Bechtle: Umsatzbringer auf Lager
Das IT-Systemhaus Bechtle mit Sitz im schwäbischen Neckarsulm will Europas Nummer 1 werden. Gleichzeitig stellt Vorstandschef Thomas Olemotz höhere Gewinnmargen in Aussicht.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Die Kreidetafel, vor der Schüler noch immer unterrichtet werden, hat bald ausgedient. Bald werden in den Klassenzimmern digitale Tafeln installiert. Statt in Büchern lesen die Schüler am Tablet. Viele Rektoren, vor allem in Baden-Württemberg, haben das schwäbische IT-Systemhaus Bechtle mit dem Aufbau neuer IT-Strukturen an ihren Schulen beauftragt. Die Aussichten für den Marktführer in Deutschland sind gut. Ab 2019 will die Bundesregierung fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung der Bildungseinrichtungen locker machen. "Den digitalen Wandel an den Schulen kann kein computerbegeisterter Lehrer einfach so nebenbei organisieren, wie das in der Vergangenheit oft der Fall war", heißt es bei dem IT-Dienstleister.
Im Deutschland-Geschäft, das 2017 rund zwei Drittel von 3,6 Milliarden Euro einspielte, setzt Bechtle während der nächsten fünf Jahre auf deutliche Zuwächse durch die Digitalreform an Schulen. Hierzulande sind die Schwaben als IT-Dienstleister für mittelständische Firmenkunden bereits die Nummer 1, vor ihrem Münchner Rivalen Cancom. Um mit Bechtle auch in Europa an die Spitze zu rücken, avisiert Chef Thomas Olemotz für 2020 fünf Milliarden Euro Umsatz an - knapp 40 Prozent mehr in nur drei Jahren.
Kauf beschleunigt Wachstum
Der erste große Schritt auf diesem Weg ist die im Juli angekündigte, bisher größte Übernahme in der Geschichte der TecDAX-Firma. Für rund 100 Millionen Euro schnappen sich die Schwaben die französische Inmac Wstore, eine Tochter der US-Firma Systemax. Zu Beginn des vierten Quartals soll der Kauf abgeschlossen sein.
Im vergangenen Jahr schafften die Franzosen mit 400 Mitarbeitern rund 420 Millionen Euro Umsatz. Zum Vergleich: Bechtle setzte im Onlinehandel 2017 gut eine Milliarde Euro um. Bechtles zweite große Sparte, IT-Systemhaus & Managed Services, steuerte 2,5 Milliarden Euro bei. In Frankreich, wo Bechtle seit dem Jahr 2000 mit drei Marken präsent ist, war Inmac Wstore der "Wunschkandidat", hatte Olemotz bei Bekanntgabe des Kaufs gesagt.
Die Marke bleibt erhalten und das Management weitgehend an Bord. Mit der neuen Tochter steigen die Verkaufszahlen auf Bechtles Onlineplattform deutlich, während die Kosten im Einkauf sinken. Unterm Strich verbessert sich damit die Marge.
Auch vor dem wichtigen Zukauf lief es rund. Nicht zuletzt, weil man Konkurrent Cancom Marktanteile abluchste, legte der Umsatz während der ersten sechs Monate um 18 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zu. Für den Ausbau des Cloud-Geschäfts hat Olemotz im Januar die Schweizer Technologiefirma Acommit gekauft und im Mai Evolusys, ebenfalls aus der Schweiz.
Den Auftragseingang bezeichnet Olemotz als "heiß" und hat deshalb die Ziele für das laufende Jahr jüngst erhöht: aus einem "deutlichen" Wachstum bei Umsatz und Ergebnis wurden "prozentual zweistellige Zuwächse". Auch ohne die Übernahme wäre der Ausblick angehoben worden, schätzen die Analysten von M.M. Warburg.
Währenddessen bleibt das IT-Unternehmen auf Einkaufstour. Olemotz verhandelt mit IBM über den Kauf des deutschen "Support Operations"-Segments. Die Schwaben könnten ihr großes Wachstumsziel auch früher erreichen.
Investor-Info
Bechtle
Zweistellige Zuwächse
Bei geschätzt 5,2 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2020 erwarten Analysten, dass Deutschlands größtes IT-Systemhaus für mittelständische Firmen sein großes Ziel erreichen wird. Ähnlich wie im Vorjahr rechnen die Experten auch für 2018 und 2019 bei den Erlösen mit Zuwächsen von jeweils mehr als 15 Prozent. Gelingt der Zukauf in Frankreich, sollten sie noch höher ausfallen. Der Gewinn je Aktie
soll bis 2019 jährlich um mehr als 17 Prozent zulegen. Teuer, aber aussichtsreich.
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