Euro am Sonntag-Aktien-Check

Ausweg bei Fresenius? Probates Mittel aufgetaucht

07.03.18 15:00 Uhr

Ausweg bei Fresenius? Probates Mittel aufgetaucht | finanzen.net

Die Übernahme des US-Generikaherstellers Akorn liegt den Fresenius-Aktionären schwer im Magen. Jetzt könnte sich überraschend ein günstiger Ausweg ergeben.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Damit sorgte Stefan Sturm bei Aktionären für spürbare Erleichterung: "Sollten sich die Vorwürfe als stichhaltig erweisen und so materiell sein, dass dadurch unsere Ziele beeinträchtigt würden, werden wir von dem Vertrag zurücktreten", sagte der Fresenius-Chef. Es geht um die zweitgrößte Akquisition des Gesundheitskonzerns überhaupt - nach dem Kauf des spanischen Krankenhausbetreibers Quironsalud für 5,8 Milliarden Euro: Akorn. Im vergangenen Frühjahr hatte Sturm den Deal mit dem US-Hersteller von flüssigen Nachahmermedikamenten gemeldet, 4,4 Milliarden Euro legte Fresnius hin. Strategisch sinnvoll, weil die Palette die des DAX-Konzerns ergänze, aber zugleich sehr teuer - so die Expertenkommentare.



Fresenius hat sich in vielen Jahren den Ruf erworben, Übernahmen besonders akkurat zu planen und sie in Rekordzeit zu integrieren. Doch Akorn legte wenige Wochen nach der Bekanntgabe enttäuschende Zahlen für das zweite Quartal vor. Im Verlauf des Jahres wurden die Berichte der Amerikaner nicht viel besser. Der DAX-Titel ging nach jahrelangem Höhenflug in den Sinkflug über. Die Übernahme, die 2017 abgeschlossen werden sollte, ist immer noch nicht durch - womöglich zum Vorteil der Fresenius-Aktionäre.

Zwischenzeitlich wurden den Bad Homburgern Hinweise zugespielt, wonach Akorn in der Produktentwicklung fehlerhaft gearbeitet habe. Womöglich wurde ­gegen Vorschriften der US-Zulassungsbehörde FDA verstoßen. Die Deutschen haben eine externe Untersuchung veranlasst.

Juristisch knifflig

Der Aktienkurs sprang nach Sturms Aussage deutlich an. So mancher Aktionär hofft, dass das Unternehmen glimpflich aus dem bislang belastenden Geschäft he­rauskommt. Der Chef stellte jedoch klar, dass man sich nicht unter allen Umständen von dem Deal verabschieden wolle. Bei schwerwiegenden Vertragsverletzungen will der Chef zwar die Reißleine ziehen. Ein rechtlich fragwürdiger Bruch mit den Amerikanern könnte aber teuer werden und einen jahrelangen Rechtsstreit auslösen: Die Aktie von Akorn brach schließlich bereits um fast 40 Prozent ein. Finden die Gutachter weniger schwere Fehler, könnte der Fresenius-Chef zumindest nachverhandeln.

Sturm will mit der Übernahme dem sich verschlechternden Wettbewerbsumfeld in den USA begegnen. Die Verhandlungsmacht der Großkunden wird dort immer stärker. Die Margen der Infusionstochter Fresenius Kabi, der Akorn zugeschlagen werden soll, drohen laut Analysten im ersten Halbjahr unter Druck zu geraten.



Sturm rechnet auch im laufenden Jahr mit neuen Rekorden beim Ergebnis von Kabi, das zuletzt knapp 20 Prozent Ebit-Marge erreichte. Auch der Ausblick für den Gesamtkonzern bleibt robust: Beim Umsatz soll es 2018 um fünf bis acht Prozent vorangehen, beim Ergebnis um sechs bis neun Prozent. Das Tempo lässt damit etwas nach. 2017 war der DAX-Konzern akquisitionsbedingt um 15 Prozent auf 34 Milliarden Euro Umsatz gewachsen und hatte den Gewinn um 19 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro gesteigert.







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Bildquellen: Morsa Images/Getty Images, Fresenius

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