BMW gegen Daimler: Welche Aktie wirklich premium ist
Aktien-Duell: Diesel-Affäre, E-Mobilität, Roboterautos - die Premiumhersteller müssen angesichts der Herausforderungen Vollgas geben. Wer vorn liegt - und wer den besseren Plan hat.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Razzia am Münchner Petuelring: Ausgerechnet einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz durchsuchten 100 Mitarbeiter der Münchner Staatsanwaltschaft die BMW-Zentrale. Grund für die unangekündigten Besuche am Petuelring und im Motorenwerk des Münchner Premiumautobauers im österreichischen Steyr: der "Anfangsverdacht, dass die BMW AG eine prüfstandsbezogene Abschalteinrichtung hat", wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der DAX-Konzern wiederholte indes, dass es sich "nicht um eine gezielte Manipulation der Abgasreinigung" handle, sondern "eine korrekt entwickelte Software irrtümlich den falschen Modellversionen zugeordnet worden" sei.
Bei Vorlage der Bilanz am nächsten Tag verteidigte BMW-Chef Harald Krüger die Dieseltechnologie der Bayern als technologisch überlegen und mahnte erneut, Fahrverbote seien der falsche Weg, um die Stickoxid-Belastung in Ballungsräumen zu reduzieren. Öffentlicher Druck hierzulande und hohe Investitionen - im großen Stil auch in Zukunftstechnologien - zwingen offensichtlich auch BMW, die Selbstzünder kritischer zu sehen. Der Konzern will die Varianten seiner Dieselmotoren für einzelne Modelle reduzieren. Zudem wird geprüft, bei welchen der kleineren Fahrzeuge der Einsatz der Technik noch lohnt. Auf Veränderungen bei den Kundenpräferenzen zulasten des Diesel könne man auch in der laufenden Produktion schnell reagieren, sagt Krüger.
Bürde im Deutschland-Geschäft
Die vor allem in Deutschland heftig geführte Debatte um die Stickoxid-Emissionen der Diesel dämpft die Aktienkurse der Premiumhersteller. Die Aktien zählen - gemessen an ihren historischen Durchschnittsbewertungen - zu den günstigsten im DAX. Deutlich spüren die Unternehmen die Verunsicherung der Kunden in ihrem Deutschland-Geschäft. Hier ist der Dieselanteil mit über 57 Prozent bei BMW und knapp 53 Prozent bei der Daimler-Tochter Mercedes-Benz hoch. Global gesehen ist die Diesel-Debatte für die beiden Autobauer bei Weitem nicht so bedeutend, wie sie aus deutscher Perspektive erscheinen mag. So fällt im übrigen Europa das Diesel-Thema bisher nicht groß ins Gewicht. BMW und Daimler erwirtschaften über 80 Prozent ihrer Umsätze mit Autos außerhalb Deutschlands.
Was viele Börsianer zusätzlich verunsichert, ist die mögliche Neuordnung im globalen Premiumsegment. Hier liegen die Deutschen noch vorn. BMW und Daimler kontrollieren - zusammen mit Volkswagens Premiummarken - mehr als 80 Prozent des Markts. Für die Unternehmen zahlt sich das seit Langem mit hohen Gewinnen aus. Jüngster Beleg: Bestwerte in den Bilanzen von BMW und Daimler für 2017, starke Mittelzuflüsse aus dem Geschäft, hohe finanzielle Reserven und jeweils zweistellige Erhöhungen der Dividenden.
Enges Rennen an der Spitze
Im operativen Geschäft ist Daimler dank der zuletzt erfolgreicheren Modelle und eines stärkeren Wachstums in wichtigen Märkten wie USA und China an BMW vorbeigezogen. Auch bei der Ebit-Marge, einer wichtigen Vergleichsgröße, liegen die Schwaben mit 9,7 Prozent vor den Bayern (8,9 Prozent). Jedoch berücksichtigt Daimler bei der Berechnung der Marge auch ein Joint Venture in China. Rechne man das China-Geschäft der Bayern auch mit ein, liege die Marge von BMW rund einen Prozentpunkt höher, sagt Finanzchef Nicolas Peter. Damit läge BMW mit mehr als zehn Prozent Marge vor Daimler. Beides sind Spitzenwerte - das Rennen zwischen München und Stuttgart ist eng.
Wichtiger sind jedoch die Zukunftstechnologien: die Strategien für Elektro- und Hybrid-Antriebe sowie autonomes Fahren. Bisher garantieren die technisch ausgereiften Verbrennerantriebe den deutschen Premiumherstellern hohen Margen. Doch im Zeitalter der Elektromobilität gelten neue Regeln. Der Antrieb eines Elektroautos ist vergleichsweise einfach aufgebaut: Es gibt Module aus Batteriezellen, Leistungselektronik und Elektromotor. Hier ist vor allem die chinesische Konkurrenz schon recht weit. Build your Dreams (BYD), einst ein Batteriehersteller, ist der weltgrößte Hersteller von Elektroautos und die Nummer 1 in China. Geely, die vom chinesischen Unternehmer Li Shufu gegründete Firma, hat ebenfalls früh auf Elektroautos gesetzt und will bis 2020 mit Stromern 90 Prozent des Umsatzes einfahren. Zusätzlich zu Elektro-Pionier Tesla müssen sich BMW und Daimler also auch in China auf starke Konkurrenz einstellen.
Bis 2025 wollen die Deutschen 15 bis 25 Prozent ihrer Autos mit elektrifizierten Antrieben anbieten und ab 2021 selbstfahrende Roboterautos auf den Markt bringen. BMW hat als deutscher Elektropionier bereits viele i3, inzwischen in der zweiten Generation, auf der Straße. Über 100.000 elektrisch angetriebene Autos, einschließlich der Hybrid-Varianten hat BMW 2017 verkauft. Die Bayern sehen sich hier als Europas Nummer 1. Der Konzern setzt auf Baukästen und Plattformen mit vielen gemeinsamen Komponenten, um in der Produktion schnell zwischen Verbrennungsmotor und Elektro-Hybriden und künftig auch Stromern wechseln zu können. Der kürzlich angekündigte Stromer i4 dürfte die Stärke der Bayern im Zukunftsmarkt bestätigen.
Daimler setzt mit EQ auf eine eigenständige Plattform für Elektromobile und wird hier bis 2025 zehn Milliarden Euro investieren - nach Einschätzung von Analysten deutlich mehr als BMW. Schließlich haben die Schwaben hier noch Nachholbedarf. Für den Aufruhr, den das Diesel-Thema in der Branche verursacht, gilt das sicher nicht.
Investor-Info
BMW
Pionier der E-Mobilität
Nach 103.000 elektrifizierten Autos im Jahr 2017 will BMW 2018 über 140.000 E-Autos verkaufen. Zudem wird das überdurchschnittlich profitable SUV-Segment ausgebaut: neue Versionen des X5 und X3, die zusätzliche Modelle X2 und X4 und im vierten Quartal der X7. Als Premiumanbieter im Vergleich zum Rivalen Daimler ist BMW mit Nutzfahrzeugen (Lkw, Busse, Vans) fokussierter aufgestellt.
Daimler
Wieder aufgeholt
Drei Milliarden Euro werden in neue Werke in Mexiko, Ungarn und China investiert. Die Anzahl verkaufter Autos soll sich Richtung drei Millionen bewegen; 2017 waren es 2,4 Millionen. Mit Li Shufu, Chef des chinesischen Autobauers Geely, hat Daimler einen neuen Großaktionär mit 9,7 Prozent der Anteile.
Sein Einfluss könnte nützlich sein. Attraktive Modelle und E-Auto-Strategie. Kaufenswert.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Roberto Machado Noa/LightRocket via Getty Images, Johannes Simon/Getty Images
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Analysen zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
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22.11.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Outperform | Bernstein Research | |
11.11.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
05.11.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
30.10.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
29.10.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Deutsche Bank AG |
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11.11.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
05.11.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
30.10.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
29.10.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Buy | Deutsche Bank AG |
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28.10.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Halten | DZ BANK | |
03.10.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Equal Weight | Barclays Capital | |
20.09.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Halten | DZ BANK | |
10.07.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Halten | DZ BANK | |
23.02.2024 | Mercedes-Benz Group (ex Daimler) Hold | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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17.12.2021 | Daimler Hold | HSBC | |
18.02.2021 | Daimler Sell | Warburg Research | |
02.02.2021 | Daimler Verkaufen | DZ BANK | |
26.10.2020 | Daimler Verkaufen | DZ BANK | |
07.10.2020 | Daimler Sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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