Überflieger an der Börse

von Sven Parplies, €uro am Sonntag

Verkaufen oder halten? Glaubt man den Boulevardmedien, könnte Borussia Dortmund bis zu 100 Millionen Euro kassieren, wenn der Club seinen Starstürmer Pierre-Emerick Aubameyang zu einem anderen Club wechseln lässt. "Klar ist, dass es um eine exorbitante Höhe gehen würde", erklärt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Da der Spieler bis zum Sommer 2020 in Dortmund unter Vertrag steht, können sich die Westfalen Zeit lassen.

Geld bringt Aubameyang schon jetzt - durch seine Tore. In der Bundesliga ist der Na­tionalspieler aus Gabun in dieser Saison der erfolgreichste Schütze. In der europäischen Champions-League hat er die Borussia gerade in das Viertel­finale geschossen und dem Club damit nach Schätzung des Analysehauses Oddo Seydler rund elf Millionen Euro an Extraeinnahmen gesichert.

Über die Aktienmärkte kann jeder am Erfolg des BVB mitverdienen. Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KG ist der einzige börsennotierte Fußballclub in Deutschland. Die Stimmung ist derzeit prächtig: Die Borussen gehören zu den besten Mannschaften in Deutschland, spielen regelmäßig im Europapokal. Das bringt dank der großen und weiter wachsenden Popularität des Fußballs immer mehr Geld in die Konzernkasse.

Die deutsche Bundesliga und damit auch der BVB stehen vor einem besonders großen Sprung: Ab dem Sommer greift der neue Vertrag mit den Fernsehsendern. Die Borussia erwartet in der nationalen TV-Vermarktung für das kommende Geschäftsjahr einen Anstieg der Einnahmen von rund 45 Prozent. Die Übertragungsrechte sind neben Werbung, Spielbetrieb, Fanartikeln und möglichen Transfererlösen wichtigste Einnahmequelle der Borussia.

Die Rahmenbedingungen stimmen, die Risiken des Fußballgeschäfts aber sind groß. Die Verletzung eines wichtigen Spielers, ein falscher Pfiff des Schiedsrichters, ein Missgriff des Torwarts oder ein Fehleinkauf können einen Verein Millionen kosten. Sollte ein Club in die Zweite Liga absteigen, brechen die Einnahmen ein und können einen Verein womöglich in die Insolvenz treiben. Auch der BVB war vor nicht allzu langer Zeit in einer gefährlichen Schieflage, ist dank sportlicher Erfolge inzwischen aber bei ­einer Eigenkapitalquote von 67 Prozent in Top-Form.

Die Besonderheiten des Fußballgeschäfts machen es schwierig, einen fairen Preis der BVB-Aktie zu bestimmen. Gemessen an Manchester United ist Borussia ein Schnäppchen. Der britische Topclub ist auf Basis von Unternehmenswert und operativem Gewinn (Ebitda) doppelt so teuer wie der BVB. Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis ist die Kluft noch größer. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass Manchester dank seiner weltweiten Popularität und der hohen Ertragskraft des britischen Fußballs höhere Kennziffern verdient als ein deutscher Verein.

Das Bankhaus Lampe berechnet den Wert der Borussia-Aktie anhand von zwei Komponenten - dem bereinigten Wert des Spielerkaders sowie dem Markenwert des Clubs. Daraus ergibt sich ein Wert von sieben Euro je Aktie. Das würde Investoren beim BVB weitere Erfolgserlebnisse ermöglichen.

Fazit: Erfolge im Europapokal und der neue TV-Vertrag treiben derzeit den Kurs der BVB-Aktie. Langfristig hängt viel von der Transferpolitik ab. In der jüngeren Vergangenheit hat die Klubführung ältere Spieler teuer verkauft und die Lücken mit jüngeren Spielern geschlossen. Jeder Generationswechsel bringt aber neue Risiken. Der BVB gehört an der Börse neben Manchester United zu den seriös geführten Fußballclubs. Die Aktie eignet sich aber nur für mutige Investoren.