Euro am Sonntag

Adidas, Kuka & Dürr: Wo China noch richtig Spaß macht

16.12.15 03:00 Uhr

Adidas, Kuka & Dürr: Wo China noch richtig Spaß macht | finanzen.net

Chinas Wirtschaft schwächelt, das trifft vor allem die Industrieproduktion und das Exportgeschäft. Die Krise spüren zahlreiche deutsche Konzerne - aber längst nicht alle. €uro am Sonntag hat Unternehmen gefunden, die sich bislang immun gegen die Krise zeigen.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Der Megaboom flaut ab. Auch die Regierung in Peking muss es eingestehen: Im laufenden Jahr wächst die Wirtschaftsleistung der größten Volkswirtschaft der Erde noch mit rund sieben Prozent. Es wäre der kleinste Zuwachs seit einem Vierteljahrhundert. Für 2016 erwarten Ökonomen gar nur noch ein Plus von 6,5 Prozent. Für viele westliche Firmen, insbesondere Exporteure, sind das keine guten Nachrichten, sorgte die Wirtschaft des Reichs der Mitte doch in den vergangenen Jahren für gute Absatzchancen und sprudelnde Gewinne. Pekings Plan sieht vor, dass die abflauende Konjunktur in der Industrie zunehmend durch eine Belebung im Konsumsektor abgefedert werden soll. Allerdings ist der private Verbrauch noch nicht stark genug, um die Schwäche auszugleichen.

Pekings Roboterrevolution

In der Wachstumsspur bleiben jedoch Firmen, die Produkte mit einem Alleinstellungsmerkmal herstellen. Das sind beispielsweise Unternehmen, die in Märkte liefern, die staatlich gefördert werden. Oder solche, die bei Konsumenten begehrte Marken besitzen.


€uro am Sonntag hat einige dieser Überlebenskünstler ausgemacht. Große Chancen bietet etwa der Maschinen- und Anlagenbau, eine der deutschen Vorzeigebranchen. Pekings Regierung plant, aus der Volksrepublik bis zu ihrem 100. Geburtstag im Jahr 2049 eine "Industriesupermacht" zu formen. Die Partei-Agenda "Made in China 2025" orientiert sich an den Standards, die auch den Fortschritt der Fertigung an westlichen Standorten prägen: Automatisierung und Digitalisierung - auch als Industrie 4.0 bekannt.

"Die Regierung hat Robotik auf den Wirtschaftsplan 2025 als Schlüsselbranche gesetzt", berichtet Till Reuter, Chef des Roboterbauers Kuka, freudig. Allein in Chinas Elektronikbranche arbeiten acht Millionen Menschen, von denen ein Viertel mit Routineaufgaben beschäftigt ist. Nach Schätzungen der Schwaben hat die Branche langfristig Bedarf für 500.000 bis 800.000 Roboter.


Um den chinesischen Markt besser zu bedienen, haben die Augsburger in der Nähe von Shanghai ein eigenes Werk mit einer Jahreskapazität von 5.000 Robotern gebaut und betreiben in Kooperation mit einem Partner eine weitere Produktion. Die konjunkturelle Abkühlung lässt den Robotermarkt bisher kalt. Seit 2010 hat die Anzahl der verkauften Maschinen laut dem Weltverband International Federation of Robotics (IFR) jährlich um 60 Prozent zugelegt. China ist seit drei Jahren der größte Robotermarkt der Welt. Pro 10.000 Beschäftigten in Chinas Autosektor, der von westlichen Firmen dominiert wird, werden erst 281 Roboter eingesetzt. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 1.140, in Japan sogar 1.520.

Außerhalb der Autoindustrie wird der Robotereinsatz ebenfalls forciert, auch hier ist der Abstand Chinas zu anderen Ländern gewaltig. Der Branchenverband IFR geht davon aus, dass bis 2018 mehr als jeder dritte neue Industrieroboter in China in Betrieb geht. Die Nachfrage belebt die gesamte Branche. Mit jährlichen Wachstumsraten von 15 Prozent soll sich der globale Absatz bis 2017 auf 428.000 verkaufte Roboter fast verdoppeln.

Made in Germany gefragt

Mit Automatisierung auf einem speziellen Feld macht Dürr gute Geschäfte. Die Firma aus Bietigheim-Bissingen ist mit mehr als 50 Prozent des Weltmarkts die Nummer 1 bei Autolackieranlagen. Seine Lackierroboter entwickelt das Unternehmen selbst. Inzwischen leisten sich immer mehr chinesische Autokonzerne die Technik aus Schwaben.


"Der Auftragseingang im dritten Quartal lag auf hohem Niveau. Chinesische Hersteller hatten daran einen ungewöhnlich hohen Anteil", sagt Vorstand Ralf Dieter. Im Zahlenwerk des MDAX-Konzerns macht sich das schwächere Wirtschaftswachstum in der Volks­republik bislang nicht bemerkbar.

Auch in der Digitalisierung, der künftigen Vernetzung der Lackieranlagen via Web, baut Dürr eigenes Know-how auf. Vor Kurzem schnappte sich das Unternehmen deshalb Itac Software, einen Spezialisten für Programme, die Informationen von vernetzen Steuerungssystemen in Produktionsanlagen sammeln und auswerten, um die Fertigung effizienter zu machen. Dies geschieht etwa durch eine bessere Steuerung des Ma­terialverbrauchs oder durch den rechtzeitigen Austausch von Einzelteilen.

Viele chinesische Firmen leisten sich den neuesten Stand von "made in Germany", um für die zunehmende Digitalisierung gerüstet zu sein. Der Grund: Effizientere Produktionsanlagen sparen Zeit und Kosten. Auch Konsumenten zeigen sich zunehmend interessiert an einem gutem Preis-Leistungs-Verhältnis - und werden wegen der Konjunkturschwäche knausriger, wenn es um echten Luxus geht. Unternehmen wie LVMH oder Prada spüren das inzwischen deutlich. Auch neue Gesetze zur Eindämmung der Bestechung begünstigen die neue Bescheidenheit.

Weniger Luxus, mehr Sport

Westliche Marken, die sich auch die Mittelschicht leisten kann, bleiben hingegen begehrt. Besonders in: ein sportliches, cooles Outfit - Bekleidung und Schuhe von Marken wie Adidas oder Nike. Ein Beispiel: Der weltweit größte Schuhhändler Belle gleicht in seinem China-Geschäft Rückgänge bei Luxusschuhwerk von Prada, Salvatore Ferragamo oder Jimmy Choo durch höheren Absatz von Adidas oder Nike aus.

Adidas-Lenker Herbert Hainer spürt in China "nichts von einer Krise". Das ist eine sehr gute Nachricht für die Aktionäre: Denn der Konzern aus Herzogenaurauch spielt dort inzwischen 15 Prozent des Umsatzes und sogar ein knappes Drittel des operativen Gewinns ein. Während die Franken in Nordamerika und Europa von der Konkurrenz, insbesondere von Nike, gebremst werden, sprinten sie in China nach vorn.

Chef Hainer sieht den Trend noch lange nicht am Ende. Sport werde mit zunehmendem Wohlstand auch für die Chinesen ein noch größeres Thema. Die Gesundheit der Bevölkerung wird schon heute von der Regierung gefördert. Wang Jianlin, Boss des größten Sport­event-Veranstalters der Welt, der Wanda Group in Peking, hat ebenfalls "gewaltiges Potenzial" ausgemacht.

Wang, zu dessen Portfolio auch Spaniens Fußballclub Atletico Madrid zählt, macht eine eigene Rechnung auf: "Im Vergleich zu Amerika hat China eine vierfach größere Bevölkerung und erst einen Minimarkt für Sport."

Verlässliche Zahlen über die aktuelle Größe des Sportmarkts gibt es bisher nicht. Allerdings geben die Planer in ­Pekings Parteizentrale für das Jahr 2025 schon jetzt eine Zahl vor: Der Umsatz in Chinas Sportindustrie soll dann bei umgerechnet knapp 790 Milliarden Dollar liegen.

Investor-Info

Adidas
Volle Bücher

Während seiner 15 Jahre an der Spitze habe er die Orderbücher noch nie so voll gesehen, sagt Chef Herbert Hainer. Rückschläge in Amerika und Russland belasten zwar, dank China und des brummenden Fußballausrüstergeschäfts bleibt das aber im Hintergrund. 2016 will Hainer die Margen stabil halten - trotz negativer Währungseffekte, höherer Marketingkosten und steigender Lohnkosten in Schwellenländern. Das wird nicht einfach. Spekulative Anleger steigen ein.

Kuka
Prima in China

Über Zukäufe hat der größte Roboterlieferant der Autobranche seine Präsenz in Industrien außerhalb der Fahrzeugbranche ausgebaut, um stärker vom Automatisierungstrend zu profitieren. In China soll der Automatisierungs­markt doppelt so schnell wachsen wie im Rest der Welt. Für 2015 und 2016 erwarten Analysten 35 Prozent und 25 Prozent Gewinnzuwachs. Die Aktie ist zwar teuer, positive Überraschungen sind aber gut möglich.

Dürr
Alles im Lack

Nach starken Neunmonatszahlen hat Dürr die Jahresprognose erhöht - auch dank des höheren Umsatzes mit chinesischen Autokonzernen. Für 2016 ist ein erheblicher Teil der Erlöse schon gesichert. Für das laufende Jahr plant der Marktführer bei Lackieranlagen inzwischen mit 3,7 Milliarden Euro Umsatz. Das Gewinnwachstum für 2015 und 2016 schätzen Analysten auf zwölf beziehungsweise gut 15 Prozent. Die Aktie bleibt aussichtsreich.

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